Rheinmetall sorgt für gute Stimmung an der Börse zu Wochenbeginn: Der Rüstungskonzern schiebt mit einer Übernahme den deutschen Leitindex Dax an. Die Rheinmetall-Aktie selbst legte kurz nach Handelsstart um bis zu 2,8 Prozent zu auf zeitweise 1949 Euro – ein Rekordhoch. Der Kurssprung der Aktie über die vergangenen dreieinhalb Jahre ist beispiellos: Während sie am 4. Februar 2022 noch gut 90 Euro kostete, wird sie mittlerweile für rund 1940 Euro gehandelt – das ist eine Erhöhung um 2050 Prozent.
Der größte Rüstungskonzern Deutschlands plant, die Marinesparte der Bremer Werftengruppe Lürssen zu kaufen. Man habe sich mit Lürssen auf die wesentlichen Bedingungen geeinigt und werde die Transaktion kurzfristig formal abschließen, teilte Rheinmetall in Düsseldorf mit. Sollten die Kartellbehörden zustimmen, könnte die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) Anfang 2026 vollzogen werden. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der Milliardenumsätze beider Firmen dürfte aber eine gewaltige Summe an die Lürssen-Eigner fließen.
Rheinmetall: Zu Panzern, Munition und Flugabwehr kommen jetzt Schiffe
Der Düsseldorfer Konzern stellt bislang keine Schiffe her, sondern vor allem Rüstungsgüter für die Landstreitkräfte, etwa Panzer, Artillerie oder Flugabwehr. Als Zulieferer ist das Unternehmen auch an der Herstellung des US-Kampfjets F35 beteiligt, außerdem fertigt die Waffenschmiede Drohnen und bald auch militärische Satelliten. Nun sticht der Rüstungskonzern, der angesichts des Ukraine-Krieges auf einem steilen Wachstumskurs ist und bei Umsatz und Auftragsbestand von einem Rekordwert zum nächsten eilt, gewissermaßen in See.
Die Marine nutzt bereits Schiffsgeschütze und Lasermodule von Rheinmetall, künftig werden es auch Schiffe sein – vorausgesetzt, der Deal geht wie erwartet über die Bühne. „Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. „Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus.“
Zudem treibe man die Konsolidierung der deutschen Verteidigungsindustrie voran. „In Verbindung mit den Rheinmetall-Kompetenzen schaffen wir ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe – ein Powerhouse“, sagte Papperger. Auch im maritimen Bereich komme es immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit an.
Rheinmetalls Milliardenumsatz
NVL hat den Angaben zufolge rund 2100 Beschäftigte, 2024 betrug der Umsatz rund 1 Mrd. Euro. Neben dem Hauptsitz in Bremen gibt es Werften in Wilhelmshaven (Niedersachsen), Hamburg sowie Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern). Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei. NVL baut Schiffe für Deutschlands Marine und die Marine anderer Staaten sowie für Behörden. Rheinmetall hat laut eigenen Angaben rund 40.000 Beschäftigte an 174 Standorten. 2024 lag der Umsatz bei 9,8 Mrd. Euro.
Bei Lürssen verbleibt eine Firma, die Jachten baut. Dieses Unternehmen hat rund 2000 Beschäftigte. Der Chef der Beteiligungsgesellschaft, Friedrich Lürßen, sagte: „Wir freuen uns, mit Rheinmetall einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden zu haben, der NVL und ihren Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern kann.“ Man wolle den Weg für die politisch seit langem gewünschte Konsolidierung in der deutschen Verteidigungsindustrie ebnen. Diese Konsolidierung sei vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage notwendig und sinnvoll. „Nur so lässt sich eine schnelle Wehrfähigkeit unseres Landes sicherstellen.“