Anzeige

Gastronomie Wie das Sternelokal Residenz den Neustart versucht

Alexander Winkler im Foyer der Residenz Heinz Winkler
Alexander Winkler im Foyer der Residenz Heinz Winkler
© Lara Freiburger
2022 starb Starkoch Heinz Winkler, Patron des Sternelokals Residenz. Nach einem hässlichen Erbstreit wagt Sohn Alexander nun einen Neustart

Blütenweiß und sauber gefaltet liegt die Jacke des Maître de Cuisine in der Vitrine. Der hölzerne Kochlöffel klemmt schräg unter dem Ärmel. Als würde die Jacke gleich zum Leben erwachen, rühren und Soßen abschmecken wie einst ihr Träger. Darüber die Fotos: Heinz Winkler, wie er einen Preis entgegennimmt. Winkler an seinem 60. Geburtstag, umringt von seinem Küchenteam. Winkler am Flussufer mit einem Strauß frisch gepflückter Kräuter in der Hand. Es ist ein Schrein zum Andenken an den großen Meister.

Auf einer Staffelei steht sein Porträt in Öl, die breite Stirn mit dem zurückweichenden Haaransatz, der durchdringende Blick. „Das hier ist …“, sagt Alexander Winkler, 46,  stockt und lässt den Blick schweifen. Über Marmorsäulen und Perserteppiche, verschnörkelte Deckengemälde und Kronleuchter, über diese ganze nostalgische Hotelwelt im venezianischen Schick. Dann verbessert er sich. „Das hier war alles seins.“

Im Oktober 2022 ist sein Vater, der Sternekoch Heinz Winkler, vor seinem Restaurant gestürzt und später im Krankenhaus an multiplem Organversagen gestorben. Sein Lebenswerk, die Residenz Heinz Winkler, stand damit vom einen auf den anderen Tag ohne ihren Gründer und Meisterkoch da.

Der Maître ist tot, doch sein Schatten schwebt in der Residenz über allem. Er galt als begnadeter Koch, als einer der „drei großen W“ der Sterneküche: Harald Wohlfahrt, Eckart Witzigmann – und Heinz Winkler. „In der Szene sind sie bis heute Götter, weil sie zu einer Zeit etwas bewegt haben, als Deutschland nur für Bratwurst und Bier bekannt war“, sagt Thomas Schreiner vom Champagnerhaus Laurent-Perrier, einer der besten Kenner der hiesigen Spitzengastronomie. Winkler wurde mit 32 als Küchenchef des legendären Münchner Restaurants Tantris und als damals jüngster Koch aller Zeiten vom „Guide Michelin“ mit drei Sternen ausgezeichnet. Als er starb, war Heinz Winkler 73 Jahre alt – und seine Nachfolge ungeklärt.

Das Erbe eines Meisterkochs ist ohnehin ein schweres. Die Sternegastronomie ist ein hartes Geschäft, und wer tritt schon gerne in die Fußstapfen einer Legende? Im Falle Winklers gilt das umso mehr. Nach seinem Tod brach ein hässlicher Erbstreit aus. Winkler hinterließ seine Residenz und weitere Immobilien, zwei Ex-Gattinnen und eine Ehefrau, eine 27-jährige Geliebte, die seine Souschefin war, und zwei von ehemals drei Söhnen. Der älteste, Manfred Winkler, war 2013 an einem Hirnschlag gestorben, da war er 45. Den zweiten Sohn, Alexander Winkler, enterbte der Starkoch, weil der eine Frau heiratete, die dem Vater offenkundig nicht passte. Ebendieser Sohn leitet nun als Geschäftsführer das Lebenswerk seines Vaters.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel