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Arktische Insel Donald Trump will Grönland kaufen – aber geht das überhaupt?

Trump-Jet in Nuuk: Donald Trump Jr. besuchte am Dienstag die Hauptstadt Grönlands
Trump-Jet in Nuuk: Donald Trump Jr., der Sohn des künftigen US-Präsidenten, besuchte am Dienstag die Hauptstadt Grönlands
© Ritzau Scanpix / IMAGO
Erneut greift Donald Trump nach der Kontrolle Grönlands. Aber könnte er die arktische Insel wirklich kaufen? Grönland, Dänemark und die EU wehren sich gegen die Pläne

Wenn es nach dem designierten US-Präsidenten Donald Trump geht, wird Grönland bald Teil der Vereinigten Staaten. Damit erneuert der Republikaner eine Absicht aus seiner ersten Amtszeit: Schon im Jahr 2019 wollte Donald Trump die mehrheitlich von Eis bedeckte Insel mit ihren 57.000 Einwohnern kaufen. Damals wiesen dänische Politikerinnen und Politiker den Vorstoß zurück und taten ihn als Witz ab. Die rohstoffreiche und strategisch wichtige Insel im Nordatlantik gehört seit über 600 Jahren zu Dänemark, verfügt aber über weitgehende Autonomie. 

Am Dienstag stattete Trumps ältester Sohn, Donald Trump Jr., der Insel einen Besuch ab. Die Grönland-Reise des 47-Jährigen erfolgte offiziell zwar rein privat, doch ist sie angesichts des von Trump Senior mehrfach geäußerten Interesses an der arktischen Insel politisch brisant. Erst kurz vor Weihnachten hatte Trump erklärt, die USA seien der Ansicht, dass es „im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt“ eine „absolute Notwendigkeit“ sei, Grönland zu besitzen und zu kontrollieren. Selbst militärische und wirtschaftliche Maßnahmen schloss der künftige US-Präsident zuletzt nicht aus, um die Kontrolle über Grönland und auch den Panamakanal zu erlangen. Aber könnte Trump die Eisinsel überhaupt erwerben?

Könnte Donald Trump Grönland kaufen?

Grönlands Regierungschef Mute Egede erteilte Trump wiederholt eine Absage: „Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden niemals zum Verkauf stehen“, erklärte der Ministerpräsident der selbstverwalteten Insel. In seiner Neujahrsrede drängte er aber auch auf Unabhängigkeit von Dänemark.

Donald Trump Jr. (Zweiter v.r.) bei seinem Besuch in Nuuk
Donald Trump Jr. (Zweiter v.r.) bei seinem Besuch in Nuuk
© ASSOCIATED PRESS | Emil Stach / Picture Alliance

Trump ist nicht der erste US-Präsident, der an Grönland interessiert ist. Als Grönland noch eine dänische Kolonie war, wollten die USA unter dem damaligen Präsidenten Harry Truman die Insel 1946 als strategisches Gut während des Kalten Krieges für 100 Mio. Dollar in Gold kaufen. Doch bereits damals lehnte die Regierung in Kopenhagen den Verkauf ab.

Das macht Grönland interessant

Für die USA ist die riesige Insel in der Arktis von hoher strategischer Bedeutung. Sie haben dort einen Luftwaffenstützpunkt mit einem Frühwarnsystem für ballistische Raketen, da der kürzeste Weg von Europa nach Nordamerika über Grönland führt. Geografisch ist Grönland Teil des nordamerikanischen Kontinents, die Hauptstadt Nuuk liegt näher an New York als an Kopenhagen.

MAGA-Cap statt warmer Mütze: Junge Trump-Fans in Nuuk, Grönland
MAGA-Cap statt warmer Mütze: Junge Trump-Fans in Nuuk, Grönland
© Ritzau Scanpix / IMAGO

Für die USA sei es von entscheidender Bedeutung, dass keine anderen Großmächte auf der Insel Fuß fassten, erklärte der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad vom Dänischen Institut für Internationale Studien. So hätten die USA Interesse an einer stärkeren militärischen Präsenz vor Ort bekundet, um die Gewässer zwischen Grönland, Island und Großbritannien zu überwachen – diese gelten als Tor für russische Marineschiffe und Atom-U-Boote.

