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Daniel Saurenz Nvidia als neuer amerikanischer Traum

Nvidia Gründer und CEO Jensen Huang
Nvidia profitiert stark vom KI-Trend
© VCG / IMAGO
Die Amerikaner träumen nicht mehr den Häusertraum. Sie wollen möglichst viel Nvidia. Warum das kein gutes Zeichen ist

Wenn ein sehr relevanter Akteur im KI-Sektor öffentlichkeitswirksam davor warnt, dass es Übertreibungen im Markt geben könnte, dann sollte man genau hinhören. Kein geringer Akteur als Open-AI-CEO Sam Altman sagte genau dies zuletzt im Interview mit der „Financial Times“. Und Altman ist nicht der einzige. „Der Anteil von Nvidia am S&P 500 beträgt schon acht Prozent und ist damit für eine einzelne Aktie historisch hoch“, bemerkt etwa Vanyo Walter vom Broker Robomarkets.

Aber warum auch nicht – KI läuft und läuft und läuft. In US-Börsenforen geht deshalb seit Wochen der Spruch um, dass „der amerikanische Traum nicht länger der Besitz eines Hauses mit 30-jähriger Zinsbindung ist, sondern eine möglichst große Aktienposition von Nvidia“. KI dominiert die Welt – zumindest vorerst, und es scheint auch kein Ende in Sicht.

Die jüngsten Rally wurde von Fed-Chef Jerome Powell getrieben, der sinkende Zinsen andeutete, und Dow Jones, bzw. S&P 500 in die Höhe katapultierte. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch US-Präsident Trump auf die Überlegenheit der Amerikaner am Aktienmarkt hinweisen wird. Noch im Frühjahr war die große Diskussion, wie groß das US-Gewicht im Depot überhaupt sein sollte. „Der MSCI World wurde als zu sehr US-lastig wahrgenommen und viele Experten warnten vor diesem Übergewicht“, so Thomas Soltau vom Smartbroker. Bis zur Jahresmitte führte Europa das Börsenrennen souverän an – fast wie ein Radprofi, der die Bergetappe dominiert. Dann folgte der Führungswechsel.

USA holen merklich auf

Der Nasdaq 100 hat mit rund 13 Prozent seit Jahresbeginn den Euro Stoxx 50 bereits überrundet. Das Duell erinnert an ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Mal vorne die Europäer, mal die Amerikaner – nur dass am Ende die Wall Street die Ziellinie traditionell zuerst sieht. Doch Vorsicht: Die Zahlen erzählen nicht die ganze Geschichte. Denn nicht alle Aktien profitieren gleichermaßen. Selektion bleibt das Gebot der Stunde, auf beiden Seiten des Atlantiks. Sektorrotationen verhindern bislang eine echte Korrektur, doch die ganz großen Zugpferde geraten ins Stocken. 

SAP liegt 16 Prozent unter Rekordhoch, ASML und Novo Nordisk drücken auf die europäische Stimmung. In den USA hingegen tragen Nvidia und Microsoft die Rally, als hätten sie ein Monopol auf steigende Kurse. „Nvidia und Microsoft vereinen zusammen mittlerweile sogar 15 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des S&P 500“, legt Robomarkets-Experte Walter noch einen drauf. 

Ungesundes Verhältnis

Die „Magnificent 7“ erreichen inzwischen einen Rekordanteil von mehr als 35 Prozent am Index. Beeindruckend. Ob dies noch gesund ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn wenn wenige Giganten den Taktstock schwingen, wird das Orchester anfällig für falsche Töne. Zumal sich auch innerhalb der glorreichen Sieben die Spreu vom Weizen trennt. „Nvidia und Meta mit gut 30 Prozent sowie Microsoft mit 20 Prozent Kursplus liegen klar in Führung“, rechnet Franz-Georg Wenner von IndexRadar vor. Amazon und Alphabet notieren solide bei rund sechs Prozent Plus. Thomas Soltau weist aber darauf hin, dass Apple acht Prozent im Minus liegt, Tesla sogar 17 Prozent. 

Selbst in der ersten Börsenliga heißt es derzeit: Nur wer vom KI-Boom profitiert, darf mittanzen und bei Apple sowie Tesla haben Investoren Zweifel an der KI-Tauglichkeit – auch wenn Apple im August aufholen konnte. Die Bewertung von US-Aktien ist darüber hinaus im Langfristvergleich üppig. „Mit einem KGV von 22 liegt der S&P 500 sportlich über seinem Fünfjahresschnitt von 20“, so Stefan Riße von Acatis. „Zu teuer“, ist selbst in der jüngsten Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zu lesen, in der über 90 Prozent der Teilnehmer US-Aktien für überbewertet halten – ein Rekordwerte seit Beginn der Erhebung 2001. 

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingoldresearch.de an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus.

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