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1 Milliarde Euro Diese zwei Hedgefonds-Gründer stecken hinter der Wette gegen den Dax

Bürogebäude
Qube ist mit Büros weltweit vertreten: hier in Paris sowie in London, Hongkong, Singapur, Mumbai, Dubai, Schanghai und Zürich
© IMAGO / ABACAPRESS / IMAGO
Der Londoner Hedgefonds Qube wettet eine Milliarde Euro gegen deutsche Aktien. Die Gründer des Fonds kommen aus Frankreich und wirken eher unscheinbar, doch sie haben das Potenzial von Daten erkannt

Verdienen an der schwächelnden deutschen Wirtschaft – das ist offenbar das Ziel eines milliardenschweren Hedgefonds aus London. Gegen große deutsche Unternehmen wie Volkswagen, Siemens Energy und Rheinmetall hat der Fonds in dieser Woche insgesamt 1 Mrd. Dollar gesetzt und wettet damit auf fallende Kurse deutscher Aktien. 

Hinter dieser Wette steckt das Unternehmen „Qube Research and Technology“ (QRT), das als Ausgliederung der Schweizer Bank Credit Suisse groß geworden ist. Die beiden Gründer kommen aus dem klassischen Bankwesen, haben geradlinige Karrieren hingelegt und scheinen nun im mittleren Alter mehr denn je von Daten getrieben zu sein.

Aus dem Bankenwesen zum Milliarden-Fonds

Die Qube-Gründer Pierre-Yves Morlat und Laurent Laizet stammen aus Frankreich und haben ähnliche Werdegänge hinter sich. CEO Morlat studierte an der renommierten Ingenieurhochschule Centrale Supélec in Paris und begann seine Karriere anschließend bei Société Générale, einer der führenden europäischen Banken mit mehr als 100.000 Mitarbeitenden weltweit. Dort arbeitete er sich laut „Business Insider“ zum Global Head of Equity Derivatives hoch, bevor er 2009 zur Credit Suisse wechselte. 

Auch Chief Investment Officer Laurent Laizet arbeitete jahrelang in führenden Positionen bei Société Générale und Credit Suisse. Er studierte seinem Linkedin-Profil zufolge an der Pariser Elitehochschule École Polytechnique de l'ENSAE, die dem Netzwerk Paris-Tech angehört und sowohl Ökonomie und Statistik als auch Finanzwissenschaften lehrt. 1996 stieg er ins Berufsleben ein und ging nach der Finanzkrise zur Credit Suisse.

Wie Laizet 2021 in einem Interview mit der französischen Campus-Zeitung „Monde des Grandes Ecoles et Universités“ erzählte, störte ihn aber die geringe Innovationskraft der Banken zu dieser Zeit – so sei die Idee für Qube geboren. Er habe sich schon von Beginn seiner Karriere an für Daten interessiert und das große Potenzial datenbasierter Finanzmodelle erkannt. 

Daten- und innovationsgetrieben

Ende des Jahres 2015 wurde Qube in London gegründet, zunächst mit der Credit Suisse als Eigentümer. 2018 wurde der Hedgefonds ausgegliedert mit damals rund 100 Mitarbeitenden und einem Vermögen von 1 Mrd. US-Dollar. Heute soll QRT Gelder in Höhe von rund 12 Mrd. US-Dollar in mehreren Fonds verwalten und 600 Mitarbeitende beschäftigen, darunter Ingenieure und Experten für Physik und Mathematik. 

„Die Auswertung neuer Datenquellen, der Umgang mit neuen Datentechnologien und die Verarbeitung riesiger Datensätze treiben die Innovationsdynamik von QRT kontinuierlich voran“, schreibt QRT auf seiner Webseite. So betreibe die Firma mittlerweile Forschungsplattformen, mit denen mehrjährige Simulationen möglich seien. Gründer Laizet berichtete unter anderem davon, dass Finanzmodelle mit Daten aus Satellitenfotos in Echtzeit gefüttert würden. 

Qube fällt auch durch die Förderung junger Talente auf. So unterstützt das Unternehmen Programme an wichtige Universitäten in Großbritannien und Frankreich, wie dem Imperial College London oder der Ecole Polytechnique, und stellt viele Uni-Abgängerinnen und -Abgänger ein.

Qube wettet gegen Dax-Aktien

Nun setzt Qube mehr als 1 Mrd. Euro gegen deutsche Aktien. In den vergangenen zwei Wochen stockte der Hedgefonds seine Wetten um hunderte Millionen Euro auf und hat nun seine größten Short-Positionen in Aktien von 21 deutschen Unternehmen. Die größten Positionen sind

  • Volkswagen Stammaktien mit 217 Mio. Euro,
  • Rheinmetall mit 145 Mio. Euro, 
  • Siemens Energy mit 134 Mio. Euro, 
  • Volkswagen Vorzugsaktien mit 129 Mio. Euro und
  • Deutsche Bank mit 121 Mio. Euro.

Grund für die Wette ist die Schieflage der deutschen Wirtschaft. Vor allem die Energiekrise und gestiegene Zinsen setzen Unternehmen hierzulande zuletzt zu. Die zusätzlichen Einsparungen im Bundeshaushalt werden in diesem Jahr kaum für Entlastung sorgen. Das Münchener Ifo-Institut kappte seine Wachstumsprognose für 2024 am Mittwoch von 0,9 auf 0,7 Prozent. Außerdem sanken die Exporterwartungen im Januar auf minus 8,4 Prozent im Vergleich zu minus 7,1 Prozent im Dezember. Eine Mehrheit der Branche erwarte, dass ihre Exporte zurückgehen, hieß es vom Ifo-Institut – und zwar insbesondere in den Kernbranchen Automobilbau, Maschinenbau und Elektrotechnik.

Der deutsche Leitindex Dax ließ sich von diesen Nachrichten jedoch nicht beeinflussen und kletterte bis zum Wochenende weiter leicht nach oben. Am Freitag startete er zwar niedriger in den Handel, das ist Analysten zufolge vor dem Wochenende jedoch nicht überraschend. Auf Wochensicht könnte der Dax auf ein Plus von rund zwei Prozent kommen und nähert sich damit seinem Allzeithoch von Mitte Dezember an.

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