Arbeiten im Ausland ist für digitale Experten kein großer Lebenstraum, sondern häufig berufliche Normalität. Die Beschäftigung mit dem World Wide Web öffnet diesen gefragten Fachkräften einen globalen Arbeitsmarkt, in dem nicht nur Firmen, sondern auch Länder um Talente konkurrieren. Die Studie „Decoding Digital Talent“ hat festgestellt, dass rund zwei Drittel (67 Prozent) der Digitalkräfte bereit sind, im Ausland zu arbeiten. Bei den Experten für Künstliche Intelligenz (KI) fiel der Anteil noch etwas höher aus. „Fachkräfte mit Digitalwissen sind deutlich offener dafür, ins Ausland zu gehen als Fachkräfte anderer Disziplinen“, sagte StepStone-Geschäftsführer Sebastian Dettmers zur Veröffentlichung der Zahlen. Unternehmen in Deutschland müssten „daher massiv in die Gewinnung und Bindung dieser Mitarbeiter investieren, wenn sie ihren Erfolg langfristig sichern wollen.“
„Decoding Digital Talent“ ist eine internationale Arbeitsmarktstudie der Jobplattform StepStone, der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und des globalen Jobbörsen-Verbunds The Network. Befragt wurden den Angaben zufolge 27.000 Fachkräfte aus den Bereichen KI, Machine Learning, Datamining, Entwicklung mobiler Apps, Programmieren und digitales Marketing. Die Teilnehmer stammten aus 180 Nationen.
Interessante Jobinhalte am wichtigsten
Die Studie ermittelte die Top-Länder, für die Digitalexperten am ehesten einen Umzug ins Ausland erwägen würden. Dabei bevorzugten die Befragten dem Bericht zufolge Länder in der Nähe ihrer Heimat oder Staaten im selben Sprachraum. Attraktive Standorte punkten demnach vermutlich auch mit Faktoren wie einer Vielzahl von Jobangeboten und hohen Gehältern beziehungsweise attraktiven Benefits. Die finanzielle Vergütung erwies sich für die 1648 befragten Digitalexperten aus Deutschland jedoch als eher zweitrangig. Ausschlaggebend waren interessante Jobinhalte, ein gutes Verhältnis zu Kollegen sowie die Wertschätzung der eigenen Arbeit, wie StepStone mitteilte. International legten die Studienteilnehmer vor allem Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance sowie gute Fortbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen.
Eine gute Nachricht: Diese Bedingungen scheinen in Deutschland zu stimmen. Die Bundesrepublik schnitt in der Umfrage jedenfalls hervorragend ab. „Deutschlands Anziehungskraft auf Digitalexperten ist eine große Chance für die deutsche Wirtschaft“, sagte Rainer Strack, Senior Partner bei BCG. Dies sind die zehn beliebtesten Länder für einen Auslandsjob unter digitalen Fachkräften.
Die 10 besten Länder für Digitalexperten
Sechs der Länder in den Top 10 für ausländische Digitalexperten liegen in Europa. Den Anfang macht Italien auf dem zehnten Rang. Zehn Prozent der digitalen Fachkräfte waren laut dem Report „Decoding Digital Talent“ bereit, für den Job in das südeuropäische Land zu ziehen. Mehrfachnennungen waren möglich.
Nur ein Staat aus Asien schaffte es in die Spitzengruppe der beliebtesten Länder unter digitalen Experten. Das gelang Japan auf Platz neun des Rankings. Elf Prozent der Befragten gaben an, sich des Berufs wegen einen Umzug in dieses Land vorstellen zu können.
Die Schweiz konnte sich knapp vor Frankreich auf Rang sechs platzieren. Rund 15 Prozent der weltweiten Befragten würden demnach für den Job in das internationale Finanzzentrum ziehen. Damit war die Schweiz aber weit abgeschlagen hinter dem Land auf Platz fünf.
Das Vereinigte Königreich steuerte wie Deutschland fünf Prozent zur globalen Millionärsbevölkerung bei. Insgesamt lebten in dem Land 2.460.000 Reiche. Allerdings büßte das Vereinigte Königreich binnen zwölf Monaten rund 27.000 Millionäre ein.
Deutschland ist laut der Studie das weltweit zweitbeliebteste Land für hochqualifizierte Digitalfachkräfte. Fast jeder dritte (31 Prozent) der rund 27.000 Befragten würde gern in Deutschland leben und arbeiten. Damit war die Bundesrepublik auch der attraktivste nicht-englischsprachige Jobstandort. Unter den Digitalexperten aus Deutschland fiel die Bereitschaft zum Wechsel ins Ausland übrigens etwas geringer aus als bei den internationalen Kollegen. Lediglich 62 statt 67 Prozent würden für den Job zum Expat werden.
Kein Wunder: Die USA sind mit Abstand das attraktivste Land für digitale Fachkräfte. Laut dem Report „Decoding Digital Talent“ gaben 40 Prozent der Befragten an, dass sie einen Job in den Vereinigten Staaten annehmen würden. Der Lockruf der Heimat des Silicon Valley fiel dabei unter Digitalexperten besonders stark aus. Unter Berufstätigen ohne digitale Fachkenntnisse würder sich hingegen nur jeder Dritte (33 Prozent) für die USA entscheiden.