Auch für die britischen Superreichen geht eine Ära zu Ende. Zum vermutlich letzten Mal hat „Forbes“ die Milliardäre im Vereinigten Königreich vor dem EU-Austritt gezählt. Das Ergebnis: 54, exakt die Zahl des Vorjahres. Also alles beim Alten? Mitnichten. Denn das Gesamtvermögen dieser Reichen verringerte sich binnen eines Jahres um ganze 20 Prozent auf nun 182 Mrd. US-Dollar.
Grundsätzlich befinden sich die Briten (noch) in guter Gesellschaft. 46 Prozent der Milliardäre weltweit wurden laut „Forbes“ im vergangenen Jahr „ärmer“. Richard Branson liegt damit voll im Trend. Der Virgin-Gründer war auf der „Billionaires“-Liste 2018 noch mit 5 Mrd. Dollar vertreten. Nun sind es 4,1 Milliarden. Branson wird aktuell im Vereinigten Königreich auf Platz 14 (weltweit: 478) geführt und hat es damit nicht auf unsere Rangliste geschafft.
Das sind die 8 reichsten Briten
Laurence Graff ist Chairman von Graff Diamonds International. Das Unternehmen ist weltweit mit 50 Geschäften vertreten. Zu Graffs Kunden gehörten unter anderem Donald Trump und Oprah Winfrey. Das Vermögen des Milliardärs schätzt Forbes auf 5,5 Mrd. Dollar.
James Dyson konnte im Gegensatz zu vielen Landsleuten seinen Reichtum beisammenhalten. „Forbes“ beziffert das Vermögen des Erfinders auf 5,7 Mrd. Dollar (Stand: 5. März 2019). Ein Jahr zuvor waren es 5,6 Mrd.. 1978 hatte der Brite einen leistungsstarken Staubsauger konstruiert, der ohne Beutel auskommt. Mittlerweile setzt sein Unternehmen mit mehr als 60 Produkten weltweit 5,8 Mrd. Dollar jährlich um. Das nächste Projekt des Brexit-Anhängers: ein Elektroauto.
Die Brüder Ian (Bild) und Richard Livingstone kommen laut „Forbes“ gemeinsam auf ein Vermögen in Höhe von 6,2 Mrd. Dollar. 2011 waren es noch 2 Mrd. Dollar. Der Aufstieg gelang dank kluger Immobiliengeschäfte der Livingstone-Firma London & Regional. Zu ihr gehören europaweit mehr als 45 Hotels der Kette Holiday Inn Express. In London darf es hingegen exklusiver sein. Die Brüder investierten in noble Hotels, Apartments und Geschäfte. In Planung sind aktuell Großprojekte in Panama und Kuba.
Denise Coates ist laut „Forbes“ aktuell rund 6,5 Mrd. Dollar schwer. Das macht die Chefin von Bet365, eine der größten Online-Glücksspiel-Plattformen weltweit, zur reichsten Frau des Vereinigten Königreichs. Aber was ist mit Queen Elizabeth II., fragen Sie? Nun, zum einen werden Monarchen (und Diktatoren) nicht auf der Milliardärsliste geführt, da ihr privates Vermögen oft schwer von dem des Staates zu trennen ist. 2016 hat sich „Forbes“ trotzdem an eine Schätzung gewagt – und kam für die Queen auf „nur“ 530 Mio. Dollar. Darüber könnte Coates nur müde lächeln. Die Miteigentümerin von Bet365 zahlte sich 2018 mehr als 280 Mio. Dollar an CEO-Gehalt.
Noch ein Brüderpaar: Mit jeweils 7,5 Mrd. Dollar teilen sich Simon und David Reuben Platz vier unserer Rangliste. Weltweit werden sie von „Forbes“ auf Platz 195 der reichsten Menschen geführt. Die in Indien geborenen Sprösslinge einer irakisch-jüdischen Familie wurden unter anderem mit dem Handel von Metallen und Immobilien steinreich. 2016 verkauften sie ihre Anteile an der Datennetz-Firma Global Switch für fast drei Milliarden Dollar an ein chinesisches Konsortium.
Michael Platt ist der CEO von BlueCrest Capital Management. Der ehemalige JPMorgan-Manager hatte das Unternehmen im Jahr 2000 mitgegründet. BlueCrest war laut „Forbes“ auf seinem Höhepunkt 2013 einer der größten Hedgefonds der Welt. 2015 verwandelte Platt sein Unternehmen den Angaben zufolge in ein Family Office mit zuletzt 153 Prozent Rendite. Der zur Veröffentlichung des Rankings 55-jährige Brite ist der einzige Nicht-Amerikaner dieser Liste. Er steigerte sich von 15,2 auf 16,0 Mrd. Dollar (Platz 106).
2014 konnte sich James Ratcliffe erstmals auf der „Forbes“-Milliardärsliste platzieren. Seitdem hat er sein Vermögen auf 12,1 Mrd. Dollar verzehnfacht. Ratcliffe gelang ein Aufstieg wie aus dem Bilderbuch. Der Brite, der als Kind in einer Sozialwohnung lebte, gründete 1998 Ineos, heute einer der größten Chemiekonzerne der Welt. Ratcliffe ist die reichste Einzelperson im Vereinigten Königreich. Für Platz eins der „Forbes“-Liste hat es allerdings nicht ganz gereicht.
Die Brüder Srichand, Gopichand, Prakash und Ashok Hinduja teilen sich Platz eins der „Forbes“-Reichenliste für Großbritannien. Sie kommen demnach gemeinsam auf ein Vermögen in Höhe von 16,9 Mrd. Dollar. Genau vor 20 Jahren hatten die Brüder den Einstieg in den weltweiten Club der Milliardäre geschafft. Sie besitzen den indischen Mischkonzern Hinduja-Group (Finanzen, Telekommunikation, Öl). Der Konzern mit Sitz in London wurde 1914 von ihrem Vater gegründet. Der Vorstandsvorsitzender ist Srichand Hinduja.