Der Preis geht an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Er wurde in diesem Jahr bereits zum 44. Mal verliehen . Dabei geht es nicht darum, ob eine Produktkopie im rechtlichen Sinne illegal ist. Die Aktion Plagiarius will vielmehr „die skrupellosen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein“ rücken.
Häufig stammen die nachgeahmten Produkte aus China. Viele chinesische Firmen hätten sich aber mittlerweile zu innovativen Mitbewerbern auf den Weltmärkten entwickelt, die selbst ihre Produkte schützten. Häufig würden die Plagiate in Auftrag gegeben bzw. vertrieben von ideenarmen Mitbewerbern oder ehemaligen Produktions- bzw. Vertriebspartnern aus Industrieländern. Gewerbliche Schutzrechte würden von solchen Firmen gezielt geprüft und Lücken ausgenutzt.
In diesem Jahr verlieh die Aktion Plagiarus vier Hauptpreise umd sechs gleichrangige Auszeichnungen. Insgesamt 23 Produktplagiate standen der Jury zur Auswahl. Das sind die Preisträger (links das Original, rechts die Fälschung):
Plagiarius 2020
Der erste Preis geht an eine Firma aus China, die ein Küchen-Gerät des Limburger Unternehmens Genius fast eins zu eins. Der Fälscher habe „nicht nur das Produkt- und Verpackungsdesign, sondern auch den Firmennamen ‚Genius‘, den Produktnamen ‚Nicer Dicer Quick‘ sowie Text und Abbildungen der englischsprachigen Bedienungsanleitung“ kopiert. Nur auf das Genius-Firmenlogo wurde aus naheliegenden Gründen verzichtet. Unterschiede werden in der Qualität deutlich: Die Schneidklingen seien eher stumpf und nicht so fest verankert. Brechen sie heraus, kann man sich leicht verletzen.
Auch bei den Sahnekapseln des österreichischen Unternehmens Kayser Berndorf wurden Produkt und Verpackung originalgetreu kopiert. Für Qualität und Sicherheit gilt das aber nicht: „Die Kappe einer gefälschten Kapsel ist bei normalen Lagerbedingungen und ohne Fremdeinwirkung explodiert.“ Die Kapseln seien innen verrostet; das Gas in den Kapseln verunreinigt und nicht lebensmittelecht.
Diese Fälschung stammt erneut aus China: Die Firma Shenzhen Dog Favors Pet Supplies kopierte ein Hundegeschirr des ungarischen Herstellers Julius-K9. An die Qualität des Originals reicht die Fälschung nicht heran. Plagiate der Firma würden häufig über Onlinehandelsplattformen wie Alibaba.com und Social-Media-Kanäle vertrieben.
Das Plagiat des Rucksacks der Schweizer Firma Wenger stammt ebenfalls aus China. Design und Konstruktion des Originals wurden eins zu eins übernommen. Auf den Markennamen haben die chinesischen Fälscher verzichtet, nicht aber auf das geschützte Logo. Vertrieben wird die Fälschung über ein weltweites Distributionsnetz, wobei der israelische Händler Swiss Bag parallel Wenger-Originalprodukte und Wenger-Plagiate vertreibe.
Das Düsseldorfer Unternehmen Caffè Cultura verfügt über die Rechte an der Marke „MariaSole“ und über die exklusiven Nutzungsrechte für das bekannte Verpackungsdesign. Den früheren Besitzer der Markenrechte, eine italienische Rösterei, schert das offenbar nicht: Er vertreibt weiterhin Kaffee unter dem alten Markennamen. Um sich abzugrenzen, habe Caffè Cultura das Verpackungsdesign ändern müssen.
Auch hier sehen sich Original und Fälschung zum Verwechseln ähnlich. Entdeckt wurde das aus China stammende Plagiat auf einer Messe in den USA. Der deutsche Hersteller Haaga Kehrsysteme habe bisher vergeblich versucht, an ein Muster des Plagiats zu kommen.
Hier wurde eine Taucherlampe des deutschen Herstellers Ledlenser nachgeahmt. Der Vertrieb erfolgte unter anderem über die Handelsplattform Ebay. Auch bei diesem Beispiel fällt die Fälschung qualitativ stark ab: „Trotz zweier Einstellmöglichkeiten für die Lichtstärke ist das Ergebnis beim Plagiat in beiden Positionen das gleiche schwache Licht.“
Der Merkur-Rasierer wurde von einem chinesischen Hersteller kopiert und auf Amazon als Merkur Rasierer angeboten. Geliefert wurde freilich das Plagiat von Guangzhou Ming Shi Shaver, das auch die Verpackung und den Werbeslogan „Tradition & Design“ übernommen hat.
Die Pendelleuchte von Nyta wurde von einem deutschen Konkurrenten Licht-Design Skapetze kopiert. Design und Funktionsweise sind nahezu identisch, nur in puncto Qualität klaffen Original du Fälschung deutlich auseinander. Skapetze, heißt es bei Plagiarius, bestreite, dass es sich um ein Plagiat handle und weigere sich, den Vertrieb einzustellen.
Bei diesem Beispiel gibt es eine Seltenheit: Das Plagiat ist teurer als das Original. Trotzdem ist es natürlich eine Kopie, die von chinesischen Händlern auf Messen und über Amazon verkauft wird. Das Original stammt von der italienischen Firma Silikomart, deren Produktdesign geschützt ist. Unterschiede gibt es bei der Größe der Produkte und den verwendeten Silikon.