Wenn ich Dubai besuche, dann meist im Rahmen einer geplanten Verschnaufpause. Früher habe ich Direktflüge bevorzugt: Lieber litt ich 14 Stunden unter Enge, trockener Luft und Langeweile als zweimal sieben – unterbrochen vom Stopover in irgendeinem gesichtslosen Flughafenhotel.
Auf meinem Rückflug von Mauritius nach Deutschland erkenne ich nun den Wert solcher Zwischenstopps: Sechs Stunden dauert es von dem Inselparadies nach Dubai, wo ich zwei Nächte verbringe, um danach entspannt und erfrischt sechs weitere Stunden nach Hamburg zu jetten. Und, übrigens: Wer von Europa nach Asien oder in den Mittleren Osten unterwegs ist, dem kann ich Emirates nur empfehlen. Eine Airline auf Weltklasse-Niveau, mit pünktlichen Flügen, leckerem Essen an Bord und ausgesprochen freundlichem Personal. Die Business-Class bietet zudem eine Weinauswahl wie in einem Gourmetrestaurant. Von deutschen und vielen europäischen Fluggesellschaften kann ich so positiv leider nicht schreiben.
Zurück zu meinen 48 Stunden in der Wüstenmetropole Dubai. Die Mission: Ich will das Siro One Za'abeel, nach eigenen Angaben ein „Active Lifestyle & Business Hotel“, unter die Lupe zu nehmen. Es liegt im Herzen der Stadt, nur knapp 15 Autominuten vom Flughafen entfernt. Das Haus wurde im Februar 2024 eröffnet und ist Teil der Hotelkette Kerzner International, der auch die Marken „Atlantis“, „One&Only“ und „Rare Finds“ gehören. Weitere Siro-Ableger entstehen derzeit in Montenegro, Mexiko, Saudi-Arabien und Tokio.
Jung, schön, reich und gesundheitsbewusst
Vor dem Portal stehen Luxuskarossen im Millionenwert: Porsche, Rolls-Royce, Lamborghini, Ferrari… Ich scheine als Einziger ganz bescheiden mit dem Taxi vorgefahren zu sein. Die Gäste hier sind jung, sie verfügen offenbar über beträchtliche Mittel – und sie geben dieses Geld aus. Solange die Qualität stimmt. Mir begegnet ein bunter Mix aus Einheimischen, Urlaubern aus dem Ausland sowie Expats und deren positive Energie ist ansteckend.
In den nächsten zwei Tagen werde ich zwar aus dem Schwärmen kaum herauskommen, doch mein Start im Siro gestaltet sich holprig. Um zur Rezeption zu gelangen, fahre ich mit dem Lift zum 25. Stock des Wolkenkratzers, in dem sich das Hotel befindet. Dort angekommen, muss ich einen weiteren Aufzug auf die 30. Etage nehmen. Weil es weder eine deutliche Beschilderung noch – in diesem Moment – hilfreiches Personal in der Nähe gibt, folgen einige Irrungen und Wirrungen bis ich endlich eingecheckt, auf meinem Zimmer und im Bett bin.
Die Schalldämmung der Fenster und Wände ist in Ordnung. Bloß an der Decke, genau über meinem Kopf, leuchtet eine kleine Lampe grell und hartnäckig, die sich partout nicht ausknipsen lässt. Während ich mich müde herumwälze, formuliere ich mein vorläufiges Urteil: unbedingt meiden.
Oh, wie ich mich mit diesem Zwischenfazit getäuscht habe. Das Siro One Za'abeel ist geradezu eine Offenbarung, und das erste wirklich neue Hotelkonzept der letzten 20, vielleicht sogar 30 Jahre!
Ein Haus mit vier innovativen „Säulen“
Die Macher haben eine ganz bestimmte Zielgruppe analysiert, verstanden und mit diesem Haus perfekt bedient. Die Rede ist von wohlhabenden Millennials und den Generationen Y und Z, die einem LOHAS-Lebensstil frönen, kurz für „Lifestyles of Health and Sustainability“. Alles und jeder hier wirkt gesund, fit, fröhlich und ungemein attraktiv.
Die vier Säulen des Konzeptes sind Fitness, Erholung, Schlaf sowie Ernährung und es wird auf höchstem Niveau und bis ins kleinste Detail umgesetzt. Schon die Zimmer sind mit Sportgeräten ausgestattet, die Minibar mit kostenlosen Proteinshakes bestückt. Auf der großen Leinwand, die in jedem Zimmer den Fernseher ersetzt, kann man zwischen zahlreichen Yoga-, Fitness- und Einschlafkursen wählen. Für weniger aktive Gäste stehen aber auch Netflix und ein Massageraum zur Verfügung.
Das Frühstücksbuffet – aufgebaut wie ein Wochenmarkt – bietet ausschließlich gesunde Gerichte aus möglichst nachhaltiger Beschaffung. Im Hintergrund laufen elektronische Beats, die meisten Gäste haben beim Morgenkaffee bereits eine Yoga-Stunde oder ein Eisbad hinter sich.
Gesundheit als wahrer Luxus
Spätestens jetzt merken Sie, werte Leser, dieses Hotel ist keine Luxusherberge im klassischen Sinn. Klar, das Design, die verbauten Materialien, der Service, die Restaurants, die Bar – das alles ist erstklassig. Bloß laufen die Gäste hier eben vorwiegend in Yogahosen durch die Lobby und sitzen im Jogginganzug beim Abendessen. Ein Paradies für Social-Media-Sternchen, Athleten und die wachsende Zahl sehr bewusst lebender und reisender Business-Gäste.
Der AC Mailand, dessen Team sich angeblich zuweilen einquartiert, ist ein gut gewählter Partner, der Fitnessprogramm und -geräte positiv beeinflusst hat. Auf den Zimmern hängen daher die Trikots der italienischen Star-Kicker. Ich streife mir eines davon über und begebe mich in den 31. Stock, wo sich „Fitness Lab“ und „Recovery Lab“ auf 2000 Quadratmeter erstrecken. Eisbad, Kältekammer, Yogastudio, Anwendungen zum „Bio-Hacking“… Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und wollte eigentlich auch nur ein paar Hanteln stemmen. Die vollmundige Bezeichnung als „the world’s best gym in a hotel“ auf der Hotelwebsite ist jedenfalls nicht übertrieben.
Konsequent bis ins kleinste Detail
Was mich an diesem neuartigen Ansatz eines Hotels beeindruckt, dessen Einzelheiten diese Kolumne komplett überfrachten würden, ist seine Konsequenz. Von A wie Avocado-Eiweiß-Shake bis Z wie Zirkeltraining. Übrigens kommen Gym-Jünger hier ebenso auf ihre Kosten wie urlaubende Genießer. Die drei Restaurants laden zu einer kulinarischen Reise von Japan über Südamerika bis in den Mittleren Osten ein, und der Michelin-Stern darf natürlich nicht fehlen.
Nach 48 Stunden im Siro One Za'abeel bin ich mir sicher: Mit diesem erfrischend innovativen Konzept und dessen grandioser Umsetzung ist ein neuer Trend gesetzt, der bald die Welt erobern wird, von Dubai bis Tokio. Und ich werde wiederkommen für einen erholsamen Zwischenstopp. Mit Emirates.