Was Sie über BRICS wissen müssen
Der Gipfel der BRICS-Staaten vom 22. bis 24. August 2023 in Südafrika muss ohne den zweitwichtigsten Staatsführer des Staatenverbundes stattfinden. Einen Monat vor dem Treffen stand fest: Russlands Machthaber Wladimir Putin wird nicht wie geplant nach Johannesburg reisen. Er lässt sich stattdessen von Außenminister Sergej Lawrow vertreten.
Die BRICS-Staaten sind nur knapp einem existenzbedrohenden Eklat aus dem Weg gegangen. Südafrika gehört zu den Vertragsstaaten des Internationalen Strafgerichtshofs. Es wäre deswegen verpflichtet gewesen, Putin bei der Einreise zu verhaften. Ihm werden Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit der Entführung von Kindern aus der Ukraine vorgeworfen. Russland soll Südafrika offen gedroht haben, dass eine Verhaftung Putins eine „Kriegserklärung“ darstellen würde. Das machte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa laut „Tagesschau.de“ selbst publik. Putin will per Videokonferenz an dem Gipfel teilnehmen. Nur virtuell ist auch der offizielle Gastgeber dabei, Chinas Präsident Xi Jinping. Das Foto zeigt Südafrikas Präsident Ramaphosa mit Putin bei einem Treffen Ende Juli in St. Petersburg.
BRIC ist ein Akronym. Es steht für die Mitgliedsländer Brasilien, Russland, Indien und China. Der Begriff soll erstmals 2001 von dem britischen Ökonom Jim O'Neill von Goldman Sachs geprägt worden sein. Er bezeichnete damit in einem Aufsatz eine Gruppe schnell wachsender Volkswirtschaften. Die hatten nach Ansicht des konservativen Politikers das Potenzial, bis 2050 die Weltwirtschaft zu dominieren. Der Bericht trug den Titel „Building Better Global Economic BRICs“. Das Akronym spielte damit auf das englische Wort für „Baustein“ an. Zufälligerweise war hier schon das „S“ enthalten, wenn auch noch in der englischen Pluralendung.
Der BRICS-Staatenverbund führt seine Gründung auf ein Treffen der Außenminister von Brasilien, Russland, Indien und China 2006 am Rande der UN-Vollversammlung zurück. Im Juni 2009 gab es das erste Gipfeltreffen in Russland. 2011 wurde Südafrika offiziell als Mitglied aufgenommen. BRIC wurde zu BRICS. Das Bild zeigt die damaligen Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfeltreffen in China im Jahr 2011.
Dem BRICS-Verbund gehören mit Indien und China die zwei bevölkerungsreichsten Länder der Welt an. Brasilien lag zuletzt bei der Zahl der Einwohner im globalen Vergleich auf Platz sieben, Russland auf Rang neun. Im Ranking des Internationalen Währungsfonds der größten Volkswirtschaften 2022, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, kam China auf Platz zwei, Indien auf Platz fünf. Russland belegte den achten Platz, Brasilien kam zwischen Italien und Australien auf Platz elf. Zusammengenommen entsprach die Wirtschaftsleistung der BRICS-Staaten in etwa der der Vereinigten Staaten von Amerika (25,5 Billionen Dollar).
Südafrika scheint in all diesen Statistiken das schwache Glied zu sein. Das jüngste Mitglied besitzt aber eine große strategische Bedeutung, bildet es doch das Tor zum afrikanischen Kontinent mit seinen reichen Rohstoffvorkommen und der geografisch zentralen Lage in den Handelsrouten von Asien nach Europa. Der Wert der südafrikanischen BRICS-Mitgliedschaft habe sich seit dem Beitritt stark erhöht, unterstrich so auch Präsident Ramaphosa im Juni 2023 in einer Botschaft an seine Landsleute. 2022 gingen demnach mehr als 17 Prozent der südafrikanischen Exporte in andere BRICS-Länder. Und mehr als 29 Prozent aller Importe stammten von dort.
Ob Handel oder Verteidigung: BRICS positioniert sich immer selbstbewusster als globales Gegengewicht zu westlich geprägten Organisationen. Dabei wird eine rasche Expansion angestrebt. Mehr als ein Dutzend Länder entsenden führende Vertreter zu „Freunde von BRICS“-Gespräche nach Südafrika. Darunter sind Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Kongo und der Iran, wie Reuters berichtete. Schon 2015 begrüßte Putin den damaligen iranischen Präsidenten Ruhani zu einem BRICS-Gipfeltreffen in Ufa.