So komfortabel geht das also auch mit der Anreise. Als ich mit meinem Gepäck durch die automatischen Türen in die Halle trete, empfängt mich dort der „Peninsula Airport Manager“, der mir den Weg zu einem grünen Rolls-Royce weist. Noch während der Fahrt überreicht mir der Chauffeur eine Cocktailkarte und bestellt meinen liebsten Willkommensdrink. Den wird mir später ein Butler in der Lobby des „The Peninsula Hongkong“ servieren.
Stilvoller geht es kaum, denke ich, während ich zwei riesige Löwen aus Stein passiere, die den Eingang bewachen. Das Hotel wurde 1928 eröffnet und seine neoklassizistische Architektur sowie der in den 1990er-Jahren hinzugefügte Anbau „The Tower“ strahlen eine zeitlose Würde aus.
Die Häuser der „Peninsula“-Gruppe, Teil des Unternehmens „The Hongkong and Shanghai Hotels“, zählen zu den besten der Welt. Ein Ruf, den Joseph Chong, Regional Executive Vice President, Asien, und Managing Director des Flagschiffs in Hongkong, als große Herausforderung betrachtet. Sein Team und er müssten einerseits beim Service, der Ausstattung und Technik mit der Zeit gehen, und andererseits die Traditionen bewahren. Ein Spagat, der in Hongkong vorzüglich gelingt, wie ich finde.
Dinner mit Blick auf Hongkongs Skyline
Das „The Peninsula Hongkong“ liegt auf dem Festland, inmitten des Einkaufs- und Unterhaltungsviertels von Kowloon. Aus meinem Fenster blicke ich auf Hong Kong Island und die Wolkenkratzer, welche das Bild der Halbinsel prägen. Natürlich können Sie im Hotel einen Afternoon Tea genießen – oder auf der Fahrt mit der World Star Ferry speisen. Ich kann beides empfehlen. Heutzutage fährt das Schiff elektrisch, nur der nostalgische Schornstein erinnert an die qualmende Vergangenheit. Gemeinsam mit der Fährlinie hat „The Peninsula“ ein reizvolles Event auf dem Wasser geschaffen: Nach einem kurzen Spaziergang vom Hotel gehe ich an Bord und werde mit frisch gebrühtem Tee begrüßt. Bis zur Westseite der Stadt und wieder zurück dauert die Fahrt insgesamt 90 Minuten – bei Live-Musik und einem herausragenden Afternoon Tea mit Blick auf die spektakuläre Skyline.
Schuh- und Wäscheservice
Die Eignerfamilie Kadoorie war schon immer bekannt für ihren Mut zur Innovation. So verfügte ihr erstes Hotel in Schanghai bereits vor mehr als 125 Jahren über warmes Wasser, zudem installierten sie einen der ersten Paternoster und als das Internet aufkam, stellte man es den Gästen prompt zur Verfügung. Kostenlos! Schließlich, sagte Sir Michael Kadoorie einmal, sei das World Wide Web das neue Warmwasser.
Über die Generationen blieb die Familie ihrem Faible für Neuerungen treu. Man erfand eine Schuh- und Wäschebox, also eine Art „Kleiderschrank“, der von Zimmer wie Korridor geöffnet werden kann. Dort deponiere ich abends meine Schuhe und Wäsche, um sie am nächsten Morgen geputzt, gereinigt und in Seidenpapier verpackt vorzufinden. Ohne jegliche Störung in der Nacht.
Ein weiteres Problem löste Sir Michael Kadoorie ebenfalls, nicht ohne Eigennutz: Weil er wenig Geduld hatte, vor dem Ausgehen lange auf seine Gattin zu warten, wenn die sich ihre Nägel frisch lackiert hatte, ließ er in allen Zimmern seiner Hotels einen Nageltrockner einbauen. Apropos „Beauty“: Während einer Erholungspause im Peninsula Spa teste ich anderntags eine der Anwendungen und erlebe bei Therapeutin Yuki eine der besten Massagen, die ich bisher erlebt habe.
Käsefondue oder Barbecue Pork?
Das Hotel wird mit viel Bewunderung gern als „Grand Old Lady“ von Hongkong bezeichnet. Und zwar eine, die exzellent kocht, um im Bild zu bleiben. Die Entscheidung fällt mir bei acht Restaurants allerdings nicht leicht. Ich könnte im „Chesa“ die Schweizer Spezialitäten genießen oder facettenreich europäisch sowie asiatisch dinieren. Ich entscheide mich für das „Springmoon“ mit klassisch kantonesischer Küche und einem Michelin-Stern. Bestellen Sie das Barbecue Pork und das Crispy Chicken, das werden Sie nicht bereuen.
In Peking viel Neues
Ortswechsel. Ich bin vom Flughafen in Peking im Nobel-Shuttle unterwegs zum „The Peninsula Beijing“ und sehe keine einzige Benzintankstelle. Hier ist die moderne Welt längst Alltag, so scheint es, und überhaupt erkenne ich die Metropole fünf Jahre nach meinem letzten Besuch kaum wieder. Es fahren fast nur noch E-Autos durch die Straßen, meist attraktive chinesische Fabrikate, kaum deutsche. Zudem ist Peking grüner und sauberer denn je, ich kann nirgends auch nur das kleinste Häufchen Müll entdecken.
Wie sehr die Chinesen sich (noch) an Luxus erfreuen, sieht man dann im „The Peninsula Beijing“, das zentral im Einkaufsviertel Wangfujing liegt. Es wurde 1989 eröffnet, zu einer Zeit, als China sich erst zögerlich, dann recht dynamisch dem Westen öffnete. Als erstes Fünf-Sterne-Hotel der Stadt, nur wenige Minuten entfernt vom Tiananmen-Platz, und mit zahllosen Nobelboutiquen in Laufweite.
Heute ist ein Australier, Cameron Cundle, als General Manager für höchste Exzellenz verantwortlich. Er kennt die Hotelgruppe gut, war zuvor Manager des „The Peninsula Bangkok“, wo er sich in der fordernden Corona-Zeit einen guten Namen erarbeitete.
Schon beim Frühstück in der Lobby bin ich im Hotel umgeben von den hochwertigsten Luxusmarken der Welt: Hermès, Harry Winston, Graff, Giorgio Armani, Louis Vuitton. Man speist inmitten einer edlen Mini-Mall, was die Chinesen offensichtlich wunderbar finden.
Exklusiv geht es auch in den 17 „Beijing Suites“ zu, die mit einer Größe von jeweils 165 Quadratmetern und Privatkino mit 80-Zoll-Bildschirm aufwarten. Auch in meinem Zimmer fehlt es mir an nichts; über ein Panel neben dem Bett reguliere ich das Licht und die Klimaanlage. Im Jahr 2017 wurde das Haus umfassend saniert und modernisiert. Der Mix aus traditionellem China-Dekor und zeitgenössischer Architektur gefällt mir sehr.
Hotel mit Top-Restaurants in Peking
Es gibt viele Restaurants in der Hauptstadt, die sich rühmen, die beste Pekingente zuzubereiten. Für mich gehört jene, die im Hotel-Restaurant „Huang Ting“ traditionell am Tisch aufgeschnitten wird, definitiv dazu. Die Haut ist unglaublich kross, das Fett innen abgeschnitten, und dann mit allen Zutaten gerollt, die man braucht. Das antike Interieur mit aufwändigen Holzschnitzereien und herrlicher Wandmalerei steigert diese kulinarische Offenbarung noch. Ich fühle mich wie der Gast im traditionellen Hofhaus eines Pekinger Adligen.
Auch das „Jing“, wo der gebürtige Baske William Mahi eine französische Küche mit asiatischen Akzenten anbietet, begeistert mich. Warum der Koch es allerdings versäumt, mir persönlich kurz seine Philosophie zu erklären, kann ich nicht nachvollziehen. Dieses „Verstecken“ finde ich altmodisch, ansonsten gibt es aber rein gar nichts zu bemängeln.
Hutongs: klassische Viertel, die man gesehen haben muss
Auf der Fahrt zum Sommerpalast, diesem einzigartigen Meisterwerk chinesischer Gartenbaukunst, durchqueren wir plötzlich ein Meer aus Geranien. Die andere Straßenseite säumen Bäume, die vor Jahrzehnten gepflanzt wurden. Und dahinter: die typischen Wohnburgen, in denen Millionen von Menschen wohnen. Sie ersetzen die Hutongs, also enge Gassen, gesäumt von den traditionellen Siheyuan-Häusern, die einst Symbole des alten Pekings waren.
Die Hutongs, die wir jetzt passieren, sind die letzten ihrer Art, und ihre Bewohner wollen nicht wegziehen, sondern ihr Leben in den gewohnten sozialen Strukturen weiterführen. Mich beruhigt, dass die Regierung sich um die Erhaltung der verbliebenen Viertel bemüht, und ich kann Ihnen deren Besuch wirklich empfehlen. Ehe sich vielleicht doch irgendwann die Moderne durchsetzt.