In und um Grönland schlummern zudem wertvolle Bodenschätze. Die heimische Regierung hat die Förderung von Öl und Erdgas allerdings aus Umweltgründen verboten. Auch die Entwicklung des Bergbausektors ist wegen bürokratischer Hürden und des Widerstands der indigenen Bevölkerung ins Stocken geraten. Dadurch ist die Wirtschaft auf die Fischerei angewiesen, die über 95 Prozent der Exporte ausmacht. Zudem fließen aus Dänemark jährlich Subventionen in Höhe von knapp 1 Mrd. Dollar, die etwa die Hälfte des öffentlichen Haushalts abdecken.

Grönland drängt auf Unabhängigkeit

Bis 1953 war Grönland dänische Kolonie und ist jetzt ein selbstverwaltetes Territorium des Königreichs. Seit 2009 hat die Insel das Recht, sich durch ein Referendum für unabhängig zu erklären. In den vergangenen Jahren hat die Unabhängigkeitsbewegung in Grönland an Kraft gewonnen, die Regierung äußerte sich aber bisher zurückhaltender zu dem Thema. Es sei an den Bewohnern Grönlands, über eine Unabhängigkeit zu entscheiden, sagt Regierungschef Egede, der sich seit einiger Zeit dafür starkmacht. Dies gelte auch im Hinblick darauf, mit wem Grönland eng zusammenarbeite und wer die Handelspartner sein sollten. „Unsere Zukunft und unser Kampf für die Unabhängigkeit sind unsere Sache“, sagt Egede.

Sollten die Grönländer irgendwann für die Unabhängigkeit votieren, könnte sich die Insel für eine Anbindung an die USA entscheiden – etwa in Form eines Assoziierungsabkommens wie bei den Marshallinseln, Mikronesien und Palau im Pazifik. Die meisten Inselbewohner wünschen sich zwar die Unabhängigkeit, sehen diese angesichts der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Dänemark und der EU jedoch skeptisch.

Seit 2019 haben grönländische Politiker wiederholt erklärt, dass sie daran interessiert seien, die Zusammenarbeit und den Handel mit den USA zu stärken. „Grönland spricht davon, von Dänemark unabhängig zu werden, aber kein Grönländer möchte einfach zu einem neuen Kolonialherrn wechseln“, erklärte Forscher Ulrik Pram Gad. Er halte es für unwahrscheinlich, dass Grönland für die Unabhängigkeit stimmen werde, ohne das Wohlergehen seiner Bevölkerung zu sichern. Auch Aaja Chemnitz zeigt sich als grönländisches Mitglied des dänischen Parlaments skeptisch und lehnt eine Eingliederung in die USA strikt ab: „Ich möchte keine Schachfigur in Trumps heißen Träumen sein, sein Imperium um unser Land zu erweitern.“

Anwohner warten vor dem Hans Egede Hotel, in dem Donald Trump Jr. untergekommen ist
Anwohner warten vor dem Hans Egede Hotel, in dem Donald Trump Jr. untergekommen ist
© Ritzau Scanpix / IMAGO

Dänemark lehnt Kaufangebot ab

Das Verhältnis zwischen Grönland und Dänemark ist seit geraumer Zeit angespannt. So sorgten Enthüllungen über Fehlverhalten dänischer Behörden in Grönland für Aufsehen, darunter eine Kampagne zur erzwungenen Geburtenkontrolle in den 1960er-Jahren.

Als Trump 2019 erstmals anbot, die Insel zu kaufen, lehnte Dänemark den Vorschlag entschieden ab. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bezeichnete den Vorschlag des US-Präsidenten damals als „absurd“. Als sie am Dienstag nach Trumps erneutem Interesse gefragt wurde, sagte Frederiksen: „Wir brauchen eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Amerikanern.“ Sie fügte hinzu, dass die Grönländer ein Volk seien und es ihr Land sei. „Nur Grönland kann Grönlands Zukunft bestimmen.“

Auch in der Europäischen Union stoßen die Gebietsansprüche Trumps auf Widerstand. Es stehe außer Frage, dass die Staatengemeinschaft es nicht zulassen würde, dass andere Nationen der Welt ihre souveränen Grenzen angreifen würden, „wer auch immer sie sind“, sagte der französische Außenminister Jean-Noel Barrot dem Radiosender „France Inter“. „Wir sind ein starker Kontinent“, betonte er. Die EU dürfe sich nicht einschüchtern lassen.

rtr/ame

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