Herr Pink, als Kind hatten Sie einen Scout-Tornister. Was haben Sie noch mit auf den Weg bekommen?
Viel Freiheit und Mut zum großen Denken. Mein Vater war als Sanierer bei Firmen wie Coca-Cola Deutschland oder 4711 im Einsatz. Ich habe schon früh mein eigenes Geld verdient. Als Zehnjähriger habe ich Zeitungen ausgeteilt, und später habe ich in den Ferien immer Praktika gemacht, etwa bei VW.
Da lag das BWL-Studium nahe. Wie drang der Gründergeist durch?
In meiner Bundeswehrzeit habe ich für einen Finanzdienstleister gearbeitet – und an der Uni dann mit Freunden zusammen selbst so einen Anbieter gegründet. Irre! Da habe ich als 22-Jähriger mit Anzug im Büro gesessen, statt meine Studienzeit besser zu nutzen.
Sie waren wahrscheinlich auf der Jagd nach Ihrer ersten Million?
Ja, sicher haben wir vom großen Erfolg geträumt, aber wir wollten etwas Besonderes aufbauen. Wir waren nicht die erfolgreichsten Verkäufer, doch wir waren überzeugt, dass Kunden in diesem Markt sehr gute Dienstleistung und Beratung brauchen. American Express hat unsere Firma gekauft – für 1 Mio. Euro. Aber die mussten wir unter zwölf Gesellschaftern aufteilen.
2010 haben Sie dann mit drei Freunden Ergobag gegründet. Wie kommt man vom Struktur-vertrieb zum Schulranzen?
Die Idee kam bei einer Party. Eine Physiotherapeutin erzählte von Schulkindern, die durch kastige Tornister Rückenprobleme bekamen. Die Marktführer Scout, McNeill und Hama hatten nur solche Modelle. Wir haben das Prinzip der ergonomischen Wanderrucksäcke in die Schulwelt eingeführt.
Die Stiftung Warentest verriss Ihr erstes Modell Rambazamba. Sind Sie zu unbedarft herangegangen?
Wir sind ohne Glaubenssätze an den Start gegangen. Ergonomie fand in den Tests keinen Raum. Wir wollten den Bedarf der Kunden neu lösen. In Gesprächen mit Eltern haben wir dann gemerkt, was für ein emotionaler Moment die Einschulung ist – und was für ein besonderes Produkt die Schultasche ist.
Sie haben die Modelle perfektioniert, den Markt revolutioniert, verkaufen mit Fond of Bags 600.000 Rucksäcke im Jahr. Wann war die erste Million da?
Wir hatten Anfang 2015 ein Übernahmeangebot und haben im Bieterverfahren üppige Gegengebote bekommen. Das wäre der Ausstieg im Geldregen gewesen. Das war es uns aber nicht wert. Wir wollen zeigen, dass wir die Firma weiterentwickeln können. Durch eine Ausschüttung haben wir Gründer dann siebenstellige Summen auf dem Konto gehabt.
Was haben Sie damit gemacht?
Ich habe mich dazu ausgiebig mit Freunden beraten und mich dann entschieden, in ein schönes Zuhause zu investieren.
Sven-Oliver Pink , 38, hat 2010 mit drei Freunden in Köln den ersten ergonomisch geformten Schulrucksack für i-Dötzchen auf den Markt gebracht. Zum Sortiment gehören heute sieben Marken für alle Altersgruppen. Die Firma heißt jetzt Fond of Bags, erzielte im letzten Jahr 55 Mio. Euro Umsatz und ist seit 2011 profitabel.