Sieben Jahre nach seiner Gründung ist der Online-Modehändler About You offiziell an der Börse. Das Unternehmen, an dem die Otto-Gruppe 45 Prozent hält, eröffnete am Mittwoch mit einem Kurs von 25,60 Euro – und startete damit über dem geplanten Angebotspreis von 23 Euro.
Insgesamt will About You rund ein Viertel seiner Anteilsscheine im Wert von 842 Mio. Euro an der Börse platzieren. Hochgerechnet wäre das Unternehmen damit etwa 3,9 Mrd. Euro wert. In der vergangenen Woche war man noch von bis zu 4,4 Mrd. Euro ausgegangen. Die neu ausgegebenen Aktien spülen About You einen Erlös von 657 Mio. Euro in die Kasse – Geld, um die weitere Expansion voranzutreiben. Das Corona-Jahr hatte About You erstmals einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro beschert.
Noch zwei IPOs bis Ende Juni
Mit ihrem Debüt auf dem Börsenparkett ist About You nach Auto1, Vantage Towers und Suse, das nächste große Schwergewicht, das im ersten Halbjahr in Frankfurt an die Börse geht. Weitere Unternehmen stehen in den Startlöchern, allein zwei wollen bis Ende Juni ihr Börsendebüt feiern.
Einer davon ist der Maus- und Tastaturhersteller Cherry. Die Preisspanne für den IPO hat Cherry bereits bekanntgegeben. Zwischen 30 bis 38 Euro soll der Aktienpreis betragen. Auf dieser Basis würde die Marktkapitalisierung bei 729 bis 923 Mio. Euro liegen, teilte das Unternehmen am Dienstag in München mit. Das sind sechs weitere IPO-Kandidaten, die in nächster Zeit an die Börse streben:
Das sind weitere IPO-Kandidaten in 2021

Der nächste Debütant nach About You dürfte der Dresdener Online-Fahrradhändler Bike24 werden. Am Dienstag sprach das Unternehmen über seine Pläne für den Börsengang. Demnach werde die Preisspanne für die Bike24-Aktie auf 15 bis 19 Euro festgelegt. In diesem Bereich käme das Unternehmen auf einen Börsenwert zwischen 662 und 812 Mio Euro. Vor dem Listing soll noch eine Privatplatzierung erfolgen, damit will das Unternehmen das Aktienkontingent um neue Wertpapiere aus einer Kapitalerhöhung von rund 100 Mio. Euro umfasst als auch Aktien vom Mehrheitseigentümer Riverside. Der erste Handelstag unter dem Kürzel „Bike“ ist für den 25. Juni geplant.

Auch der Continental-Antriebssparte Vitesco hat die Corona-Pandemie einen Strich durch ihre IPO-Pläne im vergangenen Jahr gemacht. 2021 will das Unternehmen jetzt einen zweiten Anlauf an der Börse wagen. Grünes Licht für den IPO, der im Zuge eines Spin-Offs im September erfolgen soll, gab es im April auf der Hauptversammlung des Autozulieferers. Die Aktionäre sollen laut Unternehmen für fünf Continental-Aktien ein Vitesco-Papier erhalten. Größter Anteilseigner ist die Holding der Familie Schaeffler mit 46 Prozent der Anteile. Frisches Kapital fließt dem Unternehmen durch den IPO nicht zu.

Der Lastwagensparte von Autobauer Daimler, Daimler Truck, steht ebenfalls ein IPO bevor. Daimler hatte bereits im Februar angekündigt, sich neu aufzustellen und das Auto- und Lastwagengeschäft auf zwei eigenständige Unternehmen aufzuteilen. Die endgültige Entscheidung über diesen Schritt soll bei der Hauptversammlung im dritten Quartal fallen. Unabhängig davon soll Daimler Truck noch in diesem Jahr in Frankfurt an die Börse gehen. Der Großteil der Aktien wird dabei über ein Spin-Off an die jetzigen Daimler-Aktionäre gehen. Schon jetzt liegt die Messlatte für den Börsengang hoch, nach Angaben von Daimler wolle man die Kriterien für eine Notierung im Dax erfüllen. Analysten zufolge könnte die Lastwagensparte mit rund 35 Mrd. Euro bewertet werden.

Ab September könnte sich auch Europas größter Öl- und Gasförderer Wintershall Dea aufs Frankfurter Börsenparkett wagen. Schon 2020 hatte das Unternehmen einen IPO geplant, ihn wegen der Corona-Krise aber verschoben. Wintershall Dea entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea, der Investorengruppe Letter One. Letztere hält derzeit ein Drittel aller Firmenanteile, BASF ist mit 67 Prozent der Anteile Mehrheitseigner.

Ein Börsengang des Online-Brillenhändlers Mister Spex steht schon länger im Raum. Schon 2015 kündigte Gründer Dirk Graber an, man werde sich in den nächsten Jahren aufs Börsenparkett wagen. Am Montag machte Mister Spex seine IPO-Pläne dann öffentlich: Im dritten Quartal soll es soweit sein. Neben bestehenden Anteilen von bestehenden Teilhabern soll der IPO auch neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung umfassen. Allein aus dem Verkauf Letzterer erwartet Mister Spex einen Erlös von mindestens 225 Mio. Euro.

Zwar dürfte es in 2021 keinen IPO mehr geben, aber auch die Neo-Bank N26 ist ein heißer Kandidat für einen der nächsten Börsengänge in Frankfurt. Bei dem Fintech laufen die Vorbereitungen dazu längst auf Hochtouren. Anfang des Jahres berief N26 Jan Kemper als CFO ins Managementteam der Neo-Bank – für viele Beobachter ein Schritt mit Signalwirkung. Denn als CFO bei Zalando hatte Kemper bereits den Börsengang von Online-Modehändler Zalando mit einem Volumen von 526 Mio. Euro verantwortet. Wann es für N26 konkret tatsächlich an die Börse gehen wird, lassen die Gründer bislang allerdings offen.