Herr van Bommel, Sie führen mit Ihren beiden Brüdern eine traditionsreiche Schuhmanufaktur in neunter Generation. Warum taucht da seit einigen Jahren Ihr Name so prominent auf?
Über 260 Jahre lang haben wir Schuhe unter verschiedenen Markennamen angefertigt. 1996 stand mein Vater vor der Beendigung seiner aktiven beruflichen Laufbahn. Zuvor wollte er noch eine neue, modischere Schuhlinie herausbringen. Er hat sie damals einfach nach mir benannt, seinem mittleren Sohn. Er hielt das für den passendsten Namen von uns dreien. Floris van Bommel besteht seitdem als eigenständige Marke neben der klassischeren Kollektion Van Bommel.
Sie sind Namensgeber, Kreativdirektor und Werbeträger für Ihre ausgefallenen Modelle. Warum so ein krasser Strategieschwenk weg vom ehrwürdigen Hoflieferanten?
Wir haben von Anfang an so viel Energie in Floris van Bommel gesteckt, weil sich das schnell als perfekte Spielwiese für mich und meine Brüder entpuppt hat. Die strikt klassisch gehaltene Linie Van Bommel war zu diesem Zeitpunkt zwar unser Hauptgeschäft. Aber für junge Macher ist der Experimentierraum in einer so etablierten und definierten Kollektion äußerst begrenzt.
Hätte das schiefgehen können?
Wir hatten nichts zu verlieren. Es gab keine Ziele, keine Erwartungen und keinen Druck. Es klingt nach einem fürchterlichen Klischee, aber wir wollten einfach nur Spaß haben und sehen, wie weit wir damit kommen würden, kreativere Schuhe für Männer anzufertigen. Wenn ich es in den Sand gesetzt hätte, wäre es allerdings das Ende aller Spaßprojekte gewesen.
Die Neuausrichtung zahlt sich aus, Sie steigern das Ergebnis jährlich um fünf bis acht Prozent. Lässt die Finanzabteilung Ihnen freie Hand?
Unsere Finanzabteilung durchleuchtet und prüft jede Entscheidung. Wie es sich für verantwortungsvolle Familienunternehmen gehört, reinvestieren wir unsere Gewinne sofort. So sind auch alle Läden, die wir gerade in Deutschland, Belgien oder den Niederlanden eröffnen, selbst finanziert.
Als Sie und Ihre Brüder in jungen Jahren Firmenanteile erhielten, haben Sie wahrscheinlich gleich über ein Millionenerbe verfügt?
Nein, faktisch hatte ich sogar Schulden. Mit 20 habe ich meinem Vater die Anteile abgekauft. Er räumte mir dafür ein Darlehen ein, das ich in den Folgejahren von den Gewinnen zurückgezahlt habe. Seitdem ich im Unternehmen bin, sind wir jedes Jahr stetig gewachsen. Als die Schulden beglichen waren, haben wir reinvestiert und angefangen, Überschüsse auszuzahlen. Irgendwann haben wir die erste Million erreicht – ich weiß nicht mehr, wann.
Welchen Luxus haben Sie sich seither gegönnt?
Finanzielle Unabhängigkeit ist etwas sehr Gutes, aber nichts, was ich mit exzessiven Anschaffungen feiern musste. Vor einigen Jahren habe ich mir erlaubt, einen klassischen Mustang Mach 1 zu kaufen. Ich liebe dieses Auto und besitze es immer noch. Und kürzlich habe ich ein neues Haus gekauft. Der Ort, an den ich jeden Tag heimkehre, ist jede Investition wert.