Die reichsten Firmenerben
Immer mehr Superreichen wurden die Privilegien in die Wiege gelegt. Unternehmer der Boomer-Generation schaffen mit ihren Erben eine „neue Gruppe superreicher Nachkommen“, wie „Forbes“ 2024 feststellte. Im Ranking der Milliardäre 2024 fanden sich in den Top 100 acht der reichsten Firmenerben aus Europa. Den Anfang machte der hierzulande eher unbekannte Emmanuel Besnier. Der zur Veröffentlichung des Rankings 53-jährige Franzose lag mit umgerechnet 22,5 Mrd. US-Dollar auf Platz 76 der reichsten Menschen der Welt. Er ist Mehrheitseigner des familieneigenen Unternehmens Lactalis, dem weltweit größten Milchkonglomerats, wie „Forbes“ berichtete. Das 1933 von Besniers Großvater gegründete Unternehmen, zu dem die Brie-Marke „President“ gehört, unterhält demnach mehr als 266 Anlagen in 51 Ländern und kam zuletzt auf einen Umsatz von über 30 Mrd. Dollar.
Während manche Nachkommen ihr Erbe lediglich verwalten, leiten andere das Familienunternehmen oder haben sich auch in anderen Geschäftszweigen einen Namen gemacht. Zu den reichsten Firmenerben Europas zählt natürlich die reichste Frau Deutschlands, Susanne Klatten. Die BMW-Großaktionärin fiel zwar 2024 im „Forbes“-Ranking von 27,4 Mrd. Dollar auf 26,5 Mrd. Dollar und damit im internationalen Vergleich vom 51. auf den 71. Platz. Damit war die 61-Jährige aber immer noch reicher als die zweit- und drittreichste Deutsche zusammengenommen. Klatten hält laut dem Bericht rund 19 Prozent an dem Münchner Autobauer. Zu den Vermögenswerten der Tochter von Herbert und Johanna Quandt zählt zudem das Pharmaunternehmen Altana. Klatten sitzt mit der Nummer sechs dieses Rankings im Aufsichtsrat von BMW.
Stefan Quandt zog im „Forbes“-Ranking 2024 an seiner Schwester Susanne Klatten vorbei. Das US-Wirtschaftsmagazin stufte das Vermögen des 57-Jährigen von 24,6 auf 27,3 Mrd. Dollar hoch. Verantwortlich dafür waren die 23,6 Prozent an BMW, die Quandt von seinem Vater Herbert geerbt hat. Geschwister finden sich auch auf dem nächsten Platz der reichsten Firmenerben Europas.
Die Modeschöpferin Coco Chanel gründete einst mit Pierre Wertheimer das Modehaus Chanel. Dessen Enkel Alain (l., 75) und Gerard Wertheimer (M., 73) drückten 1983 dem in die Jahre gekommenen Haute-Couture-Betrieb endgültig ihren Stempel auf, als sie den jungen, deutschen Designer Karl Lagerfeld zu Chanel holten. Lagerfeld war bewusst, wie reich er seine Geschäftspartner gemacht hat. Die residierten fünf Jahre nach dem Tod des Modeschöpfers mit jeweils 36,8 Mrd. Euro auf Platz vier der reichsten Firmenerben Europas. Aktuell steht die wichtigste Weichenstellung der Post-Lagerfeld-Ära an. Seine langjährige Mitarbeiterin und Nachfolgerin Virginie Viard gab im Juni 2024 überraschend bekannt, dass sie Chanel verlässt.
Mark Mateschitz ist der reichste Österreicher und der fünftreichste Mann Europas. Zu diesem Schluss kam „Forbes“ 2024 in seiner Liste der weltweiten Dollar-Milliardäre. Der zur Veröffentlichung des Rankings 31-jährige Red-Bull-Erbe war zudem einer der jüngsten Superreichen. Mateschitz hatte 2022 von seinem Vater Dietrich 49 Prozent am Getränkekonzern Red Bull geerbt. Die Analysten sahen ihn zum Stichtag 8. März 2024 bei 39,6 Mrd. Dollar. Das bedeutete im weltweiten Vergleich Platz 31. Unter den europäischen Firmenerben lag Mateschicht auf Rang drei.
Nur zwei der zehn reichsten Europäer waren 2024 unter 70 Jahre alt. Neben Mateschitz war dies Giovanni Ferrero (59), ehemaliger CEO und heutiger Executive Chairman des italienischen Süßwarenherstellers. „Forbes“ hatte ihn 2019 noch bei 22,4 Mrd. Dollar gesehen. Nun konnte Ferrero diese Summe laut dem Ranking fast verdoppeln. Er kam weltweit mit 43,8 Mrd. Dollar auf Platz 26.
Françoise Bettencourt Meyers bleibt laut „Forbes“ im vierten Jahr in Folge die reichste Frau der Welt. Die L'Oréal-Erbin fiel im Ranking der reichsten Europäer allerdings auf den dritten Platz zurück – und das trotz eines enormen Wertzuwachses. Das Vermögen der 70-Jährigen erhöhte sich den Angaben zufolge von 80,5 auf 99,5 Mrd. Dollar. Bettencourt Meyers lag damit weltweit auf Platz 15. Sie hat ihr Vermögen – und den Titel „Reichste Frau der Welt“ von ihrer 2017 gestorbenen Mutter Liliane geerbt, der Tochter des Gründers des Weltmarktführers im Kosmetikbereich, Eugène Schueller.