Vom Mode-Start-Up ist About You inzwischen zu einem Unternehmen mit 500 Mitarbeitern gewachsen, das zur Otto Group gehört. Durchschnittsalter der Beschäftigten: 29 Jahre. About You bietet seinen Mitarbeitern in der Entwicklungsabteilung die Möglichkeit, Positionen zu tauschen.
Capital: Herr Betz, was macht überhaupt die Entwicklungsabteilung?
Sebastian Betz: Da wir bei uns im Haus alle technologischen Produkte für unseren Onlineshop wie die Mobile-App selbst bauen, sind die Entwicklerteams das Herz des Unternehmens. Dort arbeiten aktuell rund 150 Leute.
Warum braucht es in dieser Abteilung besondere Flexibilität?
Unser Unternehmen wächst sehr stark, wir brauchen aber trotzdem schnelle Entscheidungen. Deshalb ist es uns wichtig, flache Hierarchien zu haben und auch bei mittlerweile 500 Mitarbeitern weiterhin schnell agieren zu können wie ein Start-up.
Und wie kommt die Flexibilität bei den Mitarbeitern an?
Zunächst einmal ist kein Mitarbeiter gezwungen, seine Position zu tauschen. Aber wenn jemand seit drei Jahren im selben Team ist, muss man dem Kollegen andere Optionen bieten, die Chance sich weiterzuentwickeln. Wenn man das nicht tut, sucht er sich diese Möglichkeit woanders.
Positionen für jede Expertise und jedes Senioritätslevel
Wie sieht dieser Positionswechsel in der Praxis aus?
Für jede Expertise und jedes Senioritätslevel gibt es verschiedene Rollen. In einem intern entwickelten Tool kann man einsehen, welche Positionen gerade offen sind, welche Voraussetzungen man dafür erfüllen muss, ab wann die Position zu besetzen ist. Wenn man sich dafür interessiert, kann man sich auf die Position bewerben. Der Tausch findet dann mindestens sechs Monate statt, danach kann man zurückwechseln oder verlängern.
Wie kommt dieses Tausch-Modell bei den Mitarbeitern an?
Bisher haben circa zehn Prozent der Mitarbeiter das Tauschmodell genutzt. Von einigen haben wir das Feedback bekommen, dass sie wahrscheinlich das Unternehmen gewechselt hätten, wenn sie nicht intern die Möglichkeit gehabt hätten, sich mit neuen Technologien und anderen Themen zu beschäftigen.
Vorbilder Google und Netflix
Wird das Modell bald auf das ganze Unternehmen ausgeweitet?
Das ist aktuell nicht geplant, denn es kann nur in Abteilungen funktionieren, in der alle denselben Themenkomplex bearbeiten. Vielleicht könnte es also auch gut im Online-Marketing funktionieren. Abteilungsübergreifend macht es aber keinen Sinn.
Wie haben Sie herausgefunden, welches das beste Modell speziell für Ihr Unternehmen ist?
Wir haben viele Gespräche geführt und uns angeschaut, wie andere Tech-Unternehmen, die extrem schnell gewachsen sind – zum Beispiel Google und Netflix – ihr Personal langfristig halten, ohne zu agieren wie ein Konzern. Außerdem haben wir eine Mitarbeiterumfrage gemacht und aus all diesen Erkenntnissen das für uns passendste Konzept erarbeitet.