Sie war eine nationale Ikone, aber ab heute ist sie Geschichte. Der staatliche Carrier Alitalia beendet an diesem Donnerstag mit seinem letzten Flug eine 74-jährige Ära. Die Maschine sollte in Sardinien starten und am Hauptstadtflughafen Rom-Fiumicino landen. Dann stellt Alitalia den Betrieb ein.
Das ist der Schlusspunkt einer Krise, die den Staatsbetrieb bis zuletzt begleitete. Seit 2002 warf er keinen Gewinn mehr ab, ging bereits 2017 in die Insolvenz. Der Staat übernahm jedoch, schaffte es aber nicht, das Traditionsunternehmen wieder auf die Beine zu bringen. Überbrückungshilfen in Höhe von rund 900 Mio. Euro monierten die Brüsseler Wettbewerbshüter als rechtswidrig. Weitere millionenschwere Hilfen retteten die Airline durch die Corona-Krise.
Ab Freitag geht nun die neue Staats-Airline Italia Trasporto Aereo (Ita) an den Start. Die geschrumpfte Nachfolgerin soll ohne Hypothek abheben: Sie ist nicht der wirtschaftliche Nachfolger. Die EU möchte einen Neustart, der mit weniger Personal - etwa 2800 Mitarbeiter - und zunächst 52 Maschinen erfolgt. Bis zuletzt protestierten Mitarbeiter gegen den Personalabbau. Mit dem Aus soll auch die Marke Alitalia verkauft werden.
Auch Päpste flogen mit der Airline. Auf einer Reise nach Budapest erwähnte Papst Franziskus in seiner Ansprache vor Journalisten das Ende der Fluggesellschaft. Italiens Regierungschef Mario Draghi sagte im April, er betrachte Alitalia als eine Art Familie, „eine etwas teure Familie, aber eben doch Familie“.
Schon vor Alitalia sind andere Ikonen vom Himmel verschwunden. Ein Überblick:
Vom Himmel verschwundene Fluggesellschaften

Zudem stand vor einigen Wochen bereits die Lebensmittelversorgung auf der Kippe – Düngemittelhersteller, die die Grundlage für die CO2-Herstellung sind, mussten bereits die Arbeit einstellen.

Im August 2017 stellte Air Berlin Insolvenzantrag. Das Insolvenzverfahren könnte noch mehrere Jahre dauern

Air Namibia ist das jüngste Opfer in einer jahrelangen Konsolidierung auf dem afrikanischen Kontinent. Zwei Maschinen der insolventen Airline wurden vom Leasinggeber zum Flughafen Leipzig Halle geflogen. Die staatseigene Fluggesellschaft mit Sitz in Windhoek verkündete 2021 die geordnete und freiwillige Abwicklung. Der Betrieb wurde mit Wirkung zum 11. Februar eingestellt. Die Airline beschäftigte zuletzt knapp 660 Mitarbeiter und besaß eine Flotte von elf Maschinen. Als Grund des Niedergangs wurden strukturelle Ineffizienzen genannt. In den 2000er-Jahren hatten beispielsweise die nationalen Airlines von Senegal, Nigeria, Uganda, Mauretanien oder Togo aufgegeben.

Die Liquidation begann im September 2019. Selbst große Marken mit einer Flotte von mehr als 100 Flugzeugen sind vor der Pleite nicht geschützt. So auch die Gesellschaften der Thomas Cook Group Airline mit Töchtern in Großbritannien, Skandinavien, Belgien und Spanien. Pro Jahr beförderte der Ferienflieger einst 19 Millionen Passagiere. Die Insolvenz des gleichnamigen britischen Reiseveranstalters riss auch die Flugsparte mit. Nur der deutsche Ableger Condor konnte sich mit Geldern der Bundesregierung retten.

Seit der Trennung von Thomas Cook suchte Condor am Markt händeringend frisches Kapital. Nach einem sogenannten Schutzschirmverfahren bot sich die Muttergesellschaft der polnischen LOT als Investor. Doch dann kam Corona und der Deal platzte im Frühjahr 2020. Das Ende schien unabwendbar. Dann wurde ein neuer strategischer Partner gefunden: Der Vermögensverwalter Attestor übernahm die Mehrheit der Anteile. Der Ferienflieger kann durchstarten, was er dank der meisten erhaltenen Arbeitsplätze auch tut. Geplant sind Flüge nach New York. Anfang Oktober starteten erstmals wieder Flüge nach Mauritius.

Es war die wichtigste Fluggesellschaft Sloweniens und ein Statussymbol für die Adria. Im September 2019 ging das Mitglied der Star Alliance pleite, alle 18 Flugzeuge mussten am Boden bleiben. Die Suche nach einem strategischen Partner war erfolglos verlaufen, und Leasinggeber hatten ihre Maschinen zurückverlangt. Noch kurz zuvor war die Airline kräftig expandiert und flog in Deutschland neben Frankfurt, München und Düsseldorf auch Hamburg und Paderborn an.

Aus der insolventen deutschen Fluggesellschaft Germania Airlines entstand die Chair Airlines, ursprünglich ihr Schweizer Firmenableger. Der Berliner Billigflieger steuerte viele Flughäfen rund ums Mittelmeer, in Osteuropa und im Nahen Osten an und war für einen Shuttleservice für den Flugzeughersteller Airbus zwischen Hamburg und Toulouse zuständig. Im Februar 2019 stellte er den Insolvenzantrag. Unter dem Druck sinkender Ticketpreise, schwacher Auslastung und gestiegener Treibstoffkosten ging der Firma das Geld aus. Betroffen waren knapp 1700 Beschäftigte, darunter etwa 400 Piloten und 580 Flugbegleiter.

Auch der ungarische Flagcarrier mit Sitz in der Hauptstadt Budapest hatte zwischen 2007 und 2010 Millionenhilfen vom Staat erhalten, die Brüssel für unrechtmäßig erklärte. Ohne staatliche Kapitalspritzen ging der strauchelnden Fluggesellschaft am Ende die finanzielle Puste aus. Malev sorgt jährlich für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Budapester Flughafen. Die Airline bediente von dort aus ein dichtes Netz an Strecken innerhalb Europas und flog auch einige Metropolen im Nahen Osten an. Heute übernimmt diese Rolle der Billigflieger Wizz Air mit der zehntgrößten Flotte Europas und Zielen in 44 Ländern.

Die stolze katalanische Regierung war ihr wichtigster Anteilseigner. Sie konnte die spanische Airline am Ende aber nicht vor dem Aus bewahren. Es war kein Geld mehr für die marode Fluglinie da, die Suche nach einem Investor war gescheitert. Spaniens viertgrößte Fluggesellschaft blieb am Boden. Ähnlich wie die mit British Airways fusionierte Iberia hatte auch Spanair schwer mit der Konkurrenz der Billigflieger im Heimatmarkt zu kämpfen. In Deutschland flog Spanair zuletzt Berlin, Hamburg, Frankfurt und München an. Der große spanische Billigflieger Vueling hat heute eine Flotte von 126 Maschinen – halb so viel wie British Airways.

Die einst große nationale Fluggesellschaft Continental Airlines beendete ihre Existenz in der Konsolidierungswelle, die in den 2000er-Jahren den US-Markt überrollte. Sie fusionierte mit United Airlines im Jahr 2011 und gab ihren Markennamen auf. Continental war 2004-2009 Mitglied der internationalen Luftfahrtallianz Skyteam und wechselte 2009, noch vor der Fusion mit United, in die Star Alliance, deren Mitglied das fusionierte Unternehmen bis heute ist.

US Airways war mit Sitz in Tempe, Arizona, und zuletzt jährlich mehr als 66 Millionen Passagieren eine der größten Airlines der Welt. Doch im Dezember 2013 wurde sie von American Airlines geschluckt: Es entstand die größte Fluggesellschaft der Welt. Auf die Deregulierung der 1980er-Jahre war ein heftiger Preiskampf gefolgt, der am Ende auch die größeren Gesellschaften in Mitleidenschaft zog. Von den einst neun großen US-weiten Fluglinien blieben ganze vier übrig: American, Delta, United und der weltweit größte Billiganbieter Southwest. Sie beherrschen – gemeinsam mit kleineren regionalen Partnern – über 80 Prozent des Marktes.

Als die Airline 2001 für immer am Boden blieb, stand das Land unter Schock. Swissair war der Stolz der Nation. Doch das Ableben stand bereits fest, als Anfang Oktober 2001 die Flugzeuge nicht mehr abhoben. Die zur Rettung gesprungenen Banken Crédit Suisse und UBS hatten den täglichen Kapitalbedarf unterschätzt. Es fehlten über 2 Mrd. Schweizer Franken. Solche Summen wollte auch der Schweizer Bundesrat nicht aufbringen. Die Flotte ging 2002 an die neu gegründete Swiss International Airlines über.

Die Fluggesellschaft Pan Am stand wie keine andere für das goldene Zeitalter des Fliegens. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg bot Pan Am Transatlantikflüge an, die samt Zwischenlandungen oft mehrere Tage dauerten. Nach dem Krieg setzte Pan Am als eine der ersten auf Düsentechnologie – und hängte die Konkurrenz damit eine Weile ab. „Es gibt keine fernen Länder“, lautete ein früher Werbeslogan. Über Jahrzehnte blieb die Airline unumstrittene Nummer eins im internationalen Flugverkehr, geriet jedoch Ende der 1980er-Jahre ins Trudeln und ging pleite. Das Ende einer Ära.

Auch eine andere Ikone unter den Fluggesellschaften ist längst Geschichte: TWA. Der legendäre Howard Hughes war lange Zeit Eigentümer der Fluglinie. In den 1980er-Jahren versuchte der Investor Carl Icahn die Gesellschaft auf einen profitablen Kurs zu bringen. 2001 war jedoch Schluss: TWA ging in American Airlines auf und der Name verschwand.