Die Insolvenz von Germania war absehbar. Der umgehende Rettungseinsatz der Konkurrenten war es nicht. Kurz nachdem am Dienstagmorgen bekannt geworden war, dass die Berliner Fluggesellschaft ihren Betrieb eingestellt hat, meldeten sich sämtliche Wettbewerber um den betroffenen Kunden zu helfen. Lufthansa inklusive Swiss, Austrian Airlines und Eurowings, außerdem Tuifly, Condor und Easyjet veröffentlichten umgehend konkrete Angebote. Passagiere, die im Ausland gestrandet sind, können sich melden und bekommen freie Sitzplätze zu Sonderkonditionen. Wer sein wertloses Ticket bei Germania nicht mehr einlösen kann, bekommt einen günstigen Ersatzflug angeboten. Selbst Kunden, die nicht über einen Pauschalreiseanbieter abgesichert sind, sondern auf eigene Faust direkt bei Germania gebucht haben, kommen relativ unkompliziert in diesen Genuss.
Das ist einmalig und nicht selbstverständlich. Der Mechanismus ist sonst ein anderer: Die Konkurrenten stürzen sich wie die Geier auf die verwertbaren Reste des Pleitekandidaten. So war es auch im Sommer 2017 bei Air Berlin. Lufthansa, Easyjet, Ryanair und andere Investoren haben bei dem unwürdigen Geschacher um Flugzeuge und Verkehrsrechte keine gute Rolle gespielt. Letztendlich haben sie bei dem Gezerre und Gefeilsche das Chaos im Flugbetrieb noch verstärkt, die Kosten für die Aufräumarbeiten in die Höhe getrieben und dem Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern immensen Schaden zugefügt.
Der Staat hat diesen zermürbenden Prozess bei Air Berlin damals durch einen Millionen-Kredit noch verlängert und das Hoffen und Bangen auf eine Rettung der heruntergewirtschafteten Airline unnötig forciert. Auch Germania hat bei den heutigen Marktkonditionen mit steigenden Kosten und sinkenden Preisen kein tragfähiges Geschäftsmodell. Selbst mit der zuletzt benötigten Finanzierungsspritze in zweistelliger Millionenhöhe wäre keine nachhaltige Lösung zu erwarten gewesen. So bitter das für die Mitarbeiter und alle abhängigen Partner wie Regionalflughäfen und Pauschalreiseanbieter ist: Ein klarer Schnitt ist besser. So wissen alle Beteiligten woran sie sind.
Als erstes für Ruhe und Ordnung in diesem Prozess zu sorgen, ist eine der wichtigsten Lehren aus dem Fall Air Berlin. Darauf haben sich die Wettbewerber offenbar vorbereitet, vielleicht sogar darauf verständigt. Und es ist eine der besten Entscheidungen, die sie treffen konnten. Den betroffenen Kunden jetzt schnell und zuvorkommend zu helfen, ist die richtige Investition in zufriedene Passagiere von morgen.
Das sind die 10 besten Billigflieger
Die britische Unternehmensberatung Syktrax vergibt jedes Jahr die World Airline Awards. Für die Ausgabe 2018 wurden mehr als 20 Millionen Kundenmeinungen berücksichtigt. Die Reisenden stammten aus über 100 Ländern. Diese Billigfluglinien wurden von den Kunden am besten bewertet:
Die 10 besten Billigflieger 2018
#10 Die Befragten wählten Scoot auf Platz zehn der besten Billig-Airlines weltweit. Scoot ist die günstige Fluggesellschaft von Singapore Airlines. Sie ging im Sommer 2012 an den Start. Die Airline hat ab 2018 die Verbindung Singapur-Berlin im Flugplan. Es ist die dritte Langstrecken-Destination der Airline.
#9 Mit Eurowings konnte sich auch eine deutsche Billigfluggesellschaft in den Top 10 platzieren. Das war 2017 nicht gelungen. Eurowings ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa. Die Airline hat nach der Pleite von Air Berlin einige Langstrecken des Konkurrenten übernommen. Ob die Meinung der Kunden nach den vielen Problemen in der letzten Zeit immer noch so positiv ausfällt?
#8 Southwest Airlines verbesserte sich im Syktrax-Ranking im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz. Southwest ist der weltweit größte Billigflieger. Er liegt im „Forbes“-Ranking der größten börsennotierten Unternehmen 2018 auf Rang 380. Die US-Fluggesellschaft wurde 1967 gegründet und flog zunächst nur Ziele innerhalb von Texas an. Heute operiert Southwest Airlines fast in den gesamten Vereinigten Staaten. Das Unternehmen hat mehr als 56.000 Angestellte und ist an der Börse über 30 Mrd. Dollar wert.
#6 Westjet war 2017 nicht in den Top 10 vertreten und konnte sich jetzt auf Platz sechs behaupten. Die 90er-Jahre waren das goldene Jahrzehnt der Billigfluggesellschaften. In dieser Dekade trat auch die kanadische Airline auf den Plan. Westjet operierte zu Beginn 1996 mit nur zwei Flugzeugen. Mittlerweile ist die Flotte auf über 120 Maschinen angewachsen.
#5 Air Asia X steigt vom siebten auf den fünften Platz. Das malaysische Unternehmen bildet eine Ausnahme im traditionell eher auf Kurzstrecken spezialisierten Markt der Low-Cost-Carrier. Sie wickelt ausschließlich Langstreckenflüge ab. Air Asia X gehört zum malaysischen Billigflieger Air Asia. Richard Bransons Virgin Group hält Anteile.
#3 Easyjet mischt seit 1995 im Wettbewerb um extra günstige Flugtickets mit. Die britische Low-Cost-Airline mit Hauptsitz in Luton bei London beschäftigt mehr als 12.200 Menschen. Auch dieses Unternehmen profitierte vom Aus für Air Berlin. Im Juni nahm EasyjJet das 300. Flugzeug in die Flotte auf. Der Airbus A320 war früher für Air Berlin geflogen. „Forbes“ beziffert den Börsenwert des Unternehmens auf 9,2 Mrd. Dollar. Die Airline landete bei den World Airline Awards 2017 auf Platz vier.
Norwegian verteidigte den zweiten Platz aus dem Vorjahr. Das norwegische Unternehmen ist in Europa die größte Billigfluggesellschaft nach Easyjet und Ryanair. Apropos Ryanair: Der irische Low-Cost-Carrier kam im Passagier-Ranking von Skytrax nur auf Platz elf.