Digitalisierung ist kein Trend, sondern ein umfassender technologischer Wandel, der nicht mehr nur Start-ups und Gründer betrifft, sondern sich durch alle Branchen und Sektoren zieht. Den Höhepunkt hat das digitale Zeitalter noch lange nicht erreicht. Die digitale Transformation eröffnet neue Möglichkeiten und Entwicklungsschancen, und ist auch für etablierte Unternehmen überlebenswichtig geworden: Wer seine Chancen im nationalen und internationalen Wettbewerb langfristig verbessern will, ist auf digitale Kompetenzen und geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen.
Maschinen, die autonom produzieren oder datenbasierte Dienstleistungen: Die Entwicklung intelligenter Produktionsverfahren und digitaler Produkte steigert die Effizienz enorm und verbessert so die Arbeitsprozesse und den Alltag vieler Unternehmen. Bereits einzelne digitale Maßnahmen liefern einen Mehrwert und steigern die Dynamik eines Unternehmen.
Wir zeigen, was die Digitalisierung konkret für deutsche Firmen bedeutet und wie sie sich fit machen für die digitale Welt.
10 innovative Tech-Produkte deutscher Firmen
10 innovative Tech-Produkte deutscher Unternehmen

Mit dem Sammelbus Berlkönig haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den ersten Schritt in Richtung öffentlicher Nahverkehr der Zukunft gemacht. Mitfahrer geben per App ihren Standort und das Wunschziel ein. Die App schlägt den nächstgelegenen Einstiegspunkt vor und ermittelt Anfahrtszeit und Preis. Nach Buchung kann die Anfahrt des Autos auf der Bildschirmkarte verfolgt werden. Mitfahrer können auf der Route zusteigen. Das US-Startup Via liefert die Software, der Daimler Konzern die Autos.

Der TÜV Nord erledigt Kfz-Gutachten per Kamera. Die Sachverständigen müssen sich das Auto nicht mehr vor Ort ansehen, sondern können es durch die Kamera eines Kollegen begutachten. Ein Schadensgutachten wird erstellt und sofort per PDF an den Kunden versandt. Dadurch werden Prozesse, die sonst Wochen gedauert haben, enorm verkürzt. Die Technik dafür stammt vom Unternehmen Live-Expert. Der TÜV Nord übernahm das Unternehmen Ende 2017. Die Technik soll in Zukunft auch weitere Prüfungsverfahren des TÜV Nord vereinfachen.

Der Schreibwarenhersteller Edding entwickelt ein digitales Wasserzeichen, den unsichtbaren QR-Code

Das Maschinenbauunternehmen Voith hat für seine Wasserkraftwerke ein System zur Klanganalyse entwickelt. Dabei werden Mikrofone im Kraftwerk installiert, um anhand der aufgenommenen Geräusche, Schäden frühzeitig zu erkenne. Je mehr ungewöhnliche Geräusche klassifiziert und in der Datenbank gespeichert werden, desto intelligenter wird das System. Für die Zukunft ist eine zunehmende Automatisierung geplant.

Fischmaster überwacht die eigene Fischzuchtanlage mit Sensoren und Kameras. Hunderte von Sensoren prüfen den Wasserzustand. Eine Software reguliert die Anlage und sammelt Daten zu den Fischen. Zusätzlich lässt das Unternehmen zusammen mit einem Berliner Start-up die Fische rund um die Uhr mit Kameras beobachten, um die Entwicklung der Fische zu verfolgen. Wenn Problematiken auftreten, kann sofort eingegriffen werden. Der fertige Fisch kann über einen Onlineshop bestellt werden und wird innerhalb von 24 Stunden geliefert.

Das oberfränkische Energieunternehmen Münch vermisst Dächer, die mit Solaranlagen ausgestattet werden sollen, mit Hilfe von Drohnen. Das verkürzt nicht nur die Planungsphase und ist weniger kostenintensive, die Vermessung ist in der Regel sogar deutlich präziser. In schneller Folge fertigt die Drohne Bilder an, die in eine Software einfließen. Auf Grundlage der Bilder werden die Daten von Fachleuten ausgewertet und schnellstmöglich Angebote und Konstruktionspläne für die Solaranlagen entworfen. Eine weitere Überlegung ist, die Drohnen mit thermografischen Geräten auszustatten, um den Zustand der Solaranlagen zu überprüfen.

Hersteller von Konsumgütern und Industrieprodukten denken in immer kleineren Stückzahlen, da Kunden immer häufiger individuelle Anfertigung wünschen. Das Maschinenbau-Unternehmen Arburg hat eine Anlage entwickelt, die klassische Spritzgussverfahren mit 3D-Druck kombiniert, damit nicht für jedes individuelle Stück neue Gussformen produziert werden. Stattdessen können Standardteile mit 3D-Druck verändert werden, um individuelle Anfertigungen zu ermöglichen.

Der Gerätehersteller Steinel lässt seinen Warenbestand fast vollständig von einem Algorithmus überwachen und planen. Das System des IT-Anbieters Inform entwickelt eine zu 98 Prozent genau Prognose für einzelne Artikel und disponiert deren Bestellung und Lieferung eigenständig. Das Unternehmen konnte Einsparungen in Millionenhöhe verzeichnen.

Der Optoelektronik-Konzern Zeiss, der auch selbst Brillengläser herstellt, setzt auf eine virtuelle Anprobe beim Optiker. Das Gerät Visufit produziert mit neun Kameras ein eindimensionales Abbild von Kopf und Gesicht. Mit der verbundenen Software können Brillen am Bildschirm virtuell anprobiert werden. Die Daten werden an den Hersteller der Gläser weitergeleitet. Mit der Plattform kann auch der mittelständische Optiker die Digitalisierung besser für sich nutzen. Die Daten könnten künftig auch als Grundlage für per 3D-Druck hergestellte Brillen dienen.

Der Werkzeughersteller Würth betreibt seit Mai 2018 Läden im 24-Stunden-Betrieb eröffnet. Dahinter steckt viel Digitaltechnologie: Würth24 kommt ohne Personal aus und ist Vorreiter im stationären Handel, der Komfort und Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit vereint. Über einen Code, den der Kunde per App erhält, bekommt er Zugang zum Gebäude, ein zweiter Code öffnet die Türen zum Würth-Geschäft. Bezahlt wird über das Kundenkonto. Würth betreibt knapp 500 Geschäfte deutschlandweit, 50 Filialen sollen dieses Jahr hinzu kommen, zwei Drittel davon im autonomen 24-Stunden-Betrieb.