Wie Adidas zu dem wurde, was es heute ist
Ursprünglich gab Adi Dassler seinem Unternehmen den Namen „addas“. Das „i“ fügt er bei der Gründung am 18. August 1949 handschriftlich in das Formular für das Handelsregister ein, da „addas“ zu sehr einer Firma für Kinderschuhe ähnelte. Die von ihm selbst entwickelten drei Streifen lässt sich Dassler am Tag nach der Firmengründung patentieren.
Eine der ersten Innovationen sind Fußballschuhe mit Schraubstollen für die deutsche Nationalelf. Damit haben die Spieler bei nassem Wetter einen besseren Halt. Mit Schraubstollen gewinnt die Mannschaft das verregnete WM-Finale von 1954 gegen Ungarn. Das „Wunder von Bern“ macht Adidas auf einen Schlag weltbekannt.
Drei Jahre später stirbt überraschend auch Sohn Horst Dassler (l., hier mit Golfer Bernhard Langer), der Nachfolger seiner Mutter mit erst 51 Jahren. Seine vier Schwestern geben die Geschäftsleitung an ein Management ab. Das Unternehmen gerät in die Krise und bekommt zunehmend Konkurrenz von Rivalen wie Nike. Die Dassler-Töchter verkaufen daraufhin ihre Anteile, doch Adidas macht weiter Verluste.
Wie wenige andere Hersteller hat es Adidas geschafft, Produkte hervorzubringen, die ganze Generationen prägen – nicht nur von Sportlern wie David Beckham. So trugen die Queen-Musiker um Freddie Mercury beim legendären Live-Aid-Konzert 1985 in London Wrestling-Schuhe mit den drei Streifen. Die Hip-Hop-Gruppe Run DMC widmet der Marke einen ganzen Song: „My Adidas“ von 1986.
Doch Adidas macht auch teure Fehler. Die Partnerschaft mit Kanye West wird zum Desaster. Nach antisemitischen Äußerungen des Rappers beendete Adidas die langjährige Zusammenarbeit und stellte den lukrativen Verkauf der Schuhe der „Yeezy“-Reihe ein. Mittlerweile trennt sich der Konzern durch Abverkäufe von den Restebeständen im Wert von Hunderten Millionen Euro und spendet die Erlöse.
Auch eine andere Partnerschaft geht zu Ende. Der Deutsche Fußball-Bund ließ den aktuellen Vertrag mit Dauerpartner Adidas auslaufen. Ab 2027 ist dann der US-amerikanischen Branchenführer Nike der Ausrüster. Damit wird eine DFB-Elf bei der nächsten Fußball-WM in den USA, Mexiko und Kanada nach einer mehr als 70-jährigen Partnerschaft vorerst zum letzten Mal in Adidas-Trikots auflaufen. Selbst die deutsche Politik sah sich angesichts der Nachricht zu einer seltenen Allianz veranlasst – Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierten den Deal.
Doch die Ehe zwischen Adidas und dem DFB ist etwas Besonderes – vor allem wegen der vier WM-Titel der Männer-Nationalmannschaft. Auf das „Wunder von Bern“ folgten die Titel 1974 in München (damals in Erima-Trikots!), 1990 in Rom und 2014 in Rio de Janeiro. Adidas war quasi ein Teil der Identität der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Wirtschaftlich hat das Ende der Partnerschaft für Adidas nur eine geringe Bedeutung. Der deutsche Markt ist für das Unternehmen gemessen an den Einnahmen nicht von herausragendem Rang, deutlich über 90 Prozent der Umsätze werden nach Adidas-Angaben im Ausland erzielt.
Derweil hat der neue Konzernchef Bjorn Gulden viel vor. Der Norweger, der im Januar 2023 den Job übernommen hat, muss das durch Experimente im Lifestyle-Bereich in Schieflage geratene Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Derzeit sieht es ganz gut aus. Während 2023 unter dem Strich erstmals seit über 30 Jahren ein kleiner Verlust stand, steuert Adidas und schon in diesem Jahr operativ auf einen Milliardengewinn zu.