Der Wohlstand einer Stadt lässt sich häufig schon beim Anflug aus der Luft erkennen. Ob historisch gewachsen oder am Reißbrett geplant: Viel Grün lässt darauf schließen, dass bei der Entwicklung einer Metropole an deren Einwohner gedacht wurde. Wo Straßenbäume oder Parkanlagen Neubauten weichen müssen, ist die Planung oft auf kurzsichtige Platzmaximierung ausgelegt. Wohlhabende Städte aber können und müssen sich Grünflächen leisten. Grün ist für Metropolen eine Frage des Prestiges. Mittlerweile steht auch immer stärker der gesundheitliche Nutzen im Vordergrund.
Grünflächen verbessern Klima und Naherholung einer Stadt
Parks holen die Naherholung in die Stadt. Ein Blätterdach verbessert das Klima an den Straßen, unterirdisch helfen Pflanzenwurzeln dabei, den öffentlichen Raum vor Schäden durch Unwetter zu schützen. Auch deshalb wurde die grüne Stadt beim Weltwirtschaftsforum 2015 zu einem der urbanen Top-10-Ziele ausgerufen. Aber wie lässt sich der Grünheitsgrad am besten messen? Forscher vom Massachusetts Institute of Technology haben dazu den Green View Index entwickelt.
Im Vordergrund stand dabei der Eindruck, den ein Fußgänger von einer Stadt hat. Die Wissenschaftler des MIT Senseable City Lab werteten deshalb nicht Satellitenaufnahmen aus. Als Datenbasis dienten vielmehr die Aufnahmen von Google Street View. Die werden von dem MIT-Algorithmus danach untersucht, wie stark Baumkronen und Vegetation das Panorama prägen. Beim Open-Source-Projekt „ Treepedia “ wurden bislang 27 Großstädte weltweit ausgewertet. Weitere sollen folgen. Wir stellen die bisherigen Spitzenreiter im Ranking der grünsten Städte weltweit vor.
Die grünsten Städte der Welt

Die Wissenschaftler des MIT messen den Grünheitsgrad einer Stadt anhand des Green View Index (GVI). Er reicht von null bis hundert Prozent. Die kanadische Metropole Toronto kommt auf einen GVI von 19,5 Prozent. Das reicht aktuell für Platz 14.

Wie grün eine Stadt sein kann, hängt natürlich auch von der Klimazone ab. Seattle liegt im äußersten Nordwesten der USA an der Grenze zu Kanada. Die ausgiebigen Regenfälle und die dadurch üppige Vegetation haben der Metropole den Beinamen „Smaragdstadt“ eingebracht. Weniger malerisch fällt der Spitzname „Regenstadt“ aus. Mit einem GVI in Höhe von 20 Prozent liegt Seattle im MIT-Ranking auf Platz 13.

Das viele Grün entlang der Grachten zählt zu den Markenzeichen Amsterdams. Die niederländische Hauptstadt kommt auf einen Green View Index von 20,6 Prozent. Anders ausgedrückt: 20,6 Prozent des Straßenpanoramas in Google Street View wird von Grünpflanzen dominiert.

Zwischen Mont-Blanc-Panorama und Genfer See liegt eine grüne Perle. Genf bietet seinen Einwohnern einen Grünheitsgrad von 21,4 Prozent. Damit muss sich die Schweizer Bankenmetropole aber einer Konkurrentin aus Deutschland geschlagen geben.

Frankfurt am Main beweist, dass es mehr als Hochhäuser aus Stahl und Glas zu bieten hat. Das deutsche Finanzzentrum erreichte einen Green View Index von 21,5 Prozent. Zum Vergleich: Paris kommt trotz seiner kaiserlichen Prachtgärten gerade einmal auf 8,8 Prozent. Weit abgeschlagen liegt auch London mit 12,7 Prozent.

Sacramento and Johannesburg teilen sich unter den grünen Metropolen der Welt Platz acht. Beide Städte können einen Grünheitsgrad von 23,6 Prozent vorweisen. Eine vergleichsweise niedrige Einwohnerdichte hilft natürlich dabei, möglichst viel Natur im Stadtbild zu bewahren. Die kalifornische Hauptstadt Sacramento kommt laut dem MIT auf 1800 Einwohner pro Quadratkilometer. In New York (GIV: 13,5 Prozent) sind es sechsmal mehr.

Johannesburg ist aber nicht die grünste Großstadt Südafrikas. Dieser Titel geht an Durban. Die Küstenstadt kann einen Green View Index von 23,7 Prozent vorweisen.

Dieses Forschungsgebiet lag für die Experten vom MIT vor der Haustür. Die Universitätsstadt Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts ist eine der grünsten Metropole der Vereinigten Staaten. Mehr als ein Viertel (25,3 Prozent) des Straßenpanoramas ist laut der Auswertung begrünt. Darüber freuen sich auch die Studenten der Harvard University.

Rund 12.300 Kilometer Pazifik liegen zwischen Sydney in Australien und Vancouver in Kanada. Im Grün-Index kommen beide Metropolen aber auf exakt denselben Wert: 25,9 Prozent. Damit müssen sie sich im Ranking bislang nur drei Städten geschlagen geben.

Oslo ist in der Treepedia aktuell die grünste Stadt Europas. Laut der Auswertung werden eindrucksvolle 28,8 Prozent der Straßenansichten in Norwegens Hauptstadt von Grünpflanzen dominiert.

Singapur profitiert natürlich von seinem tropischen Klima. So viel Grün ist aber kein Zufall. Das asiatische Finanzzentrum kommt im Green View Index auf 29,3 Prozent. Damit war Singapur lange Vorreiter. Eine Stadt ist aber im Ranking noch vorbei geschossen.

Tampa ist im Index von MIT aktuell die grünste Stadt der Welt. Die Ortschaft mit rund 380.000 Einwohnern liegt an der Golfküste Floridas. Ob Palmen oder Mangrovenwälder: Üppige Vegetation prägt in Tampa das Straßenbild. Der Green View Index in Höhe von 36,1 Prozent ist bislang ungeschlagen.