Innovativste Unternehmen Sono Motors – mobil mit Sonnenkraft

Sono-Motors-CEO Laurin Hahn (r.) und Finanzchef Torsten Kiedel vor dem Prototyp SCV 2.2
Sono-Motors-CEO Laurin Hahn (r.) und Finanzchef Torsten Kiedel vor dem Prototyp SCV 2.2
© Fritz Beck
Sono Motors denkt das Konzept des Elektroautos einen Schritt weiter. Das geplante Auto des Münchner Unternehmens ist mit Fotovoltaikpaneelen bestückt und soll so wochenlang ohne Ladesäule auskommen

Dichte Wolken hängen an diesem Januartag über dem Münchner Norden. Laurin Hahn hat eben den SCV 2.2 auf den Firmenparkplatz gefahren, den neuesten Prototyp des Solarmobils von Sono Motors. Nun blickt der Co-Gründer und CEO aufs Display, auf dem die Ladeanzeige steigt: 70, 73, 74 Watt. „Wir brauchen keinen strahlenden Sonnenschein, um Strom zu produzieren“, sagt Hahn. Die Kunststoffkarosserie des Minivans ist mit Fotovoltaikpaneelen bestückt. Am Tag erzeugen sie Strom für bis zu 35 Kilometer. Mit vollen Akkus kommt das Auto im Schnitt 305 Kilometer weit. „Der Durchschnittspendler im urbanen Raum muss wochenlang keine Ladesäule ansteuern“, verspricht der Chef.

SCV 2.2 ist ein Prototyp des Modells Sion, das ab 2023 im früheren Saab-Werk in Schweden vom Band laufen soll. 16.000 Interessierte haben bereits eine Anzahlung auf den Verkaufspreis von 28.500 Euro geleistet – damit ist das Auto 1500 Euro günstiger als ein Renault Zoe.

Mit herkömmlichen E-Mobilen mag Hahn den Sion allerdings nicht vergleichen: „Wir bieten ein komplettes Mobilitätskonzept.“ So wird das Auto mit einer App geliefert, die es erlaubt, das Fahrzeug in einer Gruppe von Nutzern zu teilen, etwa einer Hausgemeinschaft. Abgerechnet wird über die App. Hausbesitzer mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach können den Sion zudem als Energiespeicher nutzen.

Sechs Jahre nach Gründung hat Sono Motors knapp 250 Mitarbeiter. Im Erdgeschoss der Firma steht zwischen Schreibtischen, Raumteilern und einer Tischtennisplatte der alte Renault Twingo, den Laurin Hahn mit seinem Freund Jona Christians zum Solarmobil umgebaut hatte, um das Konzept zu erproben. Mit dem Nachfolger tingelten die Gründer durch mehrere Städte, um potenzielle Käufer zu befragen. „Wir waren schon immer community-driven“, erklärt Hahn in bestem Gründerszene-Deutsch.

Die Community befand unter anderem, dass die Batteriekapazität erhöht, ein drittes Seitenfenster eingebaut und das Auto ausschließlich in Schwarz geliefert werden solle – wie einst das Model T von Ford.

Noch werden die Prototypen über Teststrecken gejagt – bis zum Serienstart bleibt viel zu tun. Die 135 Mio. Euro, die Sono Motors im November beim Börsengang an der New Yorker Nasdaq erlöst hat, und die 53 Mio. Euro aus einer Crowdfunding-Kampagne reichen jedoch nicht, um den Sion auf die Straße zu bringen.

Finanzchef Torsten Kiedel plant mit einer Kapitalerhöhung, obwohl sich der Aktienkurs seit dem Börsenstart gedrittelt hat – nicht zuletzt wegen der Turbulenzen um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande, Mehrheitseigner des Saab-Nachfolgers NEVS. Am Zeitplan werde sich dadurch nichts ändern, sagt Kiedel: „Wir gehen weiter davon aus, dass die ersten Fahrzeuge im nächsten Jahr ausgeliefert werden.“

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