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Geldanlage Wandelanleihe: der Anlageklassen-Hybrid

Symbolbild Geldanlage
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© Getty Images
Gewaltige Ausgabenprogramme treiben das Wirtschaftswachstum, aber wie lange noch? Privatanleger können sich mit Wandelanleihen gegen konjunkturelle Turbulenzen wappnen

Es sind widersprüchliche Signale, die von den großen Börsenplätzen ausgehen. Während sich der Volatilitätsindex VIX unauffällig verhält, bewegt sich der SKEW-Index für Extremereignisse seit Juni auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Die Märkte positionieren sich demnach zwar primär für das Best-Case-Szenario, rechnen aber auch damit, dass es nochmal zu einem großen Rücksetzer kommen könnte. Seit dem Corona-Crash im März 2020 erlebt der internationale Aktienmarkt eine Rally, die ihresgleichen sucht. Was Anleger jetzt zunehmend verunsichert und stutzig macht, sind die grassierende Delta-Variante des Coronavirus, anhaltende Versorgungsengpässe in den globalen Lieferketten sowie die steigende Inflationsrate.

In einem derart trüben Fahrwasser bieten sich für Privatanleger abseits der altbekannten sicheren Häfen Wandelanleihen an. Wandelanleihen, auch Convertible Bonds genannt, werden von Aktiengesellschaften als Unternehmensanleihe ausgegeben und bieten so wie herkömmliche Anleihen regelmäßige, wenn auch etwas niedrigere, Zinszahlungen. Das Besondere daran: Die Wandelanleihe kann auf Wunsch des Anlegers hin in Aktien umgewandelt werden – daher der Name. Die Option erfolgt innerhalb einer vorab definierten Wandlungsfrist und zu einem festgelegten Kaufpreis für die Aktien. Investoren machen von dieser Option üblicherweise nur Gebrauch, wenn der Aktienkurs vor der Deadline höher liegt als noch beim Kauf. Wenn sie nicht wandeln, erhalten die Anleger das eingesetzte Kapital zum Laufzeitende der Anleihe zurück. Die Ausnahme bilden Pflichtwandelanleihen, bei denen sich Investoren zu einem Umtausch verpflichten. In beiden Fällen gilt: Einmal umgewandelt, bleibt es beim Aktienbesitz.

Investoren gewinnen Gefallen an Wandelanleihen

Wandelanleihen legen Investoren demnach das Steuer in die Hand, um auf den rauen Börsengewässern zwischen Aktien und Anleihen zu manövrieren. „Der Charme dieser Assetklasse ist, dass Anleger mehr an Aufwärtsbewegungen des Aktienmarkts als an Abwärtsbewegungen partizipieren“, sagt dazu Stefan Krause, Wandelanleihen-Experte bei Swisscanto Invest in Zürich. Die Faustregel besagt, dass Wandelanleihen zwei Drittel der Aufwärtsbewegung, jedoch lediglich ein Drittel der Abwärtsbewegung des Aktienmarkts mitmachen. „Langfristig können aktienähnliche Renditen mit weniger Volatilität im Vergleich zu einem Aktiendirektinvestment erzielt werden“, betont Krause.

Investoren scheinen jedenfalls Gefallen an dieser Mischform gefunden zu haben, denn der Markt wächst: „Allein im Jahr 2020 wurden Neuemissionen im Umfang von fast 170 Milliarden US-Dollar platziert, bis Ende August dieses Jahrs bereits fast 120 Milliarden US-Dollar“, sagt Krause.

Wandelanleihen-Fonds für Privatanleger

Der Fachmann rät dazu, Wandelanleihen in einem gut diversifizierten Portfolio nicht außen vor zu lassen, weist aber zugleich auf deren die Herausforderungen hin: „Aufgrund der Komplexität und der notwendigen intensiven Einzeltitelanalyse, nebst den teilweise sehr hohen Mindeststückelungen, erscheint für Privatanleger eine Investition in eine globale Fondslösung am sinnvollsten.“ Wandelanleihen als Einzelwerte sind demnach eher für institutionelle Investoren geeignet, Privatanleger sollten sich lieber auf Wandelanleihefonds beschränken.

Bei der Auswahl zwischen unterschiedlichen Convertible-Fonds sollten Anleger auf deren Volatilität und den Maximum Drawdown, also den maximalen Wertverlust innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, achten. Der Maximum Drawdown wird als Prozentzahl angegeben. Je niedriger diese Prozentzahl ist, desto besser funktioniert das Risikomanagement des Fonds. Eine weitere wichtige Kennzahl ist das sogenannte Delta. Dieses gibt die Aktiensensitivität eines Wandelanleihefonds an, also wie sehr er eher einem Aktien- als einem Anleihefonds entspricht. Je höher das Delta, desto stärker ähnelt das Rendite-Risiko-Profil einem Aktienfonds. Bei einem Delta zwischen 35 und 70 Prozent spricht man von ausbalanciert. Demnach bietet sich hier auch die Möglichkeit, entweder Aktien- oder Anleihemarktrisiken überzugewichten.

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