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Künstliche Intelligenz Unternehmer kritisieren EU-Milliardenplan für KI-Gigafactories

In Mount Pleasant im US-Bundesstaat Wisconsin baut Microsoft gerade für 3 Mrd. Dollar ein neues Rechenzentrum – eines von vielen gigantischen Projekten, die zurzeit in den Vereinigten Staaten entstehen
In Mount Pleasant im US-Bundesstaat Wisconsin baut Microsoft gerade für 3 Mrd. Dollar ein neues Rechenzentrum – eines von vielen gigantischen Projekten, die zurzeit in den Vereinigten Staaten entstehen
© ZUMA Press Wire / Mark Hertzberg / IMAGO
Die EU will fünf gigantische KI-Rechenzentren bauen lassen und diese mit milliardenschweren Subventionen unterstützen. Doch nun wachsen in der Wirtschaft die Vorbehalte gegen das Vorhaben

In der Wirtschaft wachsen die Zweifel an dem EU-Plan für milliardenschwere KI-Rechenzentren. Die Gigafactory-Strategie werde eher „nicht dafür sorgen, dass Europa im weltweiten Maßstab digital unabhängiger und kompetitiver wird“, sagte Kai Wawrzinek, Gründer und CEO des Cloudanbieters Impossible Cloud, zu Capital. Frank Karlitschek, Chef der Stuttgarter Softwarefirma Nextcloud, sagte: „Da soll erst die Infrastruktur aufgebaut werden und danach die Nachfrage entstehen. Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Denkweise ist.“

Mit dem Aufbau von fünf über den Kontinent verteilten Rechenzentren will die Europäische Union ihren Rückstand beim globalen KI-Wettrennen verringern. Die Gigafactories sollen jeweils mit etwa 100.000 spezialisierten GPU-Chips ausgestattet und von privaten Unternehmen errichtet und betrieben werden. Um die dafür nötigen massiven Investitionssummen zu stemmen, hat die EU insgesamt 20 Mrd. Euro an Fördergeldern in Aussicht gestellt. Die schwarz-rote Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, mindestens eine der KI-Gigafactories nach Deutschland holen zu wollen. 

KI-Gigafactories gehen „am Markt vorbei“

Zuletzt wurde allerdings vermehrt Kritik an dem milliardenschweren Subventionspaket laut. „Der Hardware-Zug ist abgefahren“, erklärte SAP-Chef Christian Klein Anfang Juli vor Journalisten. „Fünf neue Rechenzentren sind nicht das, wir brauchen.“ Siemens-CEO Roland Busch hinterfragte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ebenfalls das Gigafactory-Projekt: „Das Pferd von hinten aufzuzäumen ist keine gute Idee.“ Er wisse gar nicht, wie wir die Rechenzentren „derzeit auslasten könnten“.

Auch Impossible-Cloud-Gründer Wawrzinek meldet Zweifel an dem vermeintlichen Bedarf für die entsprechende Rechenleistung an: „Wenn man so große Summen in ein Projekt pumpen will, funktioniert das nur, wenn man auch die Nutzung sicherstellen kann. Dafür bräuchte es die entsprechenden Digitalplayer.“ 

Der Tech-Experte Stefan Heumann vom Berliner Thinktank Agora Digitale Transformation ergänzte: „Wir wollen die Infrastruktur bauen und finanzieren, wissen aber noch gar nicht genau, was damit gemacht werden soll.“ Er teile daher „die Sorge, dass das am Markt vorbeigehen könnte“. Noch drastischer formuliert das der Publizist Ansgar Baums: Es sei „eine krasse Hybris“, dass man den Unternehmen erzählen wolle, „wie der Business Case für ihre Milliardeninvestitionen auszusehen hat“.

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