Noch heute schwören einige Geschäftsleute auf ihren Blackberry. Es ist gar nicht so lange her, da dominierten die Handys mit der physischen Tastatur die Geschäftswelt. Einzigartige Haptik und hohe Sicherheitsstandards machten Blackberry zum Nonplusultra. Dann kamen das iPhone und Android. Die Smartphone-Revolution mit Touch-Displays, Kameras und offenen App-Stores überrollte ab 2007/2008 die damaligen Branchenriesen Blackberry und Nokia. Dabei bewies zumindest Blackberry Kraft zur Innovation. Retten konnte das die Firma aber nicht.
Innovativste Firmen weltweit
Die Boston Consulting Group (BCG) kürt seit 2005 die 50 innovativsten Unternehmen der Welt. Das Ranking gab Blackberry durchaus mal Grund zur Hoffnung. Der kanadische Konzern hatte im ersten Report auf Platz 37 gelegen. 2008 schoss er auf Rang 13 empor, 2009 enterte Blackberry gar die Top 10. Die Innovationskraft verpuffte jedoch. Schon 2011 fiel der Handyhersteller aus den Top 50 und ward nie mehr gesehen.
Das konnte den Konzernchefs womöglich zunächst egal sein. Ausgerechnet im selben Jahr meldete Blackberry einen Rekord: über 52 Millionen verkaufte Telefone. Von da an ging es jedoch bergab. 2017 wurden weniger als eine Million Geräte abgesetzt. Heute investiert Blackberry ein Viertel des Umsatzes in Forschung und Entwicklung und besitzt über 38.000 Patente. Trotzdem reicht es für den einstigen Innovationsführer allenfalls für ein Spartendasein.
Apple in der Kritik
Droht Apple dasselbe Schicksal wie Blackberry? Manche Beobachter kritisieren, dass der Konzern in erster Linie sein Erbe verwaltet und vor allem beim Zubehör und mit immer höheren Preisen neue Maßstäbe setzt. Dass Apple für einen Monitor-Standfuß 1000 Euro verlangt (dafür kriegt man zwei iPhone SE), stößt selbst eingefleischte Fans ab. Auf dem wichtigen Wachstumsmarkt Indien fruchtet Apples bis dato so erfolgreiche Statussymbol-Strategie jedenfalls bislang nicht.
Und auch im Rest der Welt sinkt die Bereitschaft, sich jedes Jahr ein neues Smartphone zuzulegen, wenn neue Modelle technisch nur unwesentlich besser sind als der Vorläufer. Ob Wearables wirklich das heutige Smartphone ersetzen werden oder ob die nächste Smartphone-Revolution eine völlig neue Technik hervorbringt, die aktuelle Geräte wie Blackberrys aussehen lässt, wird sich zeigen. Klar ist: Innovation ist kein Selbstzweck und kein Garant für anhaltenden Erfolg.
Die innovativsten Unternehmen

Facebook hält sich seit 2006 in den Top 10 der innovativsten Unternehmen – noch. 2020 reicht es nach Ansicht von BCG lediglich für Platz zehn, zwei Ränge schlechter als im Vorjahr. Facebook liegt im aktuellen Ranking vor Tesla, Cisco Systems und Walmart. Die Analyse basiert zum Großteil auf einer Umfrage unter 2500 für Innovation zuständigen Führungskräften ab C-Suite-Level. BCG berücksichtigte außerdem die Geschäftsentwicklung der vergangenen drei Jahre.

Sony-Fans müssen leidensfähig sein. Wer seit Walkman-Zeiten auf Design und Innovationskraft des japanischen Elektronikkonzerns setzt, braucht einen langen Atem. Wie effektiv sich ein Hersteller selbst sabotieren kann, zeigte Sony mit seinem Mini-Disc-System. Das war beim Übergang von der CD zu digitalen Inhalten der Konkurrenz weit voraus. Die beschreibbaren Datenträgerscheiben in transparenten Plastikhüllen waren außerdem so cool, dass sie in Filmen wie „Matrix“ zum Einsatz kamen. Irrsinnige Copyright-Vorkehrungen aber führten dazu, dass Nutzer ihre eigenen Mikrofonaufnahmen nicht auf den Computer kopieren durften. Sony-Handys sind ebenfalls mehr eine Sache für Liebhaber. Der PlayStation-Hersteller konnte zuletzt aber mit einem extremen 21:9-Bildverhältnis beim Xperia für Aufsehen sorgen. BCG sieht Hoffnung für Sony. Der Konzern konnte 2020 in die Top 50 zurückkehren und das gleich auf Platz neun.

Innovation ist für IBM gute Tradition. Das 1911 gegründete IT-Unternehmen ist im BCG-Innovations-Ranking nie unter Platz 13 gefallen. 2020 rutschte IBM einen Platz auf Rang acht.

Alibaba wurde 2018 erstmals in der Rangliste geführt. Jack Mas Online-Gigant debütierte auf Platz zehn. Im Jahr darauf ging es runter auf Rang 23. Nun gehört Alibaba mit 16 gutgemachten Plätzen zu den Aufsteigern unter den innovativsten Konzernen der Welt. Ein Unternehmen der Top 10 konnte aber sogar 42 Ränge nach oben klettern.

Die Innovationsfähigkeit von Huawei schien zunächst mehr unter ferner liefen zu rangieren. Von 2014 bis 2019 dümpelte der chinesische Telekommunikationsausrüster auf den untersten Plätzen des Rankings. Nun aber schoss Huawei von Platz 48 auf den sechsten Rang empor.

Samsung lag 2008 im Innovations-Ranking noch 13 Plätze hinter Blackberry. 2013 erreichte der koreanische Elektronikgigant mit dem zweiten Rang seine bislang beste Platzierung. Seitdem hat der Hersteller des Galaxy-Smartphones die Top 10 nicht verlassen. Seit 2018 belegt Samsung Platz fünf, so auch 2020.

Microsofts Grafik im BCG-Ranking verläuft schnurgerade. Der Softwarekonzern schwankt seit 15 Jahren zwischen Platz drei und Platz fünf. 2020 war es die goldene Mitte mit Rang vier.

Die Analysten von BCG bescheinigen Amazon eine hohe Innovationskraft. Jeff Bezos' Konzern hat sich seit dem 21. Platz im Jahr 2006 empor gearbeitet. Zumindest hier sind dem Wachstum aber vorerst Grenzen gesetzt. Amazon konnte 2019 erstmals den zweiten Platz erringen. 2020 musste sich der Online-Riese mit dem dritten Rang begnügen.

Google und der Mutterkonzern Alphabet haben in Sachen Innovation laut BCG einen Platz an der Sonne gepachtet. Sie sind seit 2006 mit einer Ausnahme nie unter den zweiten Platz gefallen. Lediglich 2013 war es ein dritter Rang. 2019 kürte BCG Alphabet zum innovativsten Unternehmen der Welt. 2020 musste der Internetkonzern die Spitzenposition räumen.

Kein Unternehmen war in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten innovativer als Apple, wenn es nach der Rangliste von BCG geht. Der iPhone-Hersteller hält sich seit dem Debüt des Rankings 2005 auf dem ersten Platz. 2019 fiel Apple erstmals, auf den dritten Platz. Im Jahr darauf ist der Konzern aus Cupertino aber an die Spitze zurückgekehrt. Die laut den Analysten innovativste Firma aus Deutschland ist Siemens auf Platz 21.