Der deutsche Softwareriese SAP arbeitet an einer künstlichen Intelligenz, die Geschäftszahlen verstehen soll. „Wir wollen die Ersten sein, die ein tabellenorientiertes KI-Modell auf den Markt bringen“, kündigte SAP-Technologievorstand Jürgen Müller im Interview mit Capital an. Im Unterschied zu gängigen Sprachmodellen, die Texte und Bilder verarbeiten, soll das sogenannte SAP Foundation Model vor allem im Umgang mit Zahlen und Tabellen brillieren – etwa bei der Vorhersage von Umsätzen, Lieferantentreue und Bezahlverhalten.
„Nach ersten internen Vergleichen sind wir mit unserem Foundation Model bei einigen geschäftsrelevanten Anwendungsfällen jetzt schon besser als GPT-4 und andere große Sprachmodelle“, sagte Müller mit Blick auf das Kernprodukt des Marktführers OpenAI. Das SAP-Modell könne vielleicht schon dieses Jahr verfügbar sein.
Sprachmodelle sind schlecht in Mathe
SAP hatte seine Strategie bisher darauf ausgerichtet, KI-Modelle bei anderen Anbietern einzukaufen und zu veredeln, statt selbst welche zu trainieren. So spart das Unternehmen die teure Entwicklung, kann aber trotzdem die neueste Technologie anbieten. Diese Strategie hat jedoch einen Schwachpunkt: Die gängigen Sprachmodelle sind zwar gut bei Schreibaufgaben, aber schlecht in Mathematik. Zudem leiden sie oft unter sogenannten Halluzinationen – so bezeichnet man die Generierung von falschen oder irreführenden Informationen. Für Geschäftsanalysen sind solche Einbildungen ein klares Disqualifikationskriterium.
Diese Lücke will SAP nun mit einer Eigenentwicklung füllen. „Wir trainieren unsere Modelle auf anonymisierten Geschäftsdaten, natürlich mit der Erlaubnis unserer Kunden“, erklärte Müller. Der Datensatz bestehe aus Rechnungen, Bestellungen und Buchhaltungsbelegen. Ziel sei es, der KI ein generelles Verständnis für Geschäftsabläufe und -daten beizubringen. Dadurch soll auch SAPs eigener KI-Assistent Joule schlauer werden.