Als der Luxuskonzern LVMH im Januar unter der Sonne Dubais die Neuheiten seiner Uhrenmarken präsentierte – darunter Hublot, Bulgari und TAG Heuer – schien die Welt noch weitgehend in Ordnung. Same procedure as every year. Auch Mitte Februar hielt sich dieses Gefühl der Normalität, als die Fachmesse Inhorgenta in München ihre Hallentore öffnete. Ja, da waren die besorgniserregenden Ereignisse in China, Ausgangssperren und geschlossene Geschäfte. Nicht gut für eine Branche, die je nach Marke zum Teil deutlich über die Hälfte ihres Geschäfts in Fernost macht. Aber auch keine Katastrophe. Die folgte dann jedoch einen knappen Monat später. Über Nacht änderte sich nahezu alles, und die erfolgsverwöhnten CEOs der großen wie kleinen Manufakturen mussten in den Krisenmodus umschalten.
Jean-Christophe Babin von Bulgari bekannte damals freimütig: „Ich musste noch nie in so kurzer Zeit so viele Entscheidungen treffen.“ Sein Kollege Matthias Breschan – damals noch an der Spitze von Rado, heute bei Longines am Ruder – hatte sich Anfang Mai bereits von den bis dato gehegten Umsatzzielen verabschiedet. Gleichwohl sah er auch Chancen: „Die Rückbesinnung auf verlässliche Qualität und nachhaltigen Konsum könnte für die Schweizer Uhrenindustrie durchaus positive Effekte haben!“ Ähnlich zuversichtlich zeigte sich auch eine der wenigen Frauen in der CEO-Riege, Catherine Rénier von Jaeger-LeCoultre. Für sie stehen ein immer besserer Service – stationär wie virtuell – und weitere Schritte zur Gleichberechtigung von Frauen im Business ganz oben auf der To-do-Liste der Branche. Ihr motivierendes Mantra: „Ziele auf den Mond, dann landest du auf jeden Fall zwischen den Sternen, selbst wenn du daneben triffst“.
Das war dringend notwendiger (Zweck-)Optimismus, vor allem in den ersten Monaten der Pandemie, in der es für die Uhrenwelt eine negative Schlagzeile nach der anderen zu ertragen gab. Geschlossene Boutiquen und Fertigungsstätten, abgesagte Messen in Genf und Basel , wieder und wieder verschobene Neuheiten, Händlergespräche über Zoom, Lockdown statt Business Class. Wann würden die Uhrmacher wieder ans Werk gehen können? (Ab Mitte Mai.) Wären Lieferengpässe und Preissteigerungen zu befürchten? (Nicht dramatisch.) Würde der Gebrauchtmarkt an Dynamik zulegen? (Hier wurde defintiv von der vorübergehenden Knappheit profitiert.) Und, für viele Fans fast noch wichtiger: Kommen neue Modelle von Patek Philippe, von Rolex, von Omega? (Ja, wenn auch teils um Monate verspätet.)
Ein Ausnahmejahr, keine Frage, und natürlich nicht nur für die Luxus- und Uhrenmarken. Die konnten schon im Frühsommer wieder Zuversicht verbreiten, schließlich bewegten sich die Zahlen in China dann bereits wieder auf Vorjahresniveau. Der Abgrund rückte in beruhigende Ferne.
Macht es in einer so besonderen Situation überhaupt Sinn, die besten Uhren gegeneinander antreten zu lassen? Könnte und sollte es einen Capital Watch Award 2020 geben? Unbedingt, das war nach Sichtung der Einreichungen der rund 180 Modelle von 56 Marken rasch klar. Denn: Trotz schlafloser Nächte, getrübter Bilanzen und einer wolkenverhangenen Zukunft, hat die Branche nichts von ihrer Kreativität, ihrem Ingenieurswissen und ihrer Innovationskraft eingebüßt. Das konnte auch unsere 20-köpfige Jury aus Uhren- und Lifestyle-Experten nach einem intensiven Auswahlprozess bestätigen. Ihr Fazit: „Ein erstaunlich starker Jahrgang!“
Doch überzeugen Sie sich selbst: Hier sind sie, die elf Gewinner des 3. Capital Watch Award – die besten Uhren des Jahres 2020. Allen Siegern unseren herzlichsten Glückwunsch!
Capital watch Award 2020

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Genau 15 Jahre nach seiner Premiere erhielt dieses Modell ein neues Manufakturkaliber. Hierbei wanderte die Anzeige für Tag/Nacht ins Zentrum der beiden Zeitkreise. Die zweite Zeitzone ist weiterhin auf einen Blick ersichtlich und der äußere Ring weist Referenzstädte auf, die 1884 festgelegt wurden. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber L141.1 (Werk), Weißgold (Gehäuse), Zifferblatt aus massivem Silber, Alligatorband, 41,9mm Durchmesser, wasserdicht bis 30m, 72 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 48.000 Euro, limitiert

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Der erste Chronomat wurde 1984 präsentiert, mitten im Quarzboom. Als Basis diente damals der Chronograph Frecce Tricolori, der in Zusammenarbeit mit der berühmten italienischen Flugstaffel entwickelt wurde und ein Jahr zuvor herauskam. Charakteristisch bis heute: die Lünette mit den vier Reitern und das Rouleauxband. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber B01 (Werk), Edelstahl (Gehäuse), schwarzes Zifferblatt, Rouleauxband, 42mm Durchmesser, wasserdicht bis 200m, 70 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 7900 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Wie bei dem Familienunternehmen üblich, stammt auch das Roségold für das Gehäuse dieser Uhr aus nachhaltiger und sozial fairer Quelle. Das COSC-zertifizierte Chronometer-Werk mit ewigem Kalender samt Schaltjahr wird von zwei übereinander gelagerten Federhäusern angetrieben, der sogenannten „Chopard Twin Technologie“. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber L.U.C 96.22-L (Werk), Roségold (Gehäuse), Zifferblatt, Alligatorband, 43mm Durchmesser, wasserdicht bis 30m, 65 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 48.300 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Das Motiv geschmückter Kutschenpferde auf dem Zifferblatt greift das Design des Seidencarrés „Harnais Français Remix“ auf. Hierfür wurde bemaltes und graviertes Porzellan appliziert, die Bandanstöße haben zudem die Anmutung von Steigbügeln. Das U(h)rmodell entwarf Henri d’Origny 1978. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber H1912 (Werk), Weißgold mit 82 Diamanten (Gehäuse), Zifferblatt mit Porzellanappliken, Alligatorband, 38mm Durchmesser, wasserdicht bis 30m, 50 Stunden Gangreserve. PREIS: auf Anfrage

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Eine besonders stimmige, nautisch anmutende Variante der Bestseller-Reihe „Portugieser“ im Farbmix Rotgold und Blau. Durch die Konstruktion mit Teilen aus verschleißfreier Keramik baut der Pellaton-Aufzug in zwei Federhäusern eine Gangreserve von sieben Tagen auf. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber 52010 (Werk), Rotgold (Gehäuse), blaues Zifferblatt mit applizierten arabischen Zahlen, Alligatorband von Santoni, 42,3mm Durchmesser, wasserdicht bis 30m, 168 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 22.300 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Auf der Himmelsscheibe dieses aufwändigen Modells sind die Sternbilder der nördlichen Hemisphäre zu sehen, das fliegende Tourbillon zeigt die Sternzeit an. Für die Minutenrepetition wurden die Tonfedern zur Klangverstärkung direkt auf das Kristallglas gelötet. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber 945 mit Handaufzug (Werk), Rotgold mit 44 Diamanten im Baguette-Schliff (Gehäuse), schwarzes Zifferblatt mit lasergeschweißter Ornamentik in Rotgold, 45mm Durchmesser, wasserdicht bis 50m, 40 Stunden Gangreserve. PREIS: auf Anfrage, limitiert

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Seit 1845 ist Glashütte DIE deutsche Uhrenstadt, weshalb sich dieses Jubiläumsmodell auch betont klassisch gibt: römische Ziffern und ebensolches Datum, Glashütter Streifenschliff auf den Werkoberflächen, gebläute Zeiger, Bodengravur und „Eisenbahnminuterie“. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber DUW 6101 (Werk), Edelstahl (Gehäuse), emailleweißes Zifferblatt, Armband aus Pferdeleder von Horween, 40,5mm Durchmesser, wasserdicht bis 50m, 42 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 3216 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Die Uhr, die am Arm des britischen Geheimagenten in „Keine Zeit zu sterben“ eine Nebenrolle spielt, ist aus Titan Grade 2 mit einer Lünette und einem Zifferblatt aus braunem Aluminium. Das als Master Chronometer zertifizierte Werk widersteht Magnetfeldern von bis zu15.000 Gauß. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber 8806 (Werk), Titan (Gehäuse und Armband), Zifferblatt, Armband, 42mm Durchmesser, wasserdicht bis 300m, 55 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 8600 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Die dritte Generation der Smartwatch des Hauses beheimatet den Prozessor Qualcomm Snapdragon Wear 3100 und ist mit allen gängigen Tracking-Funktionen sowie diversen digitalen Zifferblättern ausgerüstet. Das Titangehäuse und die Keramiklünette vermitteln Wertigkeit, das OLED-Display ist mit 326ppi aufgelöst. BASISDATEN (AUSZUG): Titan (Gehäuse), Zifferblatt, Kautschukarmband, 45mm Durchmesser, wasserdicht bis 50m. PREIS: circa 2250 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Diese neue Version des Flagschiff-Modells der Marke nimmt Bezug auf die erste blaue Tudor-Taucheruhr aus dem Jahr 1969. Im selben Jahr folgte der „Snowflake“-Stundenzeiger, der bis heute ein Erkennungsmerkmal geblieben ist. Neu auch das NATO-Armband aus einer französischen Manufaktur. BASISDATEN (AUSZUG): Kaliber MT5402, Edelstahl (Gehäuse), blaues, gewölbtes Zifferblatt, NATO-Armband mit Silberstreifen, 39mm Durchmesser, wasserdicht bis 200m, 70 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 3060 Euro

WAS DIESE UHR BESONDERS AUSZEICHNET: Die erste Uhr der Marke, die von Grund auf für Damen entwickelt wurde, gibt sich sportlich robust und zugleich mit elegant urbanem Flair. Etwa mit dem angedeutete Nachthimmel über einer quirligen Großstadt. Das Modell kommt mit drei weiteren Armbändern. BASISDATEN (AUSZUG): Edelstahl (Gehäuse und Armband), Lünette und Indexe mit Brillanten besetzt, 36mm Durchmesser, wasserdicht bis 100m, 50 Stunden Gangreserve. PREIS: circa 8600 Euro