Diskussion um die Erbschaftssteuer
Allianz-CEO Oliver Bäte hat der beständig schwelenden Diskussion um die Erbschaftssteuer neuen Schwung verliehen. Im „Handelsblatt" fordert eine härtere Besteuerung von Erben. „Mir geht es darum, die Menschen zu besteuern, die sehr komfortabel leben können, ohne einen einzigen Tag gearbeitet zu haben“, so der Chef des Dax-Konzerns. Bäte spricht sich für eine gestaffelte Erbschaftsteuer, beispielsweise ab einem Vermögen von 1 Mio. Euro aus. Eine Vermögensteuer findet der Allianz-Chef dagegen „absurd“. Vermögen sei ja bereits versteuertes Einkommen. „Ich halte nichts davon, Menschen zu bestrafen, die viel arbeiten und erfolgreich sind“, sagt Bäte.
Götz Werner, 2022 verstorbener Gründer der Drogeriekette dm, besaß ein Vermögen von geschätzt 1,1 Mrd. Euro. Doch der Unternehmer vermachte es nicht seinen sieben Kindern, sondern brachte seine Anteile in eine gemeinnützige Stiftung ein. „Mir ist klar geworden, dass Erbschaft für eine Familie auch Tragik sein kann, wenn sie das Leben der Erben determiniert", sagte Werner der „Zeit“. Heute führt sein zweitältester Sohn Christoph Werner die Drogeriekette, Milliarden bekam ein anderer: Kevin Lehmann ist der Sohn des dm-Mitgesellschafters Günther Lehmann, der Sohn Kevin 2017 seine Anteile überschrieb. Ein Vermögen von 3,3 Mrd. Euro machte Kevin Lehmann „Forbes“ zufolge zeitweise zum jüngsten Milliardär weltweit.
Marlene Engelhorn ist die Urururenkelin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn und sorgte für Schlagzeilen, weil sie den Großteil ihres Erbes verschenkte, insgesamt 25 Mio. Euro. Was damit passieren sollte, darüber ließ sie einen Bürgerrat in Österreich entscheiden. 50 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ließen das Geld an Initiativen fließen, die sich mit den Themen Klima, Wohnen, Gesundheit, Integration und Bildung beschäftigen. „Ich habe mir nichts erarbeitet, keine Leistung dafür erbracht“, sagte Engelhorn der „FAZ“. Dass in Österreich die Erbschaftsteuer abgeschafft wurde, empfinde sie als Zumutung. Mindestens 90 Prozent ihres Erbes wollen sie deshalb zurückgeben.
Sebastian hat Klein hat sein Vermögen nicht geerbt, sondern erarbeitet – einen Großteil davon loswerden wollte er trotzdem. Der Gründer der Sachbuch-App Blinkist wurde mit dem Verkauf des Unternehmens 2023 zum Multimillionär. Von den 5 Mio. Euro behielt er jedoch nur zehn Prozent als Altersabsicherung, den Rest steckte er in eine gemeinnützige GmbH. Der Grund: Die ungleiche Verteilung von Vermögen betrachtet Klein als großes Problem für die Gesellschaft und Gefahr für die Demokratie. Mit seinem neuen Unternehmen Karma Capital investiert er in gemeinwohlorientierte Medienunternehmen.
Als er 17 Jahre alt war, verkaufte Kai Viehofs Familie den Allkauf-Konzern für rund 1 Mrd. Euro an die Metro-Gruppe. Sein Großvater Eugen Viehof hatte 1962 den ersten Großmarkt gegründet und damit den Grundstein für das Familienvermögen gelegt. Kai Viehof bekam von seinem Vater im Laufe der Jahre einen zweistelligen Millionenbetrag. Mit Mitte 30 – vor acht Jahren – schlug er den größeren Teil seines Millionenerbes aus. Große Teile seines Vermögens setzt er für soziale und ökologische Anliegen ein.
Tom Koenigs ist so etwas wie der Pionier der deutschen Vermögens-Verschenker. Er stammt aus einer Bankiersfamilie und saß für die Grünen im Bundestag. Anfang der 1970er-Jahre vermachte der heute 80-Jährige sein gesamtes Erbe, das er von seinem Großvater bekommen hatte, dem Vietcong. Den Großteil davon übergab er seinen Erzählungen nach in zwei Sporttaschen auf einem Berliner Parkplatz. Es sollen zwischen 500.000 und 1 Mio. D-Mark gewesen sein. Er sei dafür, dass große Erbschaften höher besteuert werden, sagte Koenigs viele Jahre später der „Süddeutschen Zeitung“. „Was nicht selbst erarbeitet wurde, sollte hoch besteuert werden", so Koenigs. Er selbst habe erlebt, wie Erbe zu Streit führe. Seine Kinder wüssten, dass bei ihm nichts übrig bleibe.
Die wasserfesten Stifte tragen seinen Namen, doch 1986 stieg Carl-Wilhelm Edding mit dem Börsengang aus der Führung des Unternehmens aus, das er 1960 mit seinem Schulfreund Volker Ledermann in Hamburg gegründet hatte. Den Großteil seines Vermögens brachte Edding später in die von ihm 2005 ins Leben gerufene Stiftung :do ein, die Projekte zu Flucht und Migration unterstützt. Viele Jahre leitete seine Tochter Miriam Edding die Stiftung des 2021 verstorbenen Unternehmers, heute sitzt Per Ledermann im Vorstand – Sohn des zweiten Edding-Gründers.