Knapp 600 deutsche Unternehmen sind in Südafrika vor Ort. Für viele ist das Land ein Sprungbrett für den ganzen Kontinent. Besonders wichtig im Handel mit Südafrika sind die Kfz-Branche und der Rohstoffsektor. Das deutsch-südafrikanische Handelsvolumen lag im Jahr 2021 bei über 20 Mrd. Euro - das ist fast so viel wie das deutsch-indische Handelsvolumen. Damit ist Südafrika für Deutschland bereits jetzt der wichtigste Handelspartner südlich der Sahara.
Mit Chinas wirtschaftlicher Verbindung zu Südafrika kann Deutschland allerdings nicht mithalten: Das Land ist seit Jahren maßgeblicher Kreditgeber für Infrastrukturprojekte in Südafrika. Laut einer Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung sind chinesische Geldgeber bei afrikanischen Entscheidungsträgern sehr beliebt, da sie Projekte schnell entscheiden und umsetzen, sich weniger als der Westen in interne afrikanische Angelegenheiten einmischen und zudem weniger Skrupel vor Korruption haben.
Seit Putins Invasion in der Ukraine wollen deutsche Politiker die Zusammenarbeit mit Südafrika nun weiter verstärken – besonders im Bereich Energie. Mauro Toldo, Finanz-Experte der DekaBank, beobachtet die Situation schon seit Jahren: Deutschland suche aktuell die Nähe des Landes, weil man Rohstoffe benötige, erklärt Toldo im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Südafrika aber fühle sich „vernachlässigt vom Westen“ und orientiere sich zunehmend in Richtung anderer Partner wie China oder sogar Russland.
Höchste Zeit also für Deutschland, es besser zu machen und die wirtschaftlichen Beziehungen mit Südafrika weiterzuentwickeln. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte etwa Reformen für Kreditgarantien in Aussicht, um dem deutschen Mittelstand Investitionen in Afrika und damit den Schritt auf den Kontinent zu erleichtern. Südafrika als Investitionsstandort soll so für deutsche Unternehmen attraktiver gemacht werden.
Wertschöpfung vor Ort unterstützen
Melanie Müller, Südafrika-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik, rückt dabei in den Fokus, dass wirtschaftliches Engagement immer beiden Seiten dienen sollte: Vor allem beim Thema Energie müsse es auch darum gehen, Südafrikas eigenen Bedarf zu decken. Denn immer wieder kommt es in dem Land zu stundenlangen Blackouts, die die südafrikanische Wirtschaft schwächen und somit auf Kosten des Wachstums gehen.
Ihr Plädoyer ist klar: „Wir müssen als EU ein bisschen was geben, wenn wir langfristig stabile Beziehungen aufbauen wollen.“ Mit Blick auf das Thema Rohstoffe müsste mehr Wertschöpfung im Land selbst passieren und zwar in Südafrika genau wie in anderen afrikanischen Ländern, fordert die Politologin. Europäische Unternehmen sollten also etwa Rohstoffe wie Erze nicht nur fördern, ausführen und dann selbst an der Weiterverarbeitung verdienen, sondern noch stärker als bisher die Wertschöpfung vor Ort unterstützen. Etwa durch den Bau von Schmelzen und Raffinerien, so dass das Abbauland selbst profitiere. Neue Arbeitsplätze könnten so entstehen, und die Industrialisierung würde vorangetrieben. Das wäre auch für Südafrika wichtig.
Wenn Deutschland stärker darauf achtet, dass auch Südafrika selbst von der Zusammenarbeit profitiert, wäre das ein Versuch, der chinesischen Konkurrenz zumindest Paroli zu bieten. Aber das geht nur im Team. Mauro Toldo bringt gut auf den Punkt, was wir bei der Zusammenarbeit mit Südafrika nicht aus den Augen verlieren sollten: „Wir können euch nicht nur was zeigen, sondern wir können auch was von euch lernen.“