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„Kontrolle demotiviert“ Streit ums Homeoffice: Maschmeyer widerspricht Grupp

Carsten Maschmeyer in seinem Münchner Büro
Carsten Maschmeyer in seinem Münchner Büro
© Dirk Bruniecki
Trigema-Chef Wolfgang Grupp hält gar nichts von Mitarbeitern, die im Homeoffice arbeiten: Sie seien unwichtig. Der Investor Carsten Maschmeyer sieht das völlig anders: Was zähle sei nicht die Zeit, die man am Schreibtisch sitze, sondern das Ergebnis 

Trigema-Chef Wolfgang Grupp bekommt ordentlich Gegenwind und Spott für seine Homeoffice-Lästerei im „Tagesspiegel“. Unter anderem Carsten Maschmeyer reagierte entsetzt auf die Aussagen des 81-Jährigen, der sein Textilunternehmen mit 1200 Mitarbeitenden seit 1969 führt.

„Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig. Je mehr die Leute studiert haben, desto mehr Homeoffice wollen sie. Aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht“, hatte Grupp der Berliner Tageszeitung gesagt. Das Homeoffice war während der Coronapandemie in Deutschland für viele Bereiche des Arbeitslebens zumindest zeitweise zur Normalität geworden.

Deutlich verärgert reagierte Unternehmer Maschmeyer. Der 64-Jährige entgegnete Grupp in der „Bild“-Zeitung: „Wenn du jemandem nicht zutraust, zu Hause zu arbeiten, hättest du ihn gar nicht erst einstellen sollen.“ Das Vorurteil einiger Chefs, dass ihre Mitarbeitenden im Homeoffice weniger produktiv seien, hält Maschmeyer für falsch: „Aber es zählt nicht die Zeit, die man am Schreibtisch sitzt, sondern das Ergebnis zum Schluss! Kontrolle demotiviert. Kontrolle führt zur Unproduktivität.“ Es zeichne einen „smarten Arbeitgeber“ aus, dass er wisse, wie es ohne Präsenz im Büro gehe: „Das Zuhause kann ein Ort für konzentrierte Deep-Work-Phasen sein, während das Büro der Hub für Co-Creation und Co-Working ist. Dort entsteht der Teamgeist!“

Er erklärte daher, die zunehmende Aufforderung der Chefs, ihre Mitarbeitenden wieder zurück in die Büros zu beordern, nicht zu befeuern. „Die Wiederkehr der Präsenzkultur muss dringend aufgehalten werden. Es steht zu viel auf dem Spiel.“ Er erklärte: „Denn Homeoffice nützt nicht nur Arbeitnehmern, sondern auch Unternehmen und der Gesellschaft insgesamt.“

Büroflächen als Wohnraum?

Auch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sei das Homeoffice eine wichtige Handhabe, so Maschmeyer: „Wenn es eigentlich egal ist, ob der IT-Spezialist 8000 Kilometer oder acht Meter weiter sitzt, ergeben sich für Unternehmen ganz neue Möglichkeiten, ihre dringend benötigten Fachkräfte zu gewinnen.“ Zugleich ist die Arbeit von zu Hause aus auch aus ökologischen Gründen sinnvoll, argumentierte Maschmeyer. Weniger Pendler würden für Verkehr sorgen – und es würden „insgesamt weniger Schreibtische benötigt und der Bedarf an Bürofläche wird zurückgehen“. Der 64-Jährige betonte: „In den Städten wird ohnehin dringend Wohnraum benötigt. Hier ist er!“

Noch immer arbeitet einer Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts vom August 2023 ein Viertel der Deutschen teilweise von zu Hause aus. Natürlich unterscheidet sich dies je nach Branche massiv. Für seine 700 Näher ginge das nicht, so Grupp, dessen Unternehmen einen Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro pro Jahr hat. „Aber auch für die 38 Mitarbeiter in der Verwaltung kommt das nicht infrage. Ich bin jeden Tag in der Firma, und ich brauche meine leitenden Leute vor Ort, und zwar jeden Tag. Das beschleunigt Entscheidungen. Ich entscheide schnell, bei mir bekommt jeder sofort eine Antwort.“

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen

ntv.de/Anja Rau

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