Der Anteil ausländischer Studierender ist zugleich Gradmesser als auch Grund für das Renommee von Hochschulen, das gilt besonders für Elite-Universitäten mit teuren Studiengebühren, die auf zahlungskräftige Gäste aus dem Ausland angewiesen sind. Die profitieren ihrerseits vom Prestige-Schub im Lebenslauf und helfen mit einer erfolgreichen Karriere dabei, den Ruf ihrer Alma Mater zu stärken. Dieses Modell ist aber während der Covid-19-Pandemie ins Wanken geraten.
Auslandsstudium in der Krise
Das liegt nicht nur an den Reisebeschränkungen infolge der weltweiten Krise. Hochschulen setzen immer noch zu großen Teilen auf die Online-Lehre. Da ist es für viele junge Menschen wenig verlockend, in der Ferne isoliert in einem Studentenzimmer zu lernen, wenn sie dies genauso gut von zu Hause aus erledigen könnten. Insofern ändert sich gerade die Art des Auslandsstudiums. Interessenten schreiben sich durchaus noch an internationalen Top-Universitäten ein, entscheiden sich aber zunehmend für ein Auslands-Fernstudium.
Das britische Wochenmagazin „Times Higher Education“ (THE) kürt alljährlich die besten Hochschulen der Welt. Für die aktuelle Ausgabe wurden den Angaben zufolge 1662 Bildungseinrichtungen in 99 Ländern und Territorien bewertet. Ein Faktor für die Qualität einer Hochschule war dabei die internationale Ausrichtung. Sie wurde unter anderem anhand des Anteils ausländischer Studierender bemessen. Wir haben uns für dieses Ranking auf die Top 200 des Rankings beschränkt. Danach weist THE keine Einzelpositionen mehr aus, sondern fasst Hochschulen in Clustern zusammen.
Diese Top-Universitäten haben weltweit die meisten ausländischen Studenten:
Diese Top-Universitäten haben weltweit die meisten ausländischen Studenten
Zwei der unter ausländischen Studierenden populärsten Top-Universitäten weltweit liegen in Australien. Die erste von ihnen ist die Australian National University. Sie kam laut THE zuletzt auf einen Anteil von 47 Prozent internationalen Studenten. Die staatliche Universität in der Hauptstadt Canberra belegte im Gesamt-Ranking Platz 54. Rang 28 war es bei der Carnegie Mellon University aus Pittsburgh in den USA, die ebenfalls auf 47 Prozent ausländische Studenten kam.
Das Vereinigte Königreich bildet in der Analyse von THE weiterhin das Zentrum der internationalen Spitzenbildung im akademischen Bereich. Das lockt weiterhin viele ausländische Gäste an. Vier der zehn Spitzenreiter dieser Liste stammten aus dem Vereinigten Königreich. Mit einem Anteil von 49 Prozent kam das renommierte King’s College London auf den achten Platz (Platz 35 im Gesamt-Ranking).
Exakt die Hälfte der rund 52.000 Studenten der University of Melbourne stammten laut THE zuletzt aus dem Ausland. Sie dürften neben der guten Bewertung der Hochschule (Platz 33 im Ranking) auch die Landessprache und die Neugierde auf das Reiseland Australien angezogen haben – jedenfalls bei den Studierenden, die tatsächlich vor Ort eingeschrieben sind.
Sechs Universitäten aus Europa, aber nur eine aus der Europäischen Union haben es in diese internationale Spitzengruppe geschafft. Einziger EU-Vertreter war die Maastricht University mit einem Ausländeranteil von 55 Prozent unter den Studierenden. Die niederländische Hochschule ist bekannt für ihre international ausgerichteten Studiengänge. Sie war mit Platz 127 im Gesamt-Ranking die Bildungseinrichtung mit dem zweitschlechtesten Ergebnis in diesen Top 10.
Die schlechteste Note dieser Liste erhielt die City University of Hong Kong. Sie wurde von THE im weltweiten Vergleich nur auf Platz 151 eingeordnet. Gemessen am Anteil der ausländischen Studierenden aber kam die 1984 gegründete Bildungseinrichtung mit 56 Prozent auf Platz fünf.
Das University College London wurde hingegen bei der Gesamtnote nur von einem Vertreter dieser Top 10 übertroffen. THE wies der 1826 gegründeten Universität aus der britischen Hauptstadt den 18. Rang zu. Dieses Renommee zieht viele ausländische Studierende an. Sie machten den Angaben zufolge zuletzt 57 Prozent der knapp 36.000 Studenten aus.
Die laut dem Universitäts-Ranking beste Bildungseinrichtung dieser Rangliste war das Imperial College London. Es kam mit einem Anteil von 59 Prozent ausländischen Studierenden auf Platz drei. Die Technische Hochschule und Universität wurde 1907 gegründet.
Nur eine Hochschule kann die Vormacht der britischen Top-Universitäten an der Spitze dieser Liste aufbrechen. Die École Polytechnique Fédérale de Lausanne musste sich beim Ausländeranteil unter den Studierenden nur einem Konkurrenten in den Top 200 geschlagen geben. THE verzeichnete für die technisch-naturwissenschaftliche Universität aus der Schweiz einen Anteil von 62 Prozent Gästen aus dem Ausland. Im Gesamt-Ranking belegte sie Platz 40.
Fast drei von vier Studierenden an der London School of Economics and Political Science stammen nicht aus dem Vereinigten Königreich. Damit sicherte sich die 1895 gegründete staatliche Universität locker den ersten Platz dieses Rankings. In der Gesamtbewertung der führenden Hochschulen weltweit kam sie auf Rang 27.