Die Flugabwehr der Bundeswehr
„In Israel hat es sich vielfach bewährt, in der Ukraine rettet es jeden Tag Menschenleben“ – so beschreibt die Bundeswehr das Flugabwehrraketensystem Patriot („Phased Array Tracking Radar to Intercept on Target“). Das wurde zwar schon im Jahr des Mauerfalls eingeführt. Durch zahlreiche Modernisierungen gehört Patriot laut der Truppe aber immer noch zu den effektivsten Flugabwehrwaffen der Welt. Bis zu 50 Flugziele können laut offiziellen Angaben gleichzeitig in bis zu 68 Kilometer Entfernung kontrolliert und bis zu fünf Ziele (Flugzeuge, Marschflugkörper, taktische ballistische Raketen) gleichzeitig bekämpft werden. Patriot trägt die Lenkflugkörper Pac-2 und Pac-3, die bis zu 5,31 Meter lang und 907 Kilogramm schwer sind.
Das Flugabwehrraketensystem Patriot wird von zwei Soldaten bedient. Ihnen meldet das System, wenn per Radar ein sich näherndes Flugobjekt identifiziert wurde und ob es sich um Freund oder Feind handelt. Dieser Gefahrenanalyse können die Soldaten jederzeit widersprechen, wie die Bundeswehr unterstreicht. Im Ernstfall werden Abwehrraketen aus der mobilen Startstation abgefeuert. Ukrainische Soldaten in Deutschland an Patriot auszubilden dauert laut Bundeswehr weniger als zwei Monate. Im Januar 2025 wurden deutsche Patriot-Kräfte erneut für sechs Monate in den Südosten Polens verlegt, um dort im Rahmen einer Nato-Luftverteidigung den größten Logistikumschlagpunkt des Landes zu schützen. 2023 waren dort zwei Menschen beim Einschlag einer Rakete aus der Ukraine getötet worden.
Allein mit Patriot ist laut der Bundeswehr aber kein lückenloser Schutz des deutschen Luftraums möglich. Das Flugabwehrraketensystem wird deshalb unter anderem ergänzt durch das Waffensystem Iris-T SLM. Das noch kompliziertere Akronym steht für „Infra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled, Surface-Launched Medium Range“. Die Entwicklung begann 2007 unter Federführung des deutschen Rüstungskonzerns Diehl Defence. 2022 wurde das System eingeführt. Es kann den Angaben zufolge Ziele in nächster Nähe oder in bis zu 40 Kilometer Entfernung bekämpfen (Instrumenten-Reichweite: bis zu 250 km) – von Lenkwaffen über Marschflugkörper bis zu Flugzeugen. Dabei sollen die Lenkflugkörper des Systems auch der elektronischen Abwehr feindlicher Drohnen widerstehen können.
Kern dieses Luftverteidigungssystems bildet ebenfalls ein Radar, das je nach Einsatzort und Bedarf ausgewählt werden kann, beispielsweise das Modell TRML 4D von Hensoldt. Iris-T SLM wird dabei wie Patriot von einer Besatzung aus zwei Soldaten bedient. Das leicht gepanzerte System gilt dabei als hochmobil und lufttransportfähig. Das Startfahrzeug kann laut Bundeswehr eine Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h erreichen und bis zu acht Lenkflugkörper transportieren und abfeuern.
Patriot und Iris sind auch optisch Schwergewichte. Vergleichsweise kompakt präsentiert sich da das entsprechend benannte leichte Flugabwehrsystem der Luftwaffe. Der Verbund besteht aus dem Aufklärungs-, Führungs- und Feuerleitfahrzeug (AFF) und dem eigentlichen Waffenträger des leichten Flugabwehrsystems, dem Ozelot. Beide basieren auf dem gepanzerten Kettenfahrzeug Wiesel 2 von Rheinmetall, sind rund 3,8 Meter lang und wiegen leer etwa 3,6 Tonnen.
Das leichte Flugabwehrsystem wurde 2001 eingeführt und kann den Luftraum per Radar im Umkreis von bis zu 20 Kilometern überwachen. Reißt die Verbindung zum Aufklärungsfahrzeug ab, kann der Waffenträger Ozelot autark Flugziele per Wärmebildgerät, Tagsichtkamera und Laser erfassen. Er ist mit vier Lenkflugkörpern Stinger ausgestattet (Reichweite: bis sechs km). Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 70 km/h angegeben. Angetrieben wird das Flugabwehrsystem übrigens von einem Audi 4 Zylinder TDI mit 110 PS.
Das Flugabwehrsystem Mantis ist ausgemustert. Im Oktober 2023 schenkte die Bundeswehr die letzten beiden Einheiten des Systems der Slowakei. Auch damit sollte die Luftverteidigung an der Nato-Ostflanke gestärkt werden. Die zuvor bei Mantis eingesetzte Soldaten wechselten zum neuen System Iris-T SLM.