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Oswald Grübel „Profiteure werden die US-Banken sein“

Oswald Grübel
Oswald Grübel stand der Schweizer Großbank Credit Suisse zwischen 2003 und 2007 vor und leitete anschließend von 2009 bis 2011 den großen Konkurrenten UBS
© picture alliance / AP Photo | ALEXANDRA WEY
Der früherer Credit Suisse-Chef Oswald Grübel sieht keine Vorteile für deutsche Institute durch die Bank-Turbulenzen in der Schweiz. Eine weitere Ansteckung hält er nun für unwahrscheinlich

Deutsche Geldinstitute werden nach Einschätzung des langjährigen Chefs der Credit Suisse, Oswald Grübel, kaum von den Turbulenzen im Schweizer Finanzsektor profitieren. „Profiteure werden die US-amerikanischen Banken in der Schweiz sein, die sich auf das Firmenkundengeschäft und Private Banking konzentrieren werden“, sagte Grübel im Interview mit Capital (Ausgabe 05/2023). „Was Deutschland angeht, bin ich mir nicht so sicher – es kann sein, dass einige deutsche Kunden ihr Vermögen zurückholen.“

Der in Thüringen geborene Grübel stand von 2003 bis 2007 an der Spitze der Credit Suisse und leitete anschließend von 2009 bis 2011 den Schweizer Bankenriesen UBS. Die UBS hatte die Credit Suisse im März dieses Jahres übernommen, nachdem das Institut im Zuge einer Vertrauenskrise der Kunden an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten war. Sorgen, wonach durch die Übernahme eine zu große Bank und damit neue Risiken entstehen, teilt Grübel nicht. „Die Größe der Bilanzsumme sagt wenig, aber selbstverständlich muss die Bankenaufsicht darauf achten, dass die Bank keine Gefahr für den Finanzplatz wird“, sagte er.

Grübel hält es insgesamt für unwahrscheinlich, dass die Probleme einiger Banken in der Schweiz und den USA sich zu einer größeren Finanzkrise auswachsen könnten. „Ich glaube nicht, dass die aktuelle Krise mit der Lage von 2008 und 2009 vergleichbar ist“, sagte er. „Da gab es eine allgemeine Glaubwürdigkeitskrise der Banken. Jetzt sprechen wir von einzelnen Liquiditätskrisen weniger Banken in den USA und in Europa.“ Man habe allerdings gesehen „wie schnell eine Bank gestützt werden muss, wenn das Vertrauen in sie verloren ist“.

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