Die Weltwirtschaft lahmt, der Handelskrieg tobt und der Brexit droht - die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft waren schon einmal besser. Vor allem die Autobranche bekommt Gegenwind , aber auch andere Wirtschaftszweige spüren die konjunkturelle Abschwächung. Mit Spannung werden die Daten zum Wirtschaftswachstum in Deutschland erwartet, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch veröffentlicht. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das deutsche Wachstum in diesem Jahr unlängst auf 0,7 Prozent nach unten korrigiert.
Diese sieben Dax-Konzerne spüren die lahmende Konjunktur bereits jetzt:
Wie Dax-Konzerne in die Krise rutschen

Bei der Lufthansa ist der Gewinn im zweiten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich geschrumpft: Vor Steuern und Zinsen verdiente die Fluggesellschaft 754 Mio. Euro, im Vorjahr waren es noch 1 Mrd. Euro. Probleme gibt es vor allem mit der Billigflugtochter Eurowings, die im abgelaufenen Quartal einen Verlust von 273 Mio. Euro einflog. Zudem machen der Lufthansa die gestiegenen Kerosinpreise zu schaffen. Ihre ursprüngliche Jahresprognose hatte die Airline bereits Mitte Juni kassiert. Die Lufthansa erwartet, „dass der europäische Markt mindestens bis Ende 2019 so herausfordernd bleiben wird“.

Auch beim Chemieriesen BASF laufen die Geschäfte nicht mehr rund. Umsatz und Gewinn schrumpften im zweiten Quartal deutlich. Für das Gesamtjahr rechnet der Chemiekonzern beim Ebit vor Sondereinflüssen mit einem 30-prozentigen Rückgang. Das makroökonomische Umfeld sei geprägt von „hoher Unsicherheit, geringer Sichtweite und schlechter Vorhersehbarkeit“, sagte BASF-Chef Martin Brudermüller. Er räumte ein, dass sich das Unternehmen mit der Erwartung verschätzt habe, der Handelskonflikt zwischen den USA und China werde bis Mitte des Jahres beigelegt sein. Jetzt sagt Brudermüller: „Diese Konflikte werden zeitnah nicht gelöst werden und verursachen eine spürbare Verlangsamung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums weltweit, besonders in China.“

Der Autobauer Daimler hat zweimal kurz hintereinander seine Jahresprognose nach unten korrigiert. Erst hieß es, der Gewinn vor Steuern und Zinsen werde stagnieren, dann musste Daimler-Chef Ola Källenius einräumen, dass auch das Vorjahresergebnis nicht erreicht werde. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen schwächelt die Autokonjunktur weltweit und zum anderen muss der Konzern für die Bewältigung der Dieselkrise weitere 1,6 Mrd. Euro zurückstellen. Dass die Geschäfte schlecht laufen, zeigt auch das Ergebnis für das zweite Quartal: Vor Steuern und Zinsen machte Daimler einen Verlust von 1,6 Mrd. Euro. Im Vorjahresquartal stand hier noch ein Gewinn von 2,6 Mrd. Euro.

Dass der Autozulieferer Continental die Krise der Autobranche zu spüren bekommen würde, verwundert kaum. „Die wichtigen Automobilmärkte Europa, Nordamerika und insbesondere China entwickeln sich rückläufig“, sagte Conti-Chef Elmar Degenhart. Der Dax-Konzern erwartet einen Rückgang der Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in den USA um zwei Prozent, in Europa um drei Prozent und in China um zehn Prozent. Das entspricht einem weltweiten Minus von fünf Prozent. Continental rechnet für das laufende Jahr jetzt nur noch mit einem Umsatz von 44 bis 45 Mrd. Euro statt wie ursprünglich anvisiert 45 bis 47 Mrd. Euro.

Daimler-Konkurrent BMW hat zwar aktuell keine Gewinnwarnung herausgegeben, die Quartalszahlen waren aber nicht berauschend. So schrumpfte der Gewinn vor Steuern und Zinsen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 20 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro. Rückstellungen in Höhe von 1,4 Mrd. Euro für ein Kartellverfahren drücken auf die Marge: BMW erwartet im Autogeschäft einen Wert zwischen 4,5 und 6,5 Prozent. Das eigentliche Ziel liegt im Korridor von 8 bis 10 Prozent. Der Autohersteller bereitet die Investoren auch schon auf noch schlechtere Zeiten vor: Die Prognose setze voraus, „dass sich die weltweiten wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen nicht wesentlich verändern werden. Sollten Sie sich verschlechtern, können Auswirkungen auf die Prognose nicht ausgeschlossen werden“.

Der Industriekonzern steckt in einer sehr schwierigen Lage. Stahl- und Autokrise machen dem Unternehmen zu schaffen. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen hat sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres fast halbiert: 683 Mio. Euro gegenüber 1,3 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. „Mit der Geschäftsentwicklung in den ersten 9 Monaten können wir insgesamt nicht zufrieden sein“, sagte Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff. Er musste auch die Jahresprognose des Konzerns nach unten korrigieren – auch wegen der schwächeren Konjunktur. Statt 1,1 bis 1,2 Mrd. Euro erwartet Thyssenkrupp jetzt nur noch einen Gewinn von 800 Mio. Euro.

Der Softwarekonzern SAP ist das wertvollste deutsche Unternehmen – was seinen Börsenwert anbelangt. Umso härter trafen die Börsianer die schwachen Quartalszahlen aus Walldorf. Belastungen durch ein Abfindungsprogramm und Kosten für eine Übernahme sorgten dafür, dass das Betriebsergebnis im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 827 Mio. Euro schrumpfte. Immerhin bleibt SAP seiner Prognose treu. Aber auch der Softwarekonzern bekommt den Handelskonflikt zwischen China und den USA zu spüren: In Asien ging der Verkauf von Softwarelizenzen zurück.