Herr Abraham, Sie bereiten sich gerade auf einen WM-Kampf in London vor. Sie sind 37 Jahre alt, Ihr Gegner ist neun Jahre jünger. Sind Sie nicht zu alt?
Nein, solange der Körper mitmacht, boxe ich. Ich denke, ich habe noch ein Jahr. Aber dann ist auch bei mir Schluss.
Sie haben mit gebrochenem Unterkiefer geboxt, mit zugeschwollenen Augen. Warum tun Sie sich das an?
Ich liebe meinen Sport. Nur Sport macht mich glücklich. Alles andere nicht. Der Sport macht mich müde, kaputt. Das macht mir Spaß. Müde nach Hause kommen und schlafen.
Es geht nicht mehr ums Geld?
Nein, wir haben ja alles. Geld bedeutet mir nicht viel. Vor dem Boxen, damals in Armenien, habe ich 50 Euro im Monat verdient.
Und dann waren Sie plötzlich Millionär.
Ja, meine erste Million hatte ich verdient, da war ich 27 Jahre alt. Durch Preisgelder und ein bisschen Werbung.
Was macht das aus einem jungen Menschen? Was war das für ein Gefühl?
Ich schaue selten auf mein Konto. Ich kenne nicht mal meine Kontonummer. Aber damals habe ich meiner Mutter den Kontoauszug gezeigt. Sie war stolz.
Viele Sportler, die jung zu Reichtum kommen, verprassen ihr Geld.
Was soll man mit dem Geld machen? Wir sind sechs Monate im Jahr im Trainingslager. Da gibt man nichts aus. Man schläft umsonst, isst umsonst. Ich habe ein Auto. Was brauche ich mehr? Wir leben bescheiden.
Sie sind aber auch ein erfolgreicher Geschäftsmann.
Ich investiere das Geld, das stimmt.
Wo zum Beispiel?
Ich investiere in Deutschland und Europa. Ich habe Berater, verlasse mich aber vor allem auf mich selbst. Mein Geld steckt zum Beispiel in Immobilien, Flugzeugen oder Autohäusern. Ich investiere in interessante, renditestarke Projekte.
„Til Schweiger ist ein guter Kumpel von mir“
Sie haben die Arthur Abraham-Stiftung ins Leben gerufen. Was macht die genau?
Wir kümmern uns um benachteiligte Kinder. Hier in Berlin, aber auch in meiner Heimat Armenien. Ich bekomme jedes Jahr großzügige Kleiderspenden von meinem Sponsor Adidas. Die gebe ich immer an Kinder weiter. In meiner alten Schule in Eriwan habe ich die Turnhalle renovieren lassen und neue Sportgeräte gekauft. Ich mache das für meine Seele. Man kann nicht genug tun.
Sie haben mal im „Tatort“ mitgespielt und in Til Schweigers „Kokowääh 2“.
Til Schweiger ist ein guter Kumpel von mir. Ja, das hat Spaß gemacht.
Könnten Sie sich das für die Zeit nach dem Profisport vorstellen?
Das weiß man nie. Ich weiß aber noch nicht, was ich in der Zukunft machen werde. Die Schauspielerei ist jedenfalls viel entspannter als Boxen.
Arthur Abraham, 37, wurde in Armenien geboren, kam mit 15 Jahren nach Deutschland. Seit 2006 ist der frühere WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht deutscher Staatsbürger. Er gewann 46 Profikämpfe, sechs verlor er. Das Interview wurde vor dem WM-Kampf gegen Chris Eubank junior in London geführt, den Abraham verlor.