Hat das Homeoffice ausgedient? Wenn es nach den Chefs globaler Konzerne geht, dann könnte das bald so sein. Eine Mehrheit der CEOs großer Unternehmen erwartet nämlich eine vollständige Rückkehr zur Präsenzarbeit wie zu Vor-Coronazeiten, wie eine aktuelle Umfrage der Beratungsfirma KPMG unter 1300 Geschäftsführern zeigt. Demnach befürworten knapp zwei Drittel der Befragten eine vollständige Rückkehr ins Büro innerhalb der nächsten drei Jahre.
Um das zu erreichen, wollen die Unternehmenslenker auch verstärkt Anreize setzen: 87 Prozent geben an, sie würden Mitarbeiter, die ins Büro kommen, mit Beförderungen oder Gehaltserhöhungen belohnen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass unter CEOs „traditionelles bürozentriertes Denken“ weiter vorherrsche, so KPMG. Die Unternehmen, die die Teilnehmer repräsentieren, haben laut der Studie einen jährlichen Mindestumsatz von 500 Mio. US-Dollar und kommen aus elf Ländern und elf verschiedenen Branchen.
Die Debatte um Sinn und Unsinn des Homeoffice hat sich in jüngster Zeit aufgeheizt. Erst unlängst lieferten sich Trigema-Chef Wolfgang Grupp und Investor Carsten Maschmeyer einen medienwirksamen Schlagabtausch. „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“, lederte Grupp gegen das Homeoffice. „Kontrolle demotiviert und führt zu Unproduktivität“, konterte Maschmeyer. Die Wiederkehr der Präsenzkultur müsse nach seiner Meinung dringend aufgehalten werden.
Unternehmen machen Schluss mit Homeoffice
Wie Maschmeyer sieht es vor allem die junge Generation am Arbeitsmarkt. Sie fordert Studien zufolge mehr Flexibilität am Arbeitsplatz, etwa Vier-Tage-Wochen, Workations und Homeoffice. „Wer nicht über Benefits wie Homeoffice, Workation oder Sabbatical nachdenkt, wird einen Teil dieser Generation als Arbeitgeber erst gar nicht erreichen“, sagt Arbeitsmarktexperte Julian Stahl in einer Studie des Karriereportals Xing. Eine weitere Studie zeigt, dass sich Beschäftigte im Homeoffice wesentlich produktiver und zufriedener fühlen. Trotzdem dürfte damit bei vielen Unternehmen bald stufenweise Schluss sein.
Der Ruf nach einer Rückkehr in die Büros nimmt in vielen Branchen zu. Von der Wall Street bis zum Silicon Valley – Unternehmen fordern wieder mehr Präsenz ein. Tech-Riesen wie Meta, Apple und Google verlangen seit einigen Monaten, dass ihre Mitarbeiter mindestens drei Tage pro Woche im Büro erscheinen. Sogar der Videotelefonie-Anbieter Zoom zog damit vor Kurzem nach – laut Personalchef Matthew Saxon vor allem, um die Probleme der eigenen Kunden besser zu verstehen.
KPMG rät derweil in seiner Studie, langfristig zu denken. Unternehmen sollten dabei die Werte und Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter zu beachten, um sie zu fördern und zu halten. In vielen Fällen dürfte das heißen: die Rückkehr ins Büro nicht zu erzwingen.