„Ein guter Rat ist Gold wert.“ - Unternehmerpersönlichkeiten geben die Ratschläge preis, die für ihre Karriere besonders wichtig waren. Autor Frank Arnold hat sie in seinem Buch „Der beste Rat, den ich je bekam“ zusammengetragen. Capital veröffentlicht Auszüge
Erfolg ist eine sehr subjektive Sache. Jeder Mensch versteht darunter etwas anderes, und jeder muss sich schlussendlich an den eigenen Maßstäben messen. Das ist der erste Teil des Rats, den ich der nachfolgenden Generation geben kann: „Denken Sie darüber nach, was Sie zufrieden macht!“ Für manche mag das die Kunst sein, für andere die Wissenschaft; wieder andere finden Erfüllung darin, sich als Unternehmer zu betätigen. Nicht selten ist es eine Kombination dieser und anderer Faktoren. So geben mir bildende Kunst und klassische Musik einen Ausgleich zu meiner Arbeit, den ich nicht missen möchte. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie sich zuallererst klar werden müssen, was Sie antreibt und wohin Sie möchten.
Dann sollten Sie sich die Frage stellen: „Was kann ich?“ Wenn Ihre Interessen breit gefächert sind, dann kommen Sie am weitesten in dem Feld, in dem Sie die größte Begabung haben. Glücklicherweise macht uns häufig das Freude, in dem wir auch besonders gut sind, was die Entscheidung wesentlich vereinfachen kann.
Der dritte Teil ist vielleicht der wichtigste: „Stehen Sie dem Zufall offen gegenüber!“ Das Leben ist nicht planbar, und die besten Chancen ergeben sich unerwartet oder sind erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen. Dazu ein Ereignis aus meinem Leben, das meinen Werdegang maßgeblich beeinflusst hat: Während meines BWL-Studiums in München baute ich eine erfolgreiche Wäscherei auf, mit der ich mein Studium finanzierte, aber mir war klar, dass ich nicht als „Wäscherei-Millionär“ enden wollte. Allerdings wusste ich auch, dass mich die klassische Konzernlaufbahn ebenfalls nicht erfüllen würde, was mich vor ein gewisses Dilemma stellte. Dieses löste sich völlig unerwartet. Im letzten Semester meines Studiums entdeckte ich bei einer Seminararbeit den Beruf des Unternehmensberaters, der mich gleich faszinierte.
Aber wie sollte ich diesen Berufswunsch realisieren, angesichts der Tatsache, dass dieser Berufsstand damals in Deutschland noch so gut wie unbekannt war? Da kam mir ein weiterer Zufall zu Hilfe. Eine Stammkundin meiner Wäscherei, der ich von meinem Berufswunsch berichtete, sagte mir eines Tages bei einer Tasse Tee, dass ihr Sohn für eine italienisch-amerikanische Unternehmensberatung in Mailand arbeite. Ich spräche doch Italienisch, und das könne doch etwas für mich sein. Ich nahm ihren Rat an und stellte schnell fest: Das war es in der Tat! Ich schaffte es dort binnen fünf Jahren zum Partner und gründete 1967 meine eigene Firma, die heute 2700 Mitarbeiter in 51 Ländern beschäftigt.
Ohne diesen „besten“ Rat wäre mein Leben sicher völlig anders verlaufen – ich kann nicht sagen, ob besser oder schlechter – aber mit dem Ausgang bin ich bis heute zufrieden, und die Arbeit erfüllt mich jeden Tag aufs Neue. Mein bester Rat ist also, Fähigkeiten und Vorlieben in Einklang zu bringen, und nie die Augen vor glücklichen Zufällen zu verschließen. Es kann sich lohnen!