Staaten mit den höchsten Rüstungsausgaben
Die Welt rüstet so stark auf wie lange nicht mehr. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri meldete für 2024 weltweite Rüstungsausgaben in Höhe von 2718 Mrd. US-Dollar. Das waren 9,4 Prozent mehr als im Vorjahr und den Angaben zufolge der stärkste jährliche Anstieg seit mindestens dem Ende des Kalten Kriegs. Japan kam im weltweiten Vergleich mit umgerechnet 55,3 Mrd. US-Dollar auf Platz zehn der Länder, die am meisten fürs Militär ausgeben. Die Republik Korea folgte auf Platz elf (47,6 Milliarden Dollar).
Die weltweiten Rüstungsausgaben sind laut Sipri das zehnte Jahr in Folge gestiegen, berücksichtigt man die Inflation. Zuwächse verzeichneten die Forscher an der Spitze fast überall – so auch in Frankreich, der einzigen verbliebenen Atommacht in der Europäischen Union. Die französischen Rüstungsausgaben stiegen laut Sipri 2024 auf 64,7 Mrd. Dollar (Vorjahr: 59,5 Mrd. Dollar). Im Jahr 2000 hatte die Bilanz noch bei 28,4 Mrd. Dollar gelegen.
Militärhilfe des Auslands für die Ukraine wird von Sipri nicht bei der Ukraine selbst verbucht, sondern dem jeweiligen Geberland. Das Land, das sich seit 2014 gegen Russland verteidigt, belegte erneut Platz acht der Staaten mit den größten Militärausgaben. Die verringerten sich laut Sipri, gemessen am aktuellen Dollarkurs, leicht von 64,9 auf 64,7 Mrd. Dollar. Berücksichtigt man jedoch die Inflation, stiegen die Ausgaben den Experten zufolge um 2,9 Prozent. Kein Land weltweit musste auch nur annähernd so einen großen Teil seiner gesamten Wirtschaftsleistung für das Militär ausgeben wie die Ukraine (34 Prozent).
Einige Daten zu den Militärausgaben konnten von den Stockholmer Forschern nur geschätzt werden. Das galt sowohl für die aktuellen Zahlen für die Ukraine als auch für Saudi-Arabien. Dort erhöhte sich das Budget den Angaben zufolge auch vor dem Hintergrund des Kriegs in Israel binnen eines Jahres von 77,8 auf 80,3 Mrd. Dollar. Das war rund die vierfache Summe der Militärausgaben zur Jahrtausendwende (alle folgenden Vergleiche sind nicht inflationsbereinigt). Für die Vereinigten Arabischen Emirate lagen Sipri keinerlei Daten vor.
60 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben entfielen laut der Analyse zuletzt auf die Nationen in den Top 5. Die Spitzengruppe wird eröffnet von Indien. Der Subkontinent, der zuletzt durch Kampfhandlungen mit dem Erzfeind Pakistan international für Unruhe sorgt, stockte demnach sein Budget auf von 82,3 auf 86,1 Mrd. Dollar. Im Jahr 2000 hatten die Rüstungsausgaben noch bei 14,3 Mrd. Dollar gelegen.
Die Zeitenwende ist bei den Rüstungsausgaben angekommen. Der Sipri-Reports hob Deutschland besonders hervor. Denn die Friedensforscher attestierten der Bundesrepublik einen Anstieg der Rüstungsausgaben um 28 Prozent. Das vereinigte Deutschland sei damit erstmals zum größten Zahler in Europa und zur weltweiten Nummer vier geworden. Hatte die Bundesrepublik im Ranking 2023 noch mit 67,3 Mrd. Dollar Platz sieben belegt, errechnete Sipri nun Ausgaben von 88,5 Mrd. Dollar, inklusive der Militärhilfen für die Ukraine. Doch Russland hat noch stärker zugelegt.
Die Kriegswirtschaft in Russland schaltet einen Gang höher. Die Rüstungsausgaben stiegen laut Sipri binnen eines Jahres um 38 Prozent auf 149,0 Mrd. Euro. Russland habe damit 7,1 Prozent seines BIP und 19 Prozent all seiner Regierungsausgaben für die Armee und den Angriffskrieg auf die Ukraine verwendet. Im Jahr 2000 hatten sich die russischen Militärausgaben laut der Statistik auf 9,2 Mrd. Dollar summiert.
Bei den Rüstungsausgaben gibt es vor allem zwei Nationen und dann den Rest der Welt. So war der Etat Chinas als zweitgrößter Militärnation fast so groß wie die jene der drei folgenden Staaten (Russland, Deutschland und Indien) zusammengenommen. Die Bilanz erhöhte sich verglichen mit 2023 von 296,8 auf 313,7 Mrd. Dollar. Hier mussten die Analysten wie auch bei Russland mit Schätzungen arbeiten.
Die Vereinigten Staaten haben kurz vor der Machtübernahme durch Donald Trump bereits stark aufgerüstet. Die Militärausgaben erhöhten sich laut Sipri um 5,7 Prozent auf 997,3 Mrd. Dollar. Das habe 66 Prozent der Nato-Ausgaben und 37 Prozent der weltweiten Millitärausgaben entsprochen. Zum Vergleich: Die europäischen Nato-Mitglieder steuerten den Angaben zufolge insgesamt 454 Mrd. Dollar bei oder 30 Prozent der Ausgaben des Verteidigungsbündnisses. Die höheren Ausgaben der USA wurden laut Sipri unter anderem gepusht durch die Modernisierung von Militäranlagen und des Nukleararsenals, um eine strategische Überlegenheit zu China und Russland zu wahren.