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Investorenlegende Warren Buffett: Gold statt Goldman Sachs

Investorenlegende Warren Buffett
Investorenlegende Warren Buffett
© IMAGO / Future Image
Mit Gold hat Warren Buffett eigentlich nichts am Hut. Doch jetzt ist seine Investmentholding Berkshire Hathaway in eine Goldminen-Aktie eingestiegen. Hat sich der fast 90-jährige Investor ein bisschen zurückgezogen?

Warren Buffett hat sich in der Vergangenheit von Gold ferngehalten. Dass seine Investmentholding Berkshire Hathaway in den vergangenen Monaten eine große Position im Goldförderer Barrick Gold aufbaute, hat nun Spekulationen über einen teilweisen Rückzug der Investorenlegende aus den Anlageentscheidungen ausgelöst. Möglicherweise geht der Einstieg bei Barrick Gold auf seine beiden Stellvertreter und potenziellen Nachfolger Todd Combs und Ted Weschler zurück.

Berkshire hatte am Freitagabend nicht nur seine Quartalszahlen mitgeteilt, sondern in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC auch über wichtige Umschichtungen im Portfolio im zweiten Quartal informiert. Am auffälligsten war der Kauf von 20,9 Millionen Aktien von Barrick Gold im Volumen von 563,5 Mio. Dollar. Barrick Gold gilt als weltweit größer Goldförderer. Diese Unternehmen profitieren vom stark gestiegenen Goldpreis. Weil die Förderkosten weitgehend unverändert sind, steigt ihr Gewinn mit dem Goldpreis an. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Sinkt der Goldpreis, schmelzen die Gewinne dahin. Die Barrick-Aktie hat wegen der Gold-Hausse im laufenden Jahr rund 50 Prozent an Wert gewonnen.


Barrick Gold Aktie


Barrick Gold Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Buffett hatte sich in der Vergangenheit skeptisch gegenüber Gold geäußert, auch weil dies anders als Dividendenaktien keine Ausschüttungen bietet. „Es ist besser, eine Henne zu haben, die auch Eier legt, statt eine, die man nur anschaut und für die man noch Versicherungsprämien und Lagergebühren zahlen muss“, sagte er 2009 in einem Interview mit dem Börsensender CNBC. Und auch jüngst tadelte Buffett Investoren dafür, dass sie aus Angst vor einem ausufernden US-Haushaltsdefizit auf Gold statt auf Aktien gesetzt haben.

Der Einstieg seiner Investmentholding Berkshire Hathaway mit 1,2 Prozent bei Barrick Gold wurde vor diesem Hintergrund an den Kapitalmärkten mit Überraschung aufgenommen. Im gesamten SEC-Dokument von Freitag sei der Einstieg „der größte Schock“, sagte in einem Interview mit Bloomberg-TV David Kass, Professor für Finance an der Robert H. Smith School of Business der Universität Maryland. Angesichts von Buffetts Gold-Skepsis und des Volumens seines Einstiegs sei es vorstellbar, dass die Anlage von Combs oder Weschler getätigt worden sei. „Dennoch sollte man meinen, dass sie Warren Buffetts skeptische Philosophie von Investitionen in Gold teilen, die er bei mehreren Jahresversammlungen sowie in seinen Briefen an die Aktionäre zum Ausdruck gebracht hat“, sagte Kass. „Dennoch taucht dies plötzlich in seinem Portfolio auf, fast wie eine Absicherung gegen mögliche schlechte Zeiten.“

Buffett wird am 30. August 90 Jahre alt. Damit dürfte einmal mehr die Frage aufkommen, wie die Ikone des Value Investing ihre Nachfolge an der Spitze von Berkshire Hathaway regeln wird.

Ausstieg bei Goldman Sachs

Neben dem Einstieg bei Barrick Gold sorgte Buffetts Unternehmen im zurückliegenden Quartal mit zahlreichen Umschichtungen bei Bank-Aktien für Furore, nachdem der Rückzug aus Luftfahrt-Aktien schon im Mai kommuniziert worden war. Insbesondere trennte sich Berkshire im zurückliegenden Quartal von Anteilen an J.P. Morgan und Wells Fargo. Außerdem verkaufte Buffett seine Goldman Sachs-Aktien. Buffett war im September 2008 und damit auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit 5 Mrd. Dollar bei Goldman eingestiegen. Die Aktie kostet aktuell rund 208 Dollar, am 15. September 2008 – dem Tag der Pleite von Lehman Brothers – schloss die Aktie bei knapp 95 Dollar. In den folgenden September-Tagen schwankte der Schlusskurs zwischen 75 und knapp 95 Dollar. Zu welchem Preis Buffett bei Goldman eingestiegen war, ist allerdings nicht bekannt.

Ganz aus Banken zog sich Buffett jedoch nicht zurück, denn er baute seine Beteiligung an der Bank of America weiter aus. Buffett nannte Banken in der Vergangenheit ein gutes Geschäft – solange sie keine schweren Fehler begingen. Mit den immer niedrigeren Zinsen und der Aussicht steigender Kreditausfälle in Folge der Corona-Pandemie bröckelt jedoch die Rentabilität der Institute. Das Umschichten in Aktien von Bank of America könnte ein typisches Value-Investment sein. Während der Kurs-Buch-Wert bei J.P. Morgan inzwischen 1,23 beträgt, liegt er bei Bank of America bei 0,85. Damit ist die Aktie im Vergleich deutlich günstiger.

Die Corona-Pandemie drückte im zweiten Quartal auf den Gewinn von Berkshire Hathaway, unter anderem wegen eines schwachen Eisenbahngeschäfts. Der operative Gewinn im Zeitraum von April bis Juni betrug 5,5 Mrd. Dollar nach 6,1 Mrd. Dollar im Vorjahr.

Die jüngsten Umschichtungen im Berkshire-Depot dürften zudem einige Buffett-Kritiker besänftigen. Sie hatten ihm vorgeworfen, im Corona-Crash im Frühjahr nicht günstig bei Aktien zugegriffen zu haben . Zuvor liefen bereits zahlreiche Deals schief, und die Aktie seines Unternehmens Berkshire Hathaway hinkt seit Jahren dem Gesamtmarkt hinterher.

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