Die dreistesten Plagiate 2024
Vor 20 Jahren hat Zalto die mundgeblasene Glasserie „DENK’ART“ auf den Markt gebracht. Die Bayerischen Glaswerke brachten 2020 die maschinell gefertigte Glasserie „Definition“ heraus. Sie orientiere sich an zwei älteren eigenen Glasserien, behauptet das Unternehmen. „Keine der Firmen hat Designschutz angemeldet“, schreibt die Aktion Plagiarius. Der Verein vergibt den Preis seit 1977. Ein Klageverfahren gegen die Bayerischen Glaswerke ist anhängig. Unabhängig vom Ausgang befand die Jury, dass die Glastypen der Bayerischen Glaswerke (jeweils rechts) denen von Zalto (jeweils links) zum Verwechseln ähnlich sehen. Fairer Wettbewerb sehe anders aus. Die Bayerischen Glaswerke verwiesen in einer Stellungnahme auf „Nachahmungsfreiheit“, gesetzliches oder moralisches Unrecht liege nicht vor.
Der VW Käfer ist in der EU als 3D-Marke geschützt und auch das VW-Logo im Kreis steht weltweit unter Markenschutz. Die Firma GDR-Trading aus den Niederlanden hat mit ihrem Plagiat-Bausatz (rechts) dagegen verstoßen. Die Fakes seien mit Fotos der Originalbausätze sowie mit dem Hinweis „dass das fertige Modell originalgetreu aussieht“, beworben worden, so die Aktion Plagiarius. Geliefert wurden die Bausätze in Plastiktüten, sie kosteten zum Teil nur die Hälfte des lizensierten Produkts von Lego. GDR hat mittlerweile eine Unterlassungserklärung unterschrieben.
Das Kugelbahnsystem der Schweizer Firma Cuboro gibt es seit den 1970er-Jahren. Hergestellt werden die Würfel aus Schweizer Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Buchwäldern. Es handelt sich um reine Naturprodukte. Der Erfolg ruft Nachahmer auf den Plan: Ein chinesischer Hersteller verkauft ein Plagiat unter dem Markennamen „Easycool“. Sogar Verpackung, Fotos, Funktionsgrafiken, Auszeichnungen und Herkunftsbezeichnungen werden zum Teil kopiert. Als „mit CUBORO kompatibel“ werden die „Easycool“-Produkte angeboten, der Preis des Plagiats ist günstiger. Seit 2023 versuche Easycool die europäischen Händler von Cuboro direkt abzuwerben, schreibt die Aktion Plagiarius.
Plagiate von Koziol-Produkten sind in den vergangenen Jahren regelmäßig bei Plagiarius aufgetaucht. Die diesjährige Ausgabe macht keine Ausnahme. Unzählige Händler im Internet bieten billige 1:1-Kopien des Koziol-Mehrweg-Bestecks an. „Nach Hinweis auf EU-weiten Designschutz für das Besteck werden die Angebote zwar entfernt – aktiv und automatisch unterbunden werden sie nicht, trotz Kenntnis der Schutzrechte", so die Aktion Plagiarius. Große Plattformbetreiber ließen chinesischen Anbietern Verstöße gegen AGB und fairen Handel durchgehen.
„Pumba“ statt „Puma“ und ein Abdruck des Warzenschweins Pumbaa aus Walt Disney’s „König der Löwen“ statt der springenden Wildkatze – das kann man lustig finden. Dem Hersteller des Originals ist eher nicht zum Lachen zu Mute, denn hier werden wesentliche Strukturmerkmale des Firmenlogos kopiert: dieselbe Schriftart, das springende Tier. Der gute Ruf der bekannten Marke werde in unlauterer Weise ausgenutzt, befand ein Gericht und untersagte dem Anbieter der Parodie, die T-Shirts weiter zu vertreiben.
Das Originalsofa „Modell 1926“ von Himolla (links) kam 2018 auf den Markt. Der Hersteller hat das Design schützen lassen. Trotzdem kamen 2021 mehrere Nachahmungen in den Handel, darunter das Sofa eines polnischen Herstellers. „Das Landgericht Köln hat in seinem Urteil gegen das polnische Unternehmen bestätigt, dass der Gesamteindruck beider Sofas trotz minimaler Unterschiede identisch ist“, so die Aktion Plagiarius. Die Firma musste Schadenersatz zahlen und die Restbestände vom Markt nehmen.
Auch das Design der Knoblauchwippe „Knobi King“ von Leifheit ist geschützt. Trotzdem gibt es zahlreiche plumpe Plagiate, die das Design eins zu eins nachahmen. Verkauft werden die minderwertigen Produkte zu Schleuderpreisen. Teilweise bestehe Verletzungsgefahr, so die Aktion Plagiarius. Leifheit mahnt die Nachahmer ab und lässt die Angebote löschen.
Auch ein Onlineriese wie Amazon vertreibt mitunter Plagiate. „DSG“ ist eine eingetragene Marke von VW für den Schaltknauf des VW Golf 6. Amazon US bietet zu einem Drittel des Originalpreises eine Fälschung aus China an. Auf Abmahnungen von VW habe weder Amazon US noch die technische Betreiberin der Website Amazon.de reagiert. Immer wieder tauchen Fälschungen auf. „Amazon ergreift keinerlei technische Vorsorgemaßnahmen, dass diese direkt beim Upload gesperrt bzw. gelöscht werden“, kritisiert die Aktion Plagiarius.
Der deutsche Messtechnik-Spezialist Wika wird häufig Opfer von Plagiatoren, die das Design der Firma nachahmen. In Deutschland hat Wika ein Problem mit der Onlineplattform Ebay, auf der Wika-Plagiate vertrieben werden. Im vorliegenden Fall verlangt Ebay ein Gerichtsurteil, stellt aber nur die vom Verkäufer hinterlegten Kontaktdaten zur Verfügung. Die Adresse ist jedoch nicht identifizierbar und lautet: shenzhenshihongqiaoshanfuzhuangyouxiangongsi. Auch der deutsche Versender sei nicht kontaktierbar. „In seinen AGB fordert Ebay aktuelle, korrekte Kontaktinformationen. Die Praxis sieht anders aus“, kritisiert die Aktion Plagiarius.