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E-Auto-Start-up Das Ende des Sion: Sono Motors und das Solarauto um jeden Preis

Sonne, Berge und ein Solarauto: So stellt Sono Motors den Sion dar
Sonne, Berge und ein Solarauto: So stellt Sono Motors den Sion dar
© PR
Das E-Auto-Start-up Sono Motors brauchte Millionen, mal wieder. Liefern soll das Geld die loyale Fangemeinde des Solar-Autos – doch die anvisierten 100 Mio. Euro kamen nicht zusammen

100 Mio. Euro wollte das Münchner E-Auto-Start-up Sono Motors von seinen Fans einsammeln, um die Produktion des Modells Sion endlich anschieben zu können. Das gelang nicht, nur etwa die Hälfte kam zusammen – und heute gab die Firma bekannt, sich von den E-Auto-Plänen zu verabschieden. Im Dezember schrieb Capital über die Rettungsaktion, die nicht die erste war. Hier dokumentieren wir den Text noch einmal: 

Am Ende wendet sich Laurin Hahn noch mal an die Menschen, an die er das Schicksal seines Solarautos geknüpft hat. Es gehe bei der Rettungsaktion nicht um seinen Traum oder die Firma, nicht mal um das Auto – sondern darum, „ein Exempel zu statuieren“, erklärt Hahn. „Dass wir in einer Krise genauso einen Lichtblick, eine solche Lösung, nicht scheitern lassen.“

Der 28-jährige Gründer macht eine Kunstpause, nimmt sein Publikum fest in den Blick. Etwa 50 E-Auto-Fans sind zu der abendlichen Informationsveranstaltung nach Berlin gekommen, die meisten davon ältere Männer in Fleece und Funktionsjacken. Der Raum ist still, als Hahn zu seinem Schlussappell ansetzt. „Lasst uns beweisen, dass eine kleine Gruppe von Menschen das Unmögliche möglich machen kann“, sagt er. Die Zuhörer applaudieren.

Hahn ist Mitgründer des Münchener Start-ups Sono Motors. Mit seinem Team tourt er aktuell durch Deutschland, um Privatpersonen um Geld zu bitten. Denn bei Sono Motors klafft trotz mehrerer Crowdfunding-Kampagnen und eines Börsengangs ein riesiges Loch in der Kasse: 210 Mio. Euro fehlen laut eigener Aussage, um das Solarauto Sion zur Serienreife zu bringen.

Kunden sollen 100 Mio. Euro vorstrecken

Weil institutionellen Investoren die Sache inzwischen zu riskant ist, soll nun die „Community“ das Projekt retten. Knapp 100 Mio. Euro sollen die Kunden als Anzahlung vorstrecken, der Rest komme dann hoffentlich durch einen „positiven Dominoeffekt“ am Kapitalmarkt zusammen.

Bei der Rettungsaktion steht viel auf dem Spiel: Es ist für das Start-up wahrscheinlich die letzte Chance, allen zu zeigen, dass Idealisten in der Autobranche etwas reißen können. Das Risiko für das Unterfangen tragen allerdings andere: ihre Fans, die ohne Sicherheiten mit bis zu 29.900 Euro in Vorleistung gehen sollen. Ist die Strategie genial – oder doch grob fahrlässig?

Klar ist: Das Start-up hat es nur durch seine treue Fangemeinde überhaupt so weit geschafft. Denn anfangs klang die Idee von Laurin Hahn und seinem besten Freund Jona Christians eher wie ein Jugend-forscht-Projekt. Zwei Waldorfschüler, die in der heimischen Garage Solarpanels an einen alten Renault Twingo schweißen, ohne Ausbildung oder Studium, dafür mit Anleitungen aus dem Internet. Entsprechend schwierig erschien eine klassische Finanzierung.

2016 stellen sie ihr Konzept für den Sion der Öffentlichkeit vor, damals noch mit ihrer inzwischen ausgeschiedenen Mitgründerin Navina Pernsteiner. Die Grundidee hat sich bis heute kaum verändert: Der Sion ist als familienfreundlicher Fünfsitzer konzipiert, ausgelegt für den Stadtverkehr oder kurze Pendelstrecken.

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