Anzeige

Softwarekonzern SAP-Betriebsrat warnt vor „KI-Hype“

Der SAP-Hauptsitz in Walldorf
Der SAP-Hauptsitz in Walldorf
© imageBROKER/Arnulf Hettrich / IMAGO
Laut SAP-Chef Christian Klein sind seine Entwickler dank KI 30 Prozent produktiver. Der Betriebsrat widerspricht – und warnt davor, sich zu sehr auf die neue Technologie zu verlassen

Arbeitnehmervertreter von Europas wichtigstem Softwarekonzern SAP bezweifeln, dass die Entwickler bei dem Walldorfer Konzern durch den Einsatz von KI deutlich produktiver arbeiten würden. Vorstandschef Christian Klein hatte Anfang Juni in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe erklärt, dass die Produktivität von SAP-Entwicklern dank KI-Technologie um 30 Prozent gestiegen sei. 

Das sei „eine Messgröße, die wir nicht nachvollziehen können“, kritisierte der europäische Betriebsratschef und Aufsichtsrat Andreas Hahn gegenüber Capital. Im Übrigen sei der interne Rollout von Microsofts Copilot, das intern als KI-Werkzeug dient, „noch überhaupt nicht vollständig abgeschlossen“, so Hahn.

Der Betriebsrat warnte davor, sich beim Einsatz von KI von einem „Hype“ treiben zu lassen: „Wenn ich eine KI einsetzen kann, kann sie auch jemand anderes einsetzen. Und die Konkurrenz schläft nicht.“ Wer vor dem Hintergrund der Ansicht sei, „dasselbe mit weniger Ressourcen liefern zu können“ und dementsprechend Entwicklerkapazitäten freisetzen wolle, der könne schnell von seinen Wettbewerbern überholt werden – die mit einer nicht geschrumpften Mannschaft in der Lage wären, mehr und bessere Produkte in kürzerer Taktung zu liefern. Er glaube daher auch „nicht an einen großen Entwickler-Stellenabbau wegen KI“, so Hahn. 

Abbauprogramm für bis zu 10.000 Stellen

Schon Anfang 2024 hatte der Betriebsratschef erklärt, dass KI nicht in der Lage sei, „bei der SAP Arbeitsplätze zu ersetzen“. Damals hatte der Softwarekonzern ein Abbauprogramm für bis zu 10.000 Stellen aufgelegt und dies auch mit Investitionen in KI begründet. An seiner Aussage aus dem vorigen Jahr halte er fest, so Hahn.

Aus Sicht des Betriebsrats gehe der Softwarekonzern allerdings bislang „mit einem kühlen Kopf vor“, lobte Hahn. Er sehe dabei für die SAP Parallelen zum Internet-Hype: „Es heißt immer, wir hätten das verpasst. Aber wir haben eben länger darüber nachgedacht und es dann vernünftig gemacht. Und ich hoffe, dass es hier genauso ist.“

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel