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Geldpolitik Fed-Chef Powell senkt Leitzins zum ersten Mal dieses Jahr

Fed-Chef Jerome Powell
Fed-Chef Jerome Powell
© CQ-Roll Call / Picture Alliance
Seit Dezember 2024 rührte die US-Notenbank Fed den Leitzins nicht an, obwohl Donald Trump Druck machte. Die Märkte hatten die Zinssenkung schon eingepreist

Die US-Notenbank Fed senkt zum ersten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Dieser liege nun in der Spanne von 4,0 bis 4,25 Prozent, teilte die Federal Reserve (Fed) in Washington mit. Viele Analysten hatten sich bereits darauf eingestellt, nachdem der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten deutlich geschwächelt hatte. 

US-Präsident Donald Trump hatte schon länger vehement einen niedrigeren Zins verlangt, doch Fed-Chef Jerome Powell blieb stets hart. Es sei richtig gewesen, mit der Zinssenkung zu warten, sagte Powell bei der Pressekonferenz.

Nun aber sahen sich die Notenbanker gezwungen, zu handeln. „Die Fed steckt in einem Dilemma zwischen der unerwartet deutlichen Verschlechterung der Arbeitsmarktlage und einem weiterhin drohenden Inflationsschub aufgrund der Zollpolitik der US-Regierung“, kommentierte LBBW-Analyst Elmar Völker den Zinsentscheid.

Fed-Zinssenkung schwächt Dollar

Mit der Zinssenkung versucht der Zentralbankrat der Fed eine Kompromisslösung für die erhöhten Risiken auf dem Arbeitsmarkt bei zugleich steigender Inflation zu finden. Niedrigere Zinsen machen Kredite für Firmen und Verbraucher tendenziell billiger. Mehr Geld im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln und dadurch Arbeitsplätze schaffen.

Eine Zinssenkung verringert aber die Attraktivität des US-Dollars – der Euro wird dadurch aufgewertet. Europäische Touristen dürften bei einer Reise in die USA also profitieren. Bereits vor dem eigentlichen Zinsentscheid war der Euro auf um die 1,18 US-Dollar gestiegen. Wer also üblicherweise in Euro zahlt, bekommt beim Umtausch in Dollar zurzeit mehr für sein Geld.

Arbeitsmarkt schwach

Die Arbeitsmarktzahlen in den Vereinigten Staaten waren zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem wurde das Beschäftigungswachstum in den zwölf Monaten bis März 2025 um insgesamt 911.000 Jobs nach unten korrigiert – eine ungewöhnlich große Revision.

Das bedeutet, es wurden deutlich weniger Stellen in den USA geschaffen als erwartet, und ist ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft nicht so schnell wächst wie gedacht. Kfw-Volkswirt Dirk Schumacher kommentierte, die Neubeschäftigung habe sich derart verlangsamt, dass Inflationsrisiken im Zusammenhang mit den US-Zöllen in den Hintergrund getreten seien.

Trump-Vertrauter Miran wollte stärkere Leitzins-Senkung

Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten elf für eine Senkung um einen Zinsschritt, also 0,25 Prozentpunkte. Nur der Trump-Vertraute Stephen Miran, der erst zu Beginn der Woche als Übergangslösung im Fed-Vorstand bestätigt wurde, hatte sich für eine größere Senkung ausgesprochen – ganz nach Trumps Wunsch. Zu Miran äußerte sich Powell nur indirekt, ohne dessen Namen zu nennen: Man habe das neue Mitglied im Vorstand begrüßt wie jedes andere Mitglied in der Vergangenheit auch. „Das Abstimmungsverhalten verspricht für die kommenden Monate kontrovers verlaufene Sitzungen“, prognostiziert Bastian Hepperle, Analyst bei Hauck Aufhäuser Lampe.

Skeptiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren bezweifeln Mirans Unabhängigkeit und werfen ihm vor, „Trumps Marionette“ zu sein: „Niemand – weder die amerikanische Öffentlichkeit noch Investoren hierzulande, noch die weltweiten Finanzmärkte – werden ihm als unabhängiger Stimme vertrauen“, sagte sie. Miran versprach dagegen, die Unabhängigkeit der Notenbank „bewahren“ zu wollen.

Dennoch bleibt die Frage, wie unabhängig die Fed künftig agieren wird, solange Trump Präsident ist.

Powell wollte sich zu Cook nicht äußern

Der Republikaner hatte immer wieder auf Zinssenkungen gepocht – vergeblich, weswegen er Fed-Chef Powell mehrfach als „Dummkopf“ beschimpfte. Der Präsident will mit einem niedrigeren Zins die Wirtschaft ankurbeln und Amerikanern den Immobilienkauf zu erleichtern. Auch würde sich die Zinslast auf die Staatsschulden verringern. Der Zentralbankrat hingegen wollte angesichts der gestiegenen Inflation vorsichtig agieren.

Trump versucht verstärkt, über Personaldebatten den geldpolitischen Kurs der Fed zu beeinflussen. Zuletzt brachte er die Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook auf den Weg und begründete dies mit angeblichen Unregelmäßigkeiten bei privaten Immobilienkrediten. Die Vorständin wehrt sich juristisch dagegen – mit Erfolg: Vor einem US-Berufungsgericht kassierte der Präsident zuletzt eine Niederlage. Powell wollte sich auf Nachfrage nicht zum Fall Lisa Cook äußern.

dpa/rtr/ess

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