Beim internationalen Reiseboom spielen Restaurants eine wichtige Rolle. Ob billige Garküche oder Gourmettempel mit monatelanger Warteliste: Reisende wählen ihre Urlaubsziele immer stärker nach dem kulinarischen Angebot vor Ort aus. Essen wird auch dank Social Media zum wichtigen Bestandteil einer Reise und damit zum echten, aber lange unterschätzten Wirtschaftsfaktor. Die Spitzengastronomie spielt dabei mit ihrer Strahlkraft eine besondere Rolle. Küchenchefs sind schon lange über ihre Branche hinaus bekannte Stars. Mittlerweile haben sie sich aber auch zu echten Wirtschaftsbossen entwickelt.
Der Guide Michelin kürt jedes Jahr in ausgewählten Regionen die besten Restaurants des Jahres. 2019 konnte der Reiseführer für Deutschland eine neue Bestmarke verkünden. 309 Restaurants wurden mit mindestens einem Michelin-Stern gekürt, so viele wie nie zuvor. Die Zahl der Ein-Sterne-Adressen stieg um 37 auf 261. Deutschland verfügt nun über 38 Restaurants mit zwei Michelin-Sternen, fünf mehr als noch 2018.
An der Spitze aber hat sich im Guide Michelin 2019 nichts verändert. Es dominieren weiterhin dieselben zehn Restaurants aus dem Vorjahr die deutsche Gastronomie. Das zeigt aber auch, wie beständig die Qualität dieser Spitzenhäuser ausfällt. Eine Mahlzeit bei ihnen ist nach Ansicht der anonymen Tester des Guide Michelin eine Reise wert. Dies sind die besten Restaurants in Deutschland 2019.
Deutschlands beste Restaurants 2019
Baiersbronn im Nordschwarzwald ist so etwas wie die Gastronomie-Hauptstadt Deutschlands. Die baden-württembergische Gemeinde zählt weniger als 15.000 Einwohner, hat aber gleich zwei Restaurants mit jeweils drei Michelin-Sternen vorzuweisen. Das Restaurant „Bareiss“ und die „Schwarzwaldstube“ (Foto: Küchenchef Torsten Michel) konnten im Guide Michelin 2019 ihre Ausnahmestellung verteidigen. Für sie gilt wie alle übrigen Drei-Sterne-Häuser das Urteil: „Die Handschrift eines großen Küchenchefs! Erstklassige Spitzenprodukte, pure Aromen und intensiver Geschmack, harmonische Kompositionen: Hier wird das Kochen zur Kunst. Perfekt zubereitete Gerichte, die nicht selten zu Klassikern werden.“
Hamburg schafft, woran Berlin scheitert: Die Hansestadt kann eines von bundesweit gerade einmal zehn Restaurants mit drei Michelin-Sternen vorweisen. Wie schon 2018 heißt es in der aktuellen Liste: „The Table Kevin Fehling“ ist eine Reise wert. „Ein absolut spannendes Erlebnis“, würdigte der Tester von Michelin seinen Besuch bei Fehling. Der Küchenchef stemmt sich damit weiterhin erfolgreich gegen die Vorherrschaft Süddeutschlands in der hiesigen Spitzengastronomie. Ein abendliches Menü kostet 210 Euro.
Bayern kommt wie Baden-Württemberg und das Saarland auf gleich zwei Drei-Sterne-Restaurants. Eines davon ist „Atelier“ im Hotel Bayerischer Hof. Küchenchef Jan Hartwig (Foto) konnte damit seine 2017 erstmals errungenen drei Sterne verteidigen. „Jan Hartwig ist ein echter Shootingstar: Innerhalb weniger Jahre hat er hier mit seinem Team absolutes internationales Top-Niveau erreicht, eine Küche mit Charakter, voller faszinierender Kombinationen und Kontraste!“, schwärmte der Michelin-Tester. Ein Abendmenü kostet hier 165 bis 220 Euro. Bis zu 289 Euro müssen Gäste im „Restaurant Überfahrt“ Christian Jürgens am Tegernsee bezahlen. „Bei aller technischer Perfektion wecken seine Gerichte auch Emotionen“, befand der Tester.
„Aqua“ setzt seit Jahren Maßstäbe. Das Restaurant im Ritz-Carlton Wolfsburg lässt seit 2009 bei den anonymen Michelin-Testern keine Wünsche offen. „Seinen unverwechselbaren Stil setzt Sven Elverfeld (Foto) mit einer bemerkenswerten Eleganz und Kreativität um - mal heimisch-regional, mal kosmopolitisch. Präzision, Klarheit, Produkte..., alles perfekt“, lautet in diesem Jahr das Urteil. Das Menü „Inspiration“ mit neun Gängen kostet aktuell 255 Euro. Auf der Karte stehen unter anderem Wachtelei, Müritzer Lammzunge und Wagyu-Rind.
1978 öffnete das „Waldhotel Sonnora“ seine Pforten. Der Familienbetrieb in Dreis in Rheinland-Pfalz setzt auf Exklusivität. Es gibt nur 20 Gästezimmer. Herzstück ist das Restaurant. 1999 errang Helmut Thieltges zum ersten Mal drei Michelin-Sterne. Nachfolger Clemens Rambichler führt das Erbe nach Ansicht des Guide Michelin mit unverminderter Qualität fort. Das diesjährige Urteil: „Man bleibt der klassischen Linie treu, verwendet nur beste Produkte und verleiht jedem Gericht ein Maximum an Kraft und Geschmack!“
„Vendôme“ im Schloss Bensberg in Bergisch-Gladbach zählt auch 2019 zu den besten Restaurants in Deutschland. „Seit 2005 hält Joachim Wissler in dem edlen Restaurant drei Sterne - nicht ohne Grund“, urteilt der Guide Michelin. „Wo so viel Know-how und perfektes Handwerk auf immer wieder neue eigene Ideen treffen, kommen Spitzenprodukte in äußerst feinen und stimmigen Kombinationen auf den Teller.“ Das Restaurant bietet im Gegensatz zu vielen anderen Drei-Sterne-Häusern ein Mittagsmenü. Kostenpunkt: 145 Euro, rund die Hälfte des Abendmenüs.
Ebenfalls seit 2005 freut sich das Team von „Victor's Fine Dining by Christian Bau“ in Perl über drei Michelin-Sterne. Das Erfolgsrezept: das kulinarische Motto „von Paris bis Tokio“. Wieder einmal hingerissen zeigte sich der Michelin-Tester auch vom Gästehaus Klaus Erfort (Foto) in Saarbrücken: „Bemerkenswert, mit welchem Tiefgang und welcher Präzision Klaus Erfort in seiner klassisch-reduzierten Küche bewusst wenige Bestandteile kombiniert.“