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Versicherungen Für wen sich eine Manager-Haftpflichtversicherung lohnt

Ein Mann sitzt vor seinem Computer und rauft sich die Haare
Management-Fehler können teuer werden
© IMAGO / Panthermedia
Manager-Haftpflichtversicherungen bieten einen sinnvollen Schutz gegen Haftungsansprüche bei Managementfehlern. Denn wer als hoher Angestellter keine solche Versicherung besitzt, verliert bei Fehlentscheidungen im schlimmsten Fall sein komplettes Privatvermögen

Wer von der Karriere träumt, rechnet mit Einfluss, Ansehen und hohem Gehalt. Doch was viele vergessen: Am Ende ist der Chef verantwortlich für das Unternehmen – und haftet bei teuren Managementfehlern im Extremfall mit dem eigenen Vermögen. Gefahren für solche Managementfehler lauern überall: Pandemie, Inflation, Cyberattacken und Klimawandel bergen Risiken – wer falsch liegt, kann dem Unternehmen kräftig schaden. Mit Directors & Officers Versicherungen (D&O) gibt es eine Police, die Führungskräfte dagegen schützt.

Dahinter steckt eine besondere Form der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung. Und zwar eine, deren Zweck erst einmal widersinnig klingt: Unternehmen, die diese Versicherungen abschließen, versichern damit nämlich ihre eigenen Top-Manager gegen Haftungsansprüche, die sie selbst einmal geltend machen könnten. Die Versicherung schützt also nicht die Firma, die sie als Vertragspartner abschließt, sondern das Privatvermögen ihrer leitenden Angestellten. Mittelbar helfen die Unternehmen sich damit allerdings auch selbst. Denn Schadenersatzforderungen gegen Manager können deren finanzielle Möglichkeiten weit übersteigen. Dazu kommt: Ohne den D&O-Schutz lassen sich viele Manager gar nicht mehr auf einen Top-Job ein.

Laut Experten der Allianz Global Corporate & Specialty steigen die Risiken von Managementfehlern im gegenwärtigen Wirtschaftsklima noch einmal signifikant an. Insbesondere die große Marktvolatilität, das hohe Inflationsniveau, der Klimawandel und Cyberkriminalität bergen große Gefahren für Manager. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Haftungs- und Schadenersatzklagen zu. Experten der Allianz rechnen zudem mit einer steigenden Anzahl von Unternehmensinsolvenzen, wenn Corona-Unterstützungsmaßnahmen in diesem Jahr auslaufen. Traditionell sind Insolvenzen eine der Hauptursachen für D&O-Ansprüche.

Versicherung zahlt bei Pflichtverletzungen

Grundsätzlich zahlt die D&O-Versicherung, wenn der Manager seine Pflichten verletzt. Pflichtverletzung bedeutet, dass er die vom Gesetzgeber verlangte Sorgfaltspflicht im Rahmen seiner Tätigkeit missachtet. Konkret könnten das beispielsweise Fehlkalkulationen sein oder ungünstige Vertragsabschlüsse. Auch das Missachten von Verjährungsfristen bei finanziellen Forderungen gehört zu den typischen Fällen. Besitzt der Manager keine D&O-Versicherung, dann haftet er für Schäden, die dadurch entstehen, vor dem Gesetz in unbegrenzter Höhe mit seinem Privatvermögen.

Die D&O-Versicherung schützt Manager sowohl vor Schadenansprüchen von innen, also durch das eigene Unternehmen, als auch für solche, die von außen kommen, zum Beispiel durch Aktionäre. Wichtig: Der Versicherungsfall tritt nicht allein wegen des Schadens ein, sondern erst, wenn das Unternehmen daraufhin auch einen konkreten Anspruch gegen einen Manager, Vorstand, Geschäftsführer oder Aufsichtsrat geltend macht. Die dabei geforderten Summen gehen oft in die Millionen. Laut einer Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sollen Verantwortliche nach Insolvenzen im Schnitt für fast 7 Mio. Euro geradestehen.

Neben der finanziellen Absicherung bietet die D&O-Police auch eine sogenannte passive Rechtsschutzversicherung. Das heißt, sie übernimmt die Kosten für Anwälte, Gutachter und Gerichtsverfahren, bevor es zum Schadenersatz kommt. Der Grund dafür ist simpel: „Schadenersatzforderungen gegen Manager sind fast immer umstritten. Daher ist diese Abwehrfunktion ein ganz wesentlicher Teil der D&O-Versicherung“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Tatsächlich versuchen die Versicherungen aus eigenem Interesse zunächst, die Vorwürfe zu entkräften – sie ergreifen damit gewissermaßen Partei gegen den eigenen Versicherungsnehmer, also das Unternehmen, und zugunsten der versicherten Person, also des Managers.

Kein Freifahrtschein für Management-Fehler

D&O-Versicherungen decken allerdings nicht alle Managementfehler ab. Wer etwa einem Unternehmen vorsätzlich Schaden zufügt oder seine Pflichten wissentlich verletzt, genießt keinen Versicherungsschutz. „Die D&O-Versicherung ist kein Freifahrtschein für Management-Fehler oder eine Vollkasko-Versicherung gegen Verluste“, sagt Asmussen. Auch typische unternehmerische Risiken, etwa eine falsch eingeschätzte Marktentwicklung oder den Flop eines neuen Produktes, müssen die Firmen selbst tragen.

Die Policen sind alles andere als preiswert, und die Versicherer erhöhen derzeit flächendeckend die Prämien. Laut dem Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft erhöhte sich der D&O-Beitrag im vergangenen Jahr für 80 Prozent der befragten Unternehmen. 20 Prozent zahlten gar Aufschläge von 50 bis 100 Prozent. Aus Sicht der Versicherungsindustrie ist das unumgänglich. Denn der D&O-Versicherungsbereich schreibt rote Zahlen. „Unterm Strich stehen erhebliche Verluste, die sich aus den immer größeren Haftungsrisiken für Managerinnen und Manager ergeben“, erklärt Asmussen. Laut GDV-Statistik stiegen die Beiträge im Jahr 2020 um rund neun Prozent auf zuletzt 335 Mio. Euro, während die Leistungen im selben Zeitraum um 14 Prozent wuchsen. Ersichtlich wird das derzeit unprofitable Geschäft auch aus der Schadensquote. Sie beschreibt das Verhältnis der Ausgaben für Schäden zur Versicherungsprämie – und liegt bei deutschen D&O-Versicherungen bei 110 Prozent.

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