Job, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bringen wird für Arbeitnehmer immer wichtiger – vor allem angesichts der zunehmenden Belastungen im Arbeitsalltag. Dabei wird neben dem Arbeitsplatz auch der Standort immer wichtiger. Denn eine Stadt mit attraktiven Arbeitsangeboten, muss nicht unbedingt auch attraktiv zum Leben sein.
Work-Life-Balance im internationalen Vergleich
Welche Städte die Work-Life-Balance ihrer Bewohner am besten fördern, hat das Unternehmen Kisi anhand von 20 Kriterien für weltweit 40 Metropolen verglichen. Dabei betrachtet die Studie neben der Anzahl von Urlaubstagen und der Dauer des Arbeitsweges zum Beispiel auch die Gesundheitsfürsorge, die Luftverschmutzung und das Freizeitangebot in den untersuchten Städten. Die Daten für die einzelnen Kriterien stammen unter anderem aus dem „World Happiness Report“ der Weltgesundheitsorganisation und von der OECD. Alle Kriterien werden schließlich auf einer Skala von eins bis 100 bewertet.
Schlusslicht des Rankings ist dabei Kuala Lumpur (1 Punkt). Hier schuften Arbeitnehmer im Schnitt 46 Stunden pro Woche, während ihnen im Jahr gerade einmal durschnittlich acht vergütete Urlaubstage zustehen. Abseits der Arbeit kommen die Menschen ebenfalls kaum zur Ruhe. Denn der Stresslevel der malaysischen Stadt zählt mit 80,9 Punkten zu den fünf höchsten. Dass es auch anders geht, zeigen dagegen diese zehn Städte:
Diese Städte haben die beste Work-Life-Balance
Diese Städte haben die beste Work-Life-Balance

Nur eine der zehn Städte mit der besten Work-Life-Balance liegt nicht in Europa. Mit 72,55 Punkten und damit knapp vor dem kanadischen Ottawa schafft es Vancouver in die Top Ten. Im Schnitt nehmen Arbeitnehmer hier 15 Urlaubstage – fast halb so viele wie beim Spitzenreiter. Auch in Sachen Elternzeit zählt Vancouver mit 364 Tagen zu den Schlusslichtern. Dafür hat die Stadt mit 7 Mikrogramm pro Kubikmeter den drittniedrigsten Feinstaubwerte.

Für die Stadt der Liebe reicht es mit 77,84 Zählern zu Platz neun. Das liegt unter anderem am langen Arbeitsweg von durchschnittlich 44 Minuten. Auch Eltern haben es in Frankreichs Hauptstadt nicht ganz so leicht: Mit 294 Tagen Elternzeit erzielt Paris den zweitniedrigsten Wert unter den Spitzen-Städten. Frankreichs Arbeitnehmer nehmen dagegen die meisten Urlaubstage und schöpfen damit das angebotene Kontingent von mindestens 30 Tagen – übrigens das höchste im gesamten Vergleich – voll aus. Anlass für Urlaub bietet Paris genug, denn mit seinem Freizeit- und Kulturangebot führt Frankreichs Hauptstadt das Ranking mit 95,6 Punkten an.

Die meisten Urlaubstage – im Schnitt 30,5 Tage – nehmen Arbeitnehmer in Barcelona. Auch das Kultur-und Freizeitangebot ist Spitze: Im internationalen Vergleich liegt die katalanische Metropole damit auf Rang zwei. Der Weg ins Büro ist mit durchschnittlich 27 Minuten einer der kürzesten. Allerdings sind die Belastungen im Arbeitsalltag nicht zu unterschätzen: Denn Barcelona hat mit 69,8 Punkten den höchsten Stressfaktor. Eltern können außerdem nur für 112 Tage bezahlt in Elternzeit gehen – der zweitniedrigste Wert aller Spitzenstädte. Im Ranking schafft es Barcelona schließlich auf 77,84 Punkte und damit auf Platz acht.

Mit 84,1 Punkten landet Zürich auf Platz sieben der Städte mit der besten Work-Life-Balance. Diesen Wert verdankt die Schweizer Stadt unter anderem ihrem Wellness- und Fitnessangebot, hier ist sie nämlich Spitzenreiter. Auch der Zugang zu mentaler Gesundheitsvorsorge ist in Zürich mit einer Bewertung von 67,1 Punkten der zweitbeste. In Sachen Elternzeit hat die Stadt allerdings Nachholbedarf: Mit 98 Tagen ist Zürich Schlusslicht unter den Top Ten. Im Vergleich zum Spitzenreiter ist das gerade mal ein Zehntel der bezahlten Zeit.

Drei deutsche Städte sind mit ihrer Work-Life-Balance unter den besten Zehn. Berlin landet dabei mit 88,82 Punkten auf Platz sechs. Die Bundeshauptstadt kann im Ranking vor allem mit ihrem Kultur- und Freizeitangebot punkten – immerhin das drittgrößte unter den Top Ten. Auch die genommenen Urlaubstage zählen mit 29,5 Tagen zu den höchsten Werten. Abzüge gibt es allerdings für die Qualität der Luft: Mit 14,9 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter ist Berlin Spitzenreiter in der Kategorie Luftverschmutzung. Ein Vergleich: Die Feinstaubwerte für Platz eins des Rankings betragen weniger als die Hälfte.

Vor allem die LGTB+-Community kann sich in Stockholm wohl fühlen. Schwedens Hauptstadt erzielt die höchste Bewertung für LGTB+-Gleichstellung. Die Kategorie basiert dabei auf dem Schutz vor Diskriminierung und der Aufgeschlossenheit gegenüber Mitgliedern der Community. Auch in Sachen saubere Luft hat Stockholm die Nase vorn und führt das Ranking mit Feinstaubwerten von 5,8 Mikrogramm pro Kubikmeter an. In den anderen Kategorien ist Stockholm dagegen meistens im Mittelfeld. Für die Work-Life-Balance bedeutet das mit 89,12 Punkten Platz fünf.

Die Hansestadt punktet vor allem durch ihre lockere Atmosphäre. Mit 20,8 hat Hamburg einen der geringsten Stresslevel, und das wohl nicht ganz ohne Grund: Im Schnitt nehmen die Hamburger 29,6 Urlaubstage – knapp ein Drittel mehr als ihnen gesetztlich mindestens zusteht. Auch der Weg zur Arbeit ist mit 29,5 Minuten im Schnitt der viertkürzeste. Die Feinstaubwerte sind mit 11,6 Mikrogramm pro Kubikmeter dagegen relativ hoch, im Vergleich zu den anderen deutschen Städte hat Hamburg aber noch die besten Feinstaubwerte. Im internationalen Vergleich gibt es deshalb mit 93,57 Punkten Platz vier.

Oslo ist gleich in mehreren Kategorien Spitzenreiter: Mit 38,9 Stunden haben Arbeitnehmer in der norwegischen Hauptstadt die kürzesten Wochenarbeitszeiten. Das Verhältnis von Männern und Frauen in Politik, Bildung und Wirtschaft ist mit einem Wert von 77,9 ebenfalls am ausgeglichensten. Und auch im Bereich psychische Gesundheitsvorsorge führt Oslo das Ranking mit einem Wert von 68,9 Punkten an. In Sachen Kultur- und Freizeitangebot, genommener Urlaubstage und bezahlter Elternzeit hat die Stadt dagegen Nachholbedarf. Insgesamt reicht es deshalb mit 95,26 Punkten für Platz drei.

In München nehmen die Einwohner 29,7 Tage bezahlten Urlaub pro Jahr – der dritthöchste Wert unter den Top Ten. Kein Wunder, denn die bayerische Landeshauptstadt hat so wenig Stressfaktoren wie keine andere Stadt. Auch der Weg zur Arbeit ist mit 27 Minuten der zweitkürzeste. Mit seinem Kultur- und Freizeitangebot liegt München zwar im Mittelfeld – dafür aber deutlich vor Platz eins des Rankings. Die Feinstaubwerte könnten mit 12,2 Mikrogramm pro Kubikmeter allerdings besser sein. Unter den deutschen Städten ist München Tabellenführer, im Gesamtranking reicht es zu Platz zwei.

Helsinki hat mit voller Punktzahl die beste Work-Life-Balance des Rankings – und das nicht ohne Grund. Mit satten 1127 Tagen bietet die finnische Hauptstadt die längste bezahlte Elternzeit. Arbeitnehmern werden außerdem im Schnitt 30 Urlaubstage angeboten, der höchste Wert im Ranking. Auch auf der Arbeit ist man in Helsinki mit 26 Minuten so schnell wie in keiner anderen Stadt. Das Kultur- und Freizeitangebot liegt mit 53,2 Punkten zwar deutlich hinter den anderen Städten, dafür sind die Feinstaubwerte von 6,7 Mikrogramm pro Kubikmeter die zweitniedrigsten. Auch die psychischer Gesundheitsvorsorge erzielt mit 58,8 den zweithöchsten Wert. Helsinkis Bewohner sind mit ihrer Stadt deshalb so zufrieden wie sonst niemand, auch hier bekommt die Stadt die volle Punktzahl.