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Rath checkt ein Für dieses Hotel der Belle Époque muss man sich in bergige Höhen wagen

Mitten in den Bergen lässt sich im Hotel Walther die mondäne Urlaubsatmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts nachempfinden
Mitten in den Bergen lässt sich im Hotel Walther die mondäne Urlaubsatmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts nachempfinden
© Carsten K. Rath
In den Schweizer Bergen gibt es einige Hotel-Highlights mit langer Tradition. Manche wurden durch eine Sanierung allen Charmes beraubt, andere erstrahlen im alten Glanz. So wie das „Walther“ in Pontresina
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Endlich bin ich wieder mal in meiner Wahlheimat unterwegs, der Schweiz. Hier gibt es generell wenig Grund zur Klage, schon gar nicht, was die Qualität von Luxushotels betrifft. Es gibt zahlreiche sehr gute Häuser, geführt von begnadeten Gastgebern. Diesmal will ich ganz hoch hinaus, in den kleinen Ort Pontresina, der auf 1800 Meter in einem Seitental des Engadins liegt. Groß und mächtig ragt hier der berühmte Piz Bernina gen Himmel, der einzige Viertausender der Ostalpen, und davor die Diavolezza sowie zahlreiche weitere Gipfel. Wen diese Wucht der Natur nicht packt und berührt, denke ich spontan, der hat kein Herz.

Ein liebevoll poliertes Juwel

Pontresina lockte früh in seiner Geschichte viele Bergsteiger und Skifahrer an, und der aufkommende Tourismus bescherte dem Ort einen wahren Bauboom. Davon ließ sich auch das Ehepaar Ursolina Badrutt-Pidermann und Claudio Saratz inspirieren. Neben ihrem kleinen „Gasthaus Steinbock“ errichteten sie 1907 zusammen mit dem Architekten Arnold Huber das „Hotel Palace“. Ein echtes Grand Hotel mit 106 Zimmern, Rundbögen, vielen Türmchen und Erkern, Fenstern mit bunter Glasmalerei und weitläufigen Gesellschaftsräumen. Zudem konnten sich die Gäste auf Segnungen der Moderne freuen, darunter Heizungen, elektrisches Licht und eine Klimaanlage, die wenige Jahre zuvor erst von dem US-Ingenieur Willis Carrier erfunden worden war.

Das „Hotel Palace“ blieb ein echtes Juwel – bis der Erste Weltkrieg ausbrach. Danach blieben ihm die Gäste aus. Wirklich bergauf ging es erst wieder nach 1945, kurz darauf übernahm Hotelier Hans Walther das Haus. 1956 wurde die berühmte Diavolezza-Gondelbahn gebaut und Pontresina entwickelte sich in den 1960er- und 1970er-Jahren zu einem mondänen Bergsport-Ort. Heute leiten Anne-Rose und Thomas Walther, der Enkel der Gründer, das Hotel, das nun den Familiennamen trägt: mit viel Gefühl für Tradition und große Liebe zum Detail.

Rundbögen und Türmchen bestimmen die äußere Erscheinung des „Hotel Walther“ im Bergort Pontresina des Kantons Graubünden
Rundbögen und Türmchen bestimmen die äußere Erscheinung des „Hotel Walther“ im Bergort Pontresina des Kantons Graubünden
© hotelwalther.ch

Alles zurück auf Glamour

Das spüre ich schon beim Betreten des Hauses. 2017 ließen die Walthers die Lobby zurückbauen, also in ihren ursprünglichen Zustand versetzen. Die Spannteppiche, die irgendwann zur Geräuschdämmung verlegt worden waren, wurden entfernt und die alten Dielen aufgearbeitet. Jetzt hört man die Schritte der Gäste wieder und hier oder da knarzt es ganz charmant.

Auch die großen Fenster, deren obere Rundbögen in den 1970er-Jahren zugemauert worden waren, um Heizkosten zu sparen, erstrahlen wieder in ihrem bunten Glanz. Auf einem dieser Fenster erkenne ich das Schloss Chillon am Genfersee, eine ungewöhnliche Motivwahl für ein Hotel in den Bergen. Auf Nachfrage erfahre ich, dass der Architekt Arnold Huber zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Hotels in der französischsprachigen Schweiz geplant hat und diese Erinnerungen nach Pontresina mit- und ins Design einbrachte. Zum Schweizer Jugendstil gehörte eben auch eine gewisse Heimatverbundenheit. 

Hohe Decken, liebevoll restaurierte Parkettböden und reichlich Platz – im „Hotel Walther“ ist Großzügigkeit der Standard
Hohe Decken, liebevoll restaurierte Parkettböden und reichlich Platz – im „Hotel Walther“ ist Großzügigkeit der Standard
© hotelwalther.ch

Mir gefallen solche Anekdoten und die Atmosphäre, die solch originelle Details in der Lobby entstehen lassen. Überhaupt fühlt man sich im Hotel „Walther“ oft in pompösere Zeiten zurückversetzt – was nicht bedeutet, dass dieses Haus antiquiert oder verstaubt wirken würde. So sind die Flure im Vergleich mit Gebäuden neueren Datums sehr breit. Eine Platzverschwendung mit historischer Begründung, schließlich mussten hier einst Damen in voluminösen Reifröcken einander passieren, ohne mit ihren kostbaren Roben die Wand zu streifen. 

Für fulminante Auftritte am Abend wurden die Gesellschaftsräume etwas tiefer gelegt, sodass die Gäste elegant die Stufen hinuntergehen konnten und von den anderen Anwesenden gut gesehen wurden. Ein architektonischer Kniff, der bis in unsere Selfie-Ära hinein einen gewissen Reiz behalten haben dürfte.

Die Bar wurde von dem Künstler Rolf Sachs gestaltet, der aus alten Zinkeimern und roten Kabeln eine moderne Lichtinstallation schuf
Die Bar wurde von dem Künstler Rolf Sachs gestaltet, der aus alten Zinkeimern und roten Kabeln eine moderne Lichtinstallation schuf
© hotelwalther.ch

Originelles Design, gutes Internet

Zeitgleich mit der Eingangshalle wurden 2017 auch das Restaurant und die Bar renoviert. Damit Tradition und Moderne harmonieren, wurden die neuen Möbel und Teppiche eigens angefertigt und in Farben und Stil auf die übrigen Jugendstil-Elemente abgestimmt. Leitungen für Strom und WLAN fanden in den alten Luftschächten der Klimaanlage ihren Platz. Das sorgt für besten Empfang im ganzen Haus und erspart einen Großteil es üblichen Kabelsalats. 

Exklusive Einblicke in die Welt der Luxusreisen

Neben den regelmäßigen Kolumnen „Rath checkt ein“ veröffentlicht Capital gemeinsam mit dem Hotelexperten und Herausgeber der „101 Besten“, Carsten K. Rath, den Sammelband „Die 101 besten Hotels: Deutschland 2025“. Eine Bestellung des Buches ist per E-Mail an board@i-sle.ch möglich oder online unter www.die-101-besten.de/buchband.

Besonders gut gefallen mir die neu hinzugefügten Designelemente und die zeitgenössische Kunst. In der Bar etwa sorgt eine Lichtinstallation von Rolf Sachs, Sohn des legendären Playboys Gunter Sachs, für Akzente. Ich fühle mich an das Restaurant Saltz im Hotel „Dolder Grand“ oberhalb von Zürich erinnert, nur dass im Hotel Walther an den roten Seilen verschiedene alte Zinkeimer hängen. „Kübel“, wie Eigentümer Thomas Walther sagt, die aus dem Emmental stammen, der Heimat seiner Frau. Sachs hat kleine Löcher hinein gefräst und sie zu einzigartigen Lampenschirmen umgestaltet.

Das „Grand Restaurant“ bietet französische Küche inmitten eines Interieurs in Gold und Taubenblau samt alter Kunstwerke an den Wänden
Das „Grand Restaurant“ bietet französische Küche inmitten eines Interieurs in Gold und Taubenblau samt alter Kunstwerke an den Wänden
© hotelwalther.ch

Französische Küche im Prunksaal

Wesentlich gediegener, aber mindestens genauso schön ist das „Grand Restaurant“, das französische Küche und besten Service bietet. Es besitzt eine Deckenhöhe von sieben Metern, glitzernde Kronleuchter und ein Mobiliar in Taubenblau. Die Vertäfelung und Wandfarbe sind ebenfalls in Blautönen gehalten, auf denen die prunkvollen goldenen Bilderrahmen besonders zur Geltung kommen. Ich fühle mich in die Golden Twenties zurückversetzt, wo die freie Platzwahl im großen Speisesaal des Restaurants übrigens eine echte Innovation darstellte.

In der ehemaligen Gondel vor dem Hotel werden heute (heiße) Schweizer Käsespezialitäten serviert
In der ehemaligen Gondel vor dem Hotel werden heute (heiße) Schweizer Käsespezialitäten serviert
© hotelwalther.ch

Das Hotel „Walther“ ist ein Luxushotel wie aus dem Bilderbuch, und glücklicherweise stimmt auch die „Software“, denn alle Mitarbeiter gehen auf höchstem Serviceniveau an ihr Werk, und das geradezu liebevoll. Dass ich wiederkomme, steht fest. Entweder zum Skifahren oder zum Wandern. In jedem Fall aber, um mich erneut an diesem großartig modernisierten Belle-Époque-Schmuckstück sattzusehen.

Tipps für Ihren Aufenthalt

Restaurant: Haben Sie schon einmal in einer Gondel gespeist? Direkt vor dem „Hotel Walther“ bietet sich dafür eine Gelegenheit. Die ausrangierte Gondel pendelte von 1980 bis 2012 hinauf auf die Diavolezza, nun werden hier ausschließlich Schweizer Käsespezialitäten wie Raclette und Fondue serviert. Ihr Inneres wurde mit 300 Jahre altem Tannenholz ausgekleidet und ein Ofen installiert. Die Haltegriffe und Stangen blieben erhalten. Ein Muss, auch wenn man nicht im Hotel nächtigt.

Aktivität: Wandern Sie hinunter ins nur sechs Kilometer entfernte St. Moritz und atmen sie die Luft eines der bekanntesten Skiorte der Welt. Im Winter ist es besonders schön, wenn man diese Tour mit Schneeschuhen unternimmt.

Raths Reise-Rating

1 Ganz großes Kino

2 Wenn’s nur immer so wäre

3 Meckern auf hohem Niveau

4 So lala, nicht oh, là, là

5 Besser als im Hostel

6 Ausdrückliche Reisewarnung
 

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