Der Immobilienmarkt in Bonn
Kein Kanzler, na und? - Die besten Wohnlagen in Bonn
Der früheren Bundeshauptstadt hat ihr Statusverlust nicht weiter geschadet. Bonn wächst schneller,
als gebaut werden kann. Das hält die Preise stabil.
Wer vor zehn Jahren prognostiziert hätte, dass sich Bonn nach dem Abzug von Ministerien, Behörden und Botschaften zum Sitz weltweit agierender Firmen und Institutionen entwickeln würde, wäre schräg angeguckt worden. Tatsächlich prägen heute Dax-Konzerne wie Telekom oder Post und der Campus der Vereinten Nationen den Arbeitsmarkt und verleihen der ehemaligen Bundeshauptstadt internationales Gepräge.
Trotzdem hat Bonn seine Beschaulichkeit nicht verloren – ein Punkt, den ImmobilieninteressenÂten zu schätzen wissen. ÂMichael Höpfner, Makler bei Engel & Völkers, etwa beobachtet seit einiger Zeit, dass ÂKölner ihren Lebensmittelpunkt von der Millionenstadt ein Stück weit den Rhein hinauf verlagern. Es locken die landschaftlich reizvolle Umgebung mit Siebengebirge und Kottenforst sowie die ausgezeichnete Versorgung mit Schulen. Ein Erbe der Ära, in der Bonn zahlreiche Botschaften beÂherbergte. Diese Faktoren tragen mit dazu bei, dass die Stadt kontinuierlich wächst: Lebten Ende 2011 knapp 328.000 Menschen in Bonn, werden es nach Prognosen des Statistischen Landesamts 2050 rund 362.000 sein.
Zu den Top-Lagen zählen Südstadt, Poppelsdorf und das zu Bad Godesberg gehörende Villenviertel. In den Fokus von Immobilienkäufern rücken zunehmend auch Kessenich – und die Altstadt. „Dieser Stadtteil bietet viel Potenzial, es gibt allerdings noch hohen Sanierungsbedarf“, sagt AnÂdreas Hüls, Geschäftsführer von B & H Immobilien.
In der Innenstadt sind Flächen für größere Neubauten knapp. „Es werden nur Objekte mit wenigen Wohnungen errichtet“, sagt Philipp Rothländer, Verkaufsleiter bei Corpus Sireo. Wenn neu gebaut oder saniert wird, taucht in fast jedem Prospekt das Wort „hochwertig“ auf. „Die Einstandspreise sind so hoch, dass sich die Bebauung oder Sanierung nur für exklusive Objekte rechnet“, so Rothländer. Durchschnittsverdiener ziehen da den Kürzeren. „Eine Familie mit nur einem Einkommen hat es schwer in Bonn“, sagt der Sachverständige Franz Lanzendörfer.
In einigen nördlichen Stadtteilen wie Buschdorf, Auerberg oder DuisÂdorf werden Immobilien noch zu relativ moderaten Preisen gehandelt. Das Interesse konzentriert sich jedoch aufs Zentrum, wo Objekte in kürzester Zeit den Besitzer wechseln. Karsten Heese von der Volksbank Bonn Rhein-Sieg hat Objekte im Schnitt zwei Monate im Angebot. „Früher dauerte die Vermittlung fünf Monate.“
Schneller Umschlag, hohe Preise – das klingt nach einer drohenden Immobilienblase. Diese Gefahr sehen die Makler mehrheitlich nicht: „Überzogene Forderungen werden nicht erfüllt“, sagt Stefan Horst von Dahler & Company. Volksbanker Heese rechnet auf Jahressicht mit stagnierenden Preisen. Bonn sei auf einem Niveau, das nur noch schwer zu toppen sei – außer in absoluten Spitzenlagen.