Die trübe Branchenkonjunktur hat BASF einen überraschend deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang eingebrockt. Der Chemiekonzern gab am Freitag zudem Wertberichtigungen im Volumen von gut einer Milliarde Euro bekannt.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen lag mit voraussichtlich 3,8 Mrd. Euro unter der prognostizierten Bandbreite von 4,0 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro. Im Jahr zuvor waren es noch 6,9 Mrd. Das entspricht einem Gewinneinbruch von rund 45 Prozent. Die Ludwigshafener führten den Rückgang auf niedrigere Gewinnmargen zurück. Sparmaßnahmen hätten dies nicht auffangen können.
Beim Umsatz zeigte sich das gleiche Bild: BASF schaffte hier den vorläufigen Zahlen zufolge 68,9 Mrd.Euro, während es 2022 noch 87,3 Mrd. waren. Die eigene Prognose wurde hier ebenfalls verfehlt. Mit den Zahlen zum dritten Quartal hatte BASF bereits angekündigt, seine Kosten in den kommenden Jahren noch stärker eindampfen zu wollen als zuvor geplant.
Analysten hätten auf geringere Einbußen gehofft. BASF-Aktien fielen daraufhin im Geschäft von Lang & Schwarz um zwei Prozent und waren Schlusslicht im Dax. Der Kurs der Aktie lag im Februar 2022 bei fast 70 Euro und hat seitdem mehr als ein Drittel eingebüßt.
Weniger Nachfrage in Chemiebranche
Der Preisschub für Gas und Energie traf das Chemieunternehmen hart. Generell leidet die Chemiebranche unter einer schwächelnden Nachfrage und steigenden Kosten. Die erhoffte Erholung der Geschäfte in China nach der Corona-Pandemie blieb aus. Auch 2024 droht der deutschen Chemiebranche ein schwieriges Jahr.
Das Geschäftsklima in der exportstarken Branche trübte sich vor dem Jahreswechsel ein: Das Barometer fiel im Dezember auf minus 15,2 Punkte, nach minus 13,0 Zählern im November, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. „Die Talsohle in der Chemiebranche scheint zwar erreicht zu sein, ein baldiges Aufwärts ist allerdings noch nicht in Sicht“, kommentierte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf die Entwicklung.
Wegen der mauen Aussichten und eines Quartalsverlustes hatte BASF im vergangenen Herbst die Investitionen zusammengestrichen und weitere Einsparungen angekündigt.
Bundesregierung will Verkauf von BASF-Tochter genau prüfen
Unschön ist für BASF auch, dass der geplante Verkauf der Tochter Wintershall Dea schwieriger werden dürfte als angenommen. 2022 musste BASF wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine milliardenschwere Abschreibungen auf Öl- und Gasgeschäfte von Wintershall Dea vornehmen. Im Dezember kündigte der Ludwigshafener Konzern dann den lange in Aussicht gestellten Verkauf von Wintershall Dea zu einem Unternehmenswert inklusive Schulden von 11,2 Mrd. Dollar (10,3 Mrd. Euro) an, der im vierten Quartal dieses Jahres vollzogen werden soll.
Doch nach einem Bericht des „Handelsblatts“ muss der scheidende CEO Martin Brudermüller um diesen Deal bangen. Geplant war, Wintershall Dea an das britische Ölunternehmen Harbour Energy zu verkaufen. Doch das trifft demnach auf Widerstand in der Politik. „Die Bundesregierung wird die geplanten Maßnahmen nach Außenwirtschaftsrecht prüfen. Auch das Kartellamt wird sich den Fall voraussichtlich angucken“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel dem „Handelsblatt“.
Die Bundesregierung kann Übernahmen von Unternehmen nach Prüfung untersagen, zum Beispiel wenn es sich bei der Käuferin um eine Firma aus einem Nicht-EU-Land handelt. der Erwerber nicht aus der EU stammt.