Jetzt, wo der Sommer bei den Temperaturen gerade richtig Fahrt aufnimmt, sind ein paar Gedanken über verschneite Pisten doch vielleicht ganz willkommen. Zur Abkühlung. Also auf in die Tiroler Berge, wo das berühmte Hahnenkammrennen eine kleine Stadt jedes Jahr zum Hotspot der internationalen Ski-Elite adelt. Klar, ich spreche natürlich vom mondänen Kitzbühel, wo sich auf der legendären Streif die besten Rennfahrer der Welt miteinander messen. Wo die Atmosphäre so ausgelassen wie kostspielig und der Begriff „Schickimicki“ zutreffend ist. Vom 20. Dezember bis in den späten März hinein klettern die Zimmerpreise in den Hotels des Alpenortes auf durchschnittlich 800 bis 900 Euro pro Nacht.
Ein stolzer Preis mit Schattenseiten, denn dank seines Rufes als frostiger Spielplatz der Schönen und Reichen kämpft Kitzbühel mit dem Vorurteil, auch außerhalb der Wintersaison überteuert zu sein. Dabei sinken die „rack rates“ im Sommer auf unter 200 Euro. Was gut ist, denn, glauben Sie mir, Kitzbühel und Umgebung haben auch nach der Schneeschmelze viel zu bieten. Hervorragende Radwege, zahlreiche Wanderstrecken durch die Alpen und rundum ideale Bedingungen für Erholung und Naturerleben. Also folgen Sie mir doch einfach an ein facettenreiches – ganzjähriges – Urlaubsziel.
Nicht mittendrin und doch dabei
Etwa sieben Kilometer vom glamourösen Kitzbühel entfernt, in der ruhigen, charmanten Gemeinde Jochberg, liegt das Fünf-Sterne-Superior-Hotel „Kempinski Das Tirol“. Es wird seit Kurzem von Thies Bruhn geleitet, einem erfahrenen Hotelier, den ich sehr schätze. Bruhn führte zuvor das „Grand Hotel Heiligendamm“, das er zu einem der renommiertesten Häuser Deutschlands gemacht hat. Mit der Kempinski-Gruppe ist er ebenfalls bestens vertraut, da er knapp drei Jahrzehnte für sie tätig war und mehrere ihrer Hotels managte. Nun bringt Bruhn frischen Wind in das Luxushotel in den Kitzbüheler Alpen.
Aus dem Zimmer auf die Piste
Das Kempinski Hotel Das Tirol wurde 2011 eröffnet, wirkt auf mich jedoch quasi wie neu und präsentiert sich in makellosem Zustand. Die großzügige Lobby ist passend zur jeweiligen Jahreszeit stimmungsvoll mit Blumen und Pflanzen dekoriert, die in Kombination mit dem dunklen Boden und weiteren Holzelementen eine warme Atmosphäre schaffen. Es gibt mehrere Shops, beispielsweise ein Sportgeschäft, in dem Hotelgäste im Winter die neuesten Skimodelle oder -schuhe ausleihen und ausgiebig auf der Piste testen können. Falls Sie schon den Winterurlaub planen, gebe ich Ihnen einen Tipp: Sparen Sie sich den aufwendigen Transport eigener Skier und leihen das komplette Equipment vor Ort aus.
Was die Planung auch noch erleichtert: Ein Pluspunkt des Hauses ist die Ski-in-, Ski-out-Möglichkeit. Das bedeutet, dass Sie direkt vom Hotel aus in das Skigebiet Kitzbüheler Alpen starten können. Ein kleiner Lift bringt Sie auf den Berg, wo 215 Pistenkilometer warten. Das Beste: Nach einem langen Tag im Schnee fährt man von der Piste bis (fast) in die Sauna. Herrlich! Auch für die Unterhaltung der kleineren Gäste ist gesorgt, mit erstklassigem Skiunterricht und tollem Kidsclub.
Entspannende Hitze nach Action im Eis
Ob Sie nun im Winter die Skischuhe ausziehen oder im Sommer die Wanderschuhe abstreifen – eine Wohltat ist das stets nach einer langen Tour. Entspannung bieten zu jeder Jahreszeit die diversen Saunen und ein Hildegard-von-Bingen-Dampfbad. Da ich morgens nach dem Aufstehen gern meine Bahnen ziehe, bin ich vom 20 Meter langen Außenbecken begeistert, das eine spektakuläre Aussicht auf das Bergpanorama bietet. Auch ein Solebecken steht im Freien zur Verfügung, und bei schlechtem Wetter gibt es ein Hallenbad. Insgesamt ist der Spa-Bereich gut ausgestattet, doch aus meiner Sicht könnte er eine baldige Modernisierung vertragen, um das Wellness-Erlebnis der Gäste weiter zu verbessern.
Gastfreundlich, von morgens bis abends
Die erste Mahlzeit des Tages im Kempinski Das Tirol zeichnet sich durch eine beeindruckende Vielfalt aus. Das Buffet ist bestens sortiert mit regionalen Produkten für nahezu jeden Geschmack – vor allem die vielen Brot- und Käsesorten sind fantastisch. Kleiner Patzer: Der vegane „Käse“ war direkt neben dem herkömmlichen Käse unter derselben Glasglocke platziert. Nicht ideal für alle, die es mit derlei Alternativen ernst nehmen wollen oder müssen. Nach einem Hinweis meinerseits wurde das Setup gleich am nächsten Tag angepasst. Das nenne ich verantwortungsvolles Management!
Noch mehr beeindruckt mich das Personal, das ich teilweise seit Jahren kenne. Wenn Mitarbeiter einen Gast wie mich noch fünf oder sechs Winter später wiedererkennen, spricht das für gelebte Tiroler Gastfreundschaft. Und dafür, dass solch persönliche Noten und Charme, sonst eher in privat geführten Häusern üblich, auch trotz Zugehörigkeit zu einem internationalen Konzern möglich sind.
Einige Kollegen hat Thies Bruhn aus Heiligendamm mitgebracht. Besonders am Abend fällt mir auf, wie eingespielt sein Team ist. „Das Tirol“ bietet zwei kulinarische Optionen: Das Restaurant „Sra Bua“ verbindet Tiroler Zutaten mit Aromen aus aller Welt zu einer kreativen internationalen Küche, während das „Steinberg“ traditionelle Gerichte der Region mit mediterranem touch kredenzt. Fleischliebhaber kommen hier besonders auf ihre Kosten, da Küchenchef Karl Schmid bekannt dafür ist, Steaks und Braten perfekt zuzubereiten. Mein persönliches Highlight war die köstliche Morchelrahmsuppe mit gepfefferten Black-Tiger-Garnelen im „Steinberg“. Eine dringende Empfehlung.
Auf dem Weg an die Spitze
Die Handschrift des neuen Direktors ist im „Kempinski Das Tirol“ bereits deutlich zu spüren, überall begegnet mir seine Liebe zum Detail. Dennoch bleibt Raum für das eine oder andere Feintuning. Eine aufmerksame Geste wäre beispielsweise, vor dem Bereitstellen des Wagens frisches Wasser aufgefüllt oder einige Dinge im Fahrzeuginneren aufgeräumt zu haben. Doch ich bin zuversichtlich, dass „Das Tirol“ bis zur nächsten Wintersaison wieder an der Spitze der alpinen Resorts stehen wird